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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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gereicht. Aber alle waren gleich tot.
     
    Cavanaugh hoffte inständig, daß Melanie nicht auf die Idee kam, einen Spaziergang zu unternehmen, und dann dieses Denkmal zu Gesicht bekam. Er wünschte sich nicht, Zeuge der darauffolgenden Explosion zu sein.
    Aber das Denkmal besiegelte seinen Entschluß.
    »Abigail! Komm, Mädchen! Hier, Abigail!«
    Der Hund sprang ihm hinterher, und Cavanaugh schritt zurück zu seiner Wohnung und in den nächsten Tag.

NEUNZEHN
     
    Es ist das Recht des amerikanischen Volkes zu erfahren, was seine Regierung getan hat – das Schlechte wie auch das Gute.
    - Senator Frank Church, Sonderausschuß zur Untersuchung der Tätigkeiten der US-Geheimdienste, 1975
     
     
    »Fertig?« fragte Cavanaugh Melanie. Sie hatte geduscht, ein strenges blaues Kostüm angezogen und saß vor ihrer dritten Tasse starken schwarzen Kaffees.
    »Fertig.«
    Cavanaugh drehte das Telefon auf volle Lautstärke, so daß Melanie, wenn er den Hörer etwas vom Ohr weghielt, beide Seiten der Konversation verstehen konnte. Dann wählte er die erste Nummer auf seiner Liste.
    »Guten Morgen, Bundespolizeibehörde FBI, was kann ich für Sie tun?«
    Cavanaugh kannte die reife weibliche Stimme nicht. Möglicherweise gehörte sie einem der vielen weiblichen Vorzimmerdrachen, die seit Jahrzehnten mit dem FBI verheiratet waren. In diesem Fall kannte er das Drehbuch bereits.
    »Hier spricht Agent Robert Cavanaugh. Ich möchte Direktor Broylin sprechen.«
    »Tut mir leid, er ist gerade in einer Besprechung. Haben Sie Ihr Anliegen bereits Ihrem Leitenden Special Agent vorgetragen?« Sollte heißen: Warum halten Sie sich nicht an den Dienstweg?
    »Das ist nicht möglich. Ich muß unbedingt direkt mit Direktor Broylin sprechen.«
    »Wenn Sie ihm eine Nachricht hinterlassen möchten, dann werde ich dafür sorgen, daß er sie erhält.« Sollte heißen: Am unteren Ende eines riesigen Stapels von Belanglosigkeiten. Wenn du irgend was Interessantes hättest, dann würde es über deinen Vorgesetzten hereinkommen, und für Lappalien hat der Direktor keine Zeit. Solche Weiber waren von einem heftigen Beschützerinstinkt für ihre Bosse erfüllt. Wenn zugängliche Direktoren im Amt waren, deren Tür sozusagen immer offen stand, dann machte ihren Sekretärinnen das Leben nur noch halb soviel Spaß. Aber da bestand bei Direktor Broylin keine Gefahr.
    »Ja, ich würde ihm gern eine Nachricht hinterlassen. Bitte sagen Sie Direktor Broylin, daß ich eine wichtige Information betreffend das ›Projekt Geburtstag‹ habe.«
    »Ich werde ihm die Nachricht überbringen.« Sollte heißen: du willst ihn wegen einer Geburtstagsfeier behelligen?
    »Er wird wissen, was ich meine. Es handelt sich um ein Projekt der höchsten Geheimhaltungsstufe.« Cavanaugh gab ihr seine Telefonnummer.
    »Ich werde es ihm ausrichten.« Und nun besagte der Unterton in ihrer Stimme: Ein Spinner in den Reihen unserer Agenten? Wäre er ein Normalbürger gewesen, der ihr ein unsichtbares UFO gemeldet hätte, das soeben auf dem Dach des Weißen Hauses landete, dann hätte ihre Stimme gewiß respektvoller geklungen. Der Prophet im eigenen Lande … Aber wenigstens hatte er die Chancen, daß sie die Nachricht Broylin tatsächlich überbringen würde, um einiges erhöht. Der Beschützerinstinkt dieser Klapperschlangen beschränkte sich nicht nur auf ihre Bosse, sondern schloß auch den Ruf des ganzen FBI mit ein. Cavanaugh wiederholte seine Telefonnummer.
    Melanie goß sich frischen Kaffee ein. Normalerweise trank Cavanaugh alles, was Koffein enthielt, aber nun mußte er sich von dem Schwall heißen Kaffees abwenden, der sich in Melanies Becher ergoß; sein Magen rebellierte schon beim Hinsehen.
    Der Direktor der CIA und der Kommandeur von Fort Detrick waren gleichfalls in Besprechungen. Auch ihre Vorzimmerdamen übernahmen die Nachricht zur Weiterleitung.
    »Und nun warten wir«, bemerkte Melanie.
    »Und nun warten wir«, sagte Cavanaugh. »Aber darf ich Sie etwas fragen, Melanie? Wieso sind Sie ganz plötzlich so ruhig und gelassen? Die ganze Zeit über haben Sie sich benommen … wie …«
    »… wie eine Tobsüchtige im Irrenhaus?« vollendete Melanie gleichmütig. »Das war zu einer Zeit, als ich dachte, kein Mensch würde etwas unternehmen. Und nun wird irgend jemand etwas unternehmen müssen.« Sie schwieg und nahm einen Schluck Kaffee.
    Cavanaugh wünschte, seine Nervosität würde genauso funktionieren, aber das tat sie sichtlich nicht. Er rannte im Kreis und klimperte mit

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