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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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mich jene Kunden, die üblicherweise diese Moskitoart nicht ordern.«
    »Dazu muß ich in den Unterlagen nachsehen.« Sie drehte sich zu ihrem Computer, rief eine Abfolge von Listen auf und studierte sie mit gerunzelter Stirn. Dann erhob sie sich, trat zu einem versperrten Aktenschrank, schloß ihn auf und blätterte ein paar Minuten lang in Schnellheftern. Cavanaugh sah ihr dabei zu. Im Profil betrachtet war sie viel hübscher. Und sie hatte wunderschöne Beine. Aber vielleicht war es das gar nicht – vielleicht war es ihre ruhige Selbstsicherheit, die so einnehmend wirkte, dieses Selbstwertgefühl, das ausreichte, um einem Mann nicht hinterherzurennen, der kein Interesse an ihr hatte – und auch, um ihn deswegen nicht zu bestrafen. Eigentlich hatte sie als Frau Klasse. Und jetzt, wo er sich diese Möglichkeit gründlich verbaut hatte, wünschte er, sie würde mit ihm abendessen.
    Sie kam zum Schreibtisch zurück und setzte sich. »In den letzten fünf Monaten hatten wir nur acht Bestellungen für T. rutilus. Sieben davon waren Daueraufträge von Universitäten; sie verwenden T. rutilus bei ihren Lehrveranstaltungen für Graduierte. Die achte Bestellung kam von einem Käufer, der zwar in unserer Kundenliste aufscheint, der aber noch nie zuvor T. rutilus bestellt hat.«
    Sie zögerte. Cavanaugh wartete schweigend.
    »Es handelt sich um ein komplexes Kundenkonto, denn hier beherbergt eine Einrichtung eine Anzahl unterschiedlicher Organisationen. Siebenunddreißig, um genau zu sein. Üblicherweise werden die Bestellungen einer bestimmten Unterorganisation in Rechnung gestellt, aber diese Order wurde von einer anderen Stelle an derselben Adresse beglichen, die nur als ›Projekt Geburtstag‹ bezeichnet wird.«
    Wiederum zögerte sie. Wiederum wartete Cavanaugh schweigend.
    »Das Kundenkonto lautet auf Fort Detrick, Maryland.«
     
    Er fuhr zurück nach Maryland, brachte Earl nach Hause, rückte weitere dreiundsechzig Dollar heraus und fuhr wiederum in sein Motel, um Melanie zu berichten, was er in Erfahrung gebracht hatte.
    »Na ja, Robert, das ist zwar interessant, beweist aber eigentlich noch gar nichts.«
    »Ich weiß, daß es nichts beweist«, entgegnete er gereizt. »So funktioniert die Sache auch nicht! Es ist nichts als ein weiteres Steinchen. Wenn man genug davon sammelt, dann hat man schließlich ein fertiges Mosaik.«
    »Oder eine Schottergrube«, sagte Melanie, aber sie hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. »Haben Sie bei der Rückfahrt Nachrichten gehört?«
    »Nein.« Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Möglichkeiten abzuschätzen, nach Verbindungen zu suchen und seine nächsten Schritte zu planen.
    »Die Anklagekammer hat getagt. Sie hat nicht genug Beweise gefunden, um Michael Donohue vor Gericht zu stellen. Und jetzt steht das FBI mit gewaschenem Kopf da.«
    »Ist ja nicht das erste Mal«, sagte Cavanaugh. Mann, sie konnte einen wirklich irritieren. »Wir sind nicht der liebe Gott. Und sagen Sie jetzt nicht, daß wir uns jedenfalls dafür halten.«
    »Okay, sage ich es eben nicht«, antwortete Melanie. »Aber laut. Dann verraten Sie mir statt dessen, was ›Bevins gegen sechs unbekannte Agenten‹ bedeutet. Donohues Anwalt sagte in seiner Pressekonferenz, Amerika solle immer daran denken.«
    Cavanaugh hielt den Atem an und überlegte hastig. Bevins gegen sechs unbekannte Agenten war der Präzedenzfall für die Klage eines Staatsbürgers gegen das FBI. Oder, besser, nicht gegen das FBI als Ganzes, sondern gegen einzelne Agenten, die die Bürgerrechte eines Verdächtigen verletzt hatten. Cavanaugh war ein Mitglied des Teams gewesen, das Donohue zu überwachen hatte, und er hatte auch an der Haussuchung teilgenommen … Nein, das reichte nicht. Falls Donohue wirklich gegen jemanden klagen wollte, dann würden es vermutlich Dunbar und Pilozzi sein. Und dazu vielleicht der FBI-Doktor, der Donohue Blut abgenommen hatte. Das wäre sicher die schwerwiegendste Sache.
    »Ich verrate es Ihnen beim Abendessen«, sagte er. »Ich bin am Verhungern.«
    »Haben Sie heute überhaupt schon etwas gegessen?«
    »Nein. Sie?«
    »Natürlich. Und Earl habe ich auch etwas gegeben. Wir schauen ja auf uns. Ich will nur meine Tasche holen.«
    Während sie auf Zehenspitzen zwischen den Insektenhäufchen hindurchbalancierte, klingelte das Telefon. Nach einer Schrecksekunde wurde Cavanaugh bewußt, daß es sich um sein Zimmer handelte und nicht um das der Insekten, und er nahm den Hörer ab.
    »Bob, Marty Felders.

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