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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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in Virginia erhielten. Ausgehend davon und von den bekannten Fortpflanzungs-, Überlebens- und Absterbensraten berechneten wir, wieviele Elefantenmoskitos während der letzten vier Monate auf den Gelände in Virginia geschlüpft sind. Das ist die blaue Kurve.«
    Cavanaugh warf einen Blick auf die Grafik. »Und was bedeutet die grüne Kurve?«
    »Die Anzahl von Elefantenmoskitos auf dem anderen Gelände, am Ostrand des verseuchten Gebietes. Sehen Sie, die blaue und die grüne Linie gehen beinahe vom selben Punkt aus.«
    »Und die rote Kurve?« fragte Cavanaugh, nur um sicherzugehen.
    »Das ist der Seuchenherd in der Nähe von Newburg. Die Daten sind unbrauchbar, das Gebiet hat zu starken Schaden genommen. Beschränken Sie sich auf die blaue und die grüne Kurve. Von der Todesrate bei den Erkrankten wissen wir, daß sich die Seuche hauptsächlich in westlicher Richtung ausbreitete. Die blaue Kurve ist das Gelände West, die grüne Kurve Ost.«
    Cavanaugh studierte die Grafik eingehender. Die beiden Linien blieben nahezu identisch bis zum 3. Juni – den Tag vor jenem, an dem er mit Schwester Pafford über die gestiegene Schlaganfallhäufigkeit im Gemeindekrankenhaus von Dellridge gesprochen hatte, erinnerte sich Cavanaugh. Danach schoß die Zahl von Elefantenmoskitos auf dem Gelände in Virginia abrupt und dramatisch in die Höhe und blieb auch für den Rest der Kurve höher als auf dem östlicher gelegenen Gelände.
    Cavanaugh wartete, daß ihm jemand die Bedeutung dieses Umstandes erklärte; gewiß hatte es nichts mit Elefanten zu tun, die im südlichen Maryland eher selten waren.
    »Das hier ist ein Elefantenmoskito«, sagte Earl, pickte ein totes Insekt aus einem von Hunderten Häufchen auf den weißen Tüchern und ließ es in Cavanaughs Handfläche fallen. Offensichtlich war für Earl nur die konkrete Tatsache, daß das Insekt existierte, von Wichtigkeit und nicht seine Bedeutung für die Untersuchung. Cavanaugh inspizierte es: Es hatte metallisch glänzende blaue Schuppen und eine lange, gebogene Nase. Nein, nicht Nase – Proboscis.
    Melanie erbarmte sich seiner. »Die Larven des Elefantenmoskitos sind Räuber. Sie ernähren sich von im Wasser lebenden Gliederfüßern, im besonderen von Larven anderer Moskitoarten. Die erwachsenen Tiere ernähren sich hingegen von Pflanzensäften und Nektar, niemals von Blut. Sie sind auch von kommerziellen Züchtern, die Labors beliefern, in großer Anzahl leicht herzustellen.«
    Cavanaugh kam immer noch nicht mit. »Und? Was hat das zu bedeuten?«
    »Es gab einige recht erfolgreiche Experimente, andere, gefährlichere Arten von Mücken zu reduzieren, indem man Unmengen von Elefantenmoskitos in Seuchengebieten aussetzte. Damit ihre Larven die Larven der anderen, gefährlicheren Arten auffraßen. Und die Grafik bedeutet, daß jemand versuchte, das in Virginia zu tun, um die Epidemie zu stoppen, bevor die Öffentlichkeit davon erfuhr.«
    »Hat nich’ funktioniert«, bemerkte Earl. »T. rutilus brütet zwar so weit nördlich, besonders, wenn’s wirklich heiß is’, aber Freude kommt da nich’ auf. Fühlen sich wohler in South Carolina, in Georgia und in Florida.«
    Cavanaugh betrachtete das glücklose tote Insekt auf seiner Handfläche. »Sie sagten, sie werden von Firmen für Laborbedarf gezüchtet?«
    »Ja«, nickte Melanie.
    »Von welcher Firma?«
    »Zweifellos mehr als eine. Die größte im Osten …«
    »Ich weiß. Stanton-Laborbedarf in Atlanta.«
    »Richtig. Aber Stanton hat T. rutilus nicht im Programm. Ich weiß das, weil ich deren Insektenkatalog praktisch auswendig kenne. Das Zentrum ist Großkunde dort. Stanton findet T. rutilus nicht profitabel genug. Die biologische Schädlingsbekämpfung ist noch kaum über das Experimentalstadium hinaus. Aber wenn wir ein paar Exemplare brauchen, dann züchten wir sie uns selbst heran. In Georgia gibt es mehr als genug davon.«
    South Carolina, Georgia und Florida. Das hatte Earl gesagt. Aber nicht unbedingt Maryland. »Wo würde also jemand, der versuchen will, Malaria reading biologisch zu bekämpfen, Elefantenmoskitos kaufen?«
    »Sagte ich doch schon, da gibt es zahlreiche Möglichkeiten.« Melanies Blicke wanderten ständig zu den Insektenhäufchen, denen Earl sich wieder zugewandt hatte. Unbestreitbar juckte es sie, die Arbeit fortzusetzen, doch zuvor sagte sie zu Cavanaugh: »Wer, denken Sie, hat heimlich den Versuch gemacht, die Epidemie auf diesem Weg zu beenden?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Was auf der Hand

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