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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wäre, würde es die CIA warnen, daß wir ihnen hinterherschnüffeln, und dann würden sogar die echten Zufälligkeiten tiefer versenkt werden als im Marianengraben. Ich hatte eher gehofft, Sie hätten eine Art inoffizielle Spur aus Brotkrümeln.«
    Zögernd sagte Cavanaugh: »Könnte schon sein.«
    Felders’ helle Augen wurden noch heller. »Aha. Und Ihrem Gesicht nach zu schließen handelt es sich um Krümel mit Lippenstift.«
    »Zwei Krümel mit Lippenstift.«
    »Zwei? Sie werden auch nicht klüger, was? Na ja, also folgen Sie Ihren Krümelspuren bis Ende nächster Woche. Und denken Sie immer daran, was Hänsel widerfahren ist.«
    »Gretel rettete ihn aus dem Ofen der Hexe.«
    »Im letzten Moment«, sagte Felders. »Und erst, als es ihm schon die Eier versengte. Seien Sie vorsichtig, Bob. Und schnell.« Felders ging.
    Und schnell. Großartig. Wie sollte man schnell sein ohne Anrufe von Melanie oder Tess? Bevor die beiden sich nicht bei ihm meldeten, konnte Cavanaugh absolut nichts tun.
     
    Melanie erwachte ausgestreckt auf dem Labortisch, immer noch im Unterhöschen. Alle Knochen taten ihr weh; sie war zu alt, um auf eisernen Labortischen zu schlafen. Auf der anderen Seite des Raums saß Krovetz über seine Arbeit gebeugt. Licht strömte durchs Fenster.
    »Wie … wie spät ist es?« Sie rappelte sich hoch; ihre Gelenke krachten.
    »Mittag«, sagte Joe. »Melanie, kommen Sie und sehen Sie sich …«
    »Mittag? Samstag mittag? Lieber Himmel, ich habe vierzehn Stunden geschlafen! Haben Sie durchgearbeitet?«
    »Mehr oder weniger. Kommen Sie, sehen Sie sich das an, Mel.«
    Sie hatte Schwierigkeiten, vom Tisch herabzukommen, weil sie nicht wollte, daß die Decke, in die sie sich gewickelt hatte, herabfiel. Nicht, daß Krovetz das bemerkt haben würde – oder auch nur das geringste Interesse dafür hätte, falls er es bemerkte. Der Tonfall seiner Stimme verriet ihr, daß etwas anderes sein ungeteiltes Interesse geweckt hatte, und als Reaktion darauf verspürte Melanie einen Adrenalinstoß durch ihren Körper schießen. Joe hielt ihr vergrößerte Mikroskopaufnahmen hin.
    »Sehen Sie, Mel. Das hier sind abgestorbene menschliche Blutzellen von Ihren toten Moskitos und Larven. Die Zellen sind tatsächlich von falciparum reading befallen. Natürlich nur die Zellen mit Hb-S.«
    »Also handelte es sich in Yamdongi wirklich um Malaria reading!«
    »Natürlich. Das wußten Sie doch schon. Aber sehen Sie sich diese Daten an.«
    Noch mehr Papiere. Melanie studierte sie, blinzelte im Lichtschein, der durch das Fenster fiel, und hielt die Decke fest, die von einer Schulter gleiten wollte.
    »Joe, das ist nicht so ganz mein Gebiet, aber das scheint zu bestätigen …«
    »Daß dieser Satz von Plasmodium reading genau die gleichen DNA-Veränderungen aufweist wie unser alter Freund, der Parasit in A. quadrimaculatus in Maryland und Virginia. Die veränderten Oberflächenpeptide binden sich nur an Sichelzellen, und zwar besonders gern an die Auskleidung der Blutgefäße im Gehirn. Es ist der gleiche gentechnisch erzeugte Mutant, nur diesmal in A. gambiae.
    Aber sehen Sie sich das an, Mel, dieses Bild. Es ist typisch für die Musterexemplare, die Sie mitbrachten.«
    Melanie blickte auf das Bild. Wie die anderen auch war es eine vergrößerte Aufnahme mit dem Rastertunnelmikroskop. Sie zeigte P. reading im Sporozoiten-Stadium, so, wie es in der Speicheldrüse der Anophelesmücke lebte. Doch statt die wohlbekannte lange asexuelle Fadenform aufzuweisen, sahen diese Sporozoiten aus, als kämen sie direkt aus einem wilden Kampf: Zerfetzte, geborstene Fragmente waren über die ganze Aufnahme verteilt. Und jene, die nicht zerfetzt waren, waren mißgebildet. Winzige Flecken sprenkelten den Hintergrund wie Schrapnellsplitter.
    »Was ist …?«
    Joe hielt ihr ein anderes Bild unter die Nase. »Sehen Sie sich diese Version an. Ich habe das Bild koloriert.«
    Sobald sie einen Blick auf das zweite Bild mit seinen verschieden eingefärbten Komponenten geworfen hatte, wußte Melanie, was sie vor sich hatte. »Ein Virus! Der Parasit wurde von einem Virus getötet!«
    »Jawoll! Und zwar im asexuellen Sporozoiten-Stadium, in den Speicheldrüsen des Moskitos. Anscheinend schädigte das Virus den Moskito nicht im geringsten, zumindest soweit ich es feststellen kann. Allerdings sind alle unsere Exemplare tot …«
    »Tetrachlorkohlenstoff«, sagte Melanie rasch. »Ich habe den Kindern für das Einsammeln mit Tetrachlorkohlenstoff präparierte

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