Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
dem Kleingeld und fühlte sich, als wäre er Felders.
    Dreiundvierzig Minuten später klingelte das Telefon.
    »Agent Cavanaugh bitte.«
    »Am Apparat.«
    »Hier spricht der stellvertretende Direktor Arnold Sutton. Ich höre, Sie haben eine Nachricht für den Direktor?«
    »Jawohl, Sir. Die Nachricht lautet dahingehend, daß ich noch heute persönlich mit ihm zusammentreffen muß. Es ist dringend.«
    »Ein persönliches Treffen ist nicht möglich, Agent Cavanaugh. Der Terminkalender des Direktors ist voll. Und ich nehme an, es ist Ihnen bewußt, daß Ihr Wunsch der üblichen Vorgangsweise beim FBI zuwiderläuft. Bitte teilen Sie mir den Inhalt Ihres Anliegens mit.«
    »Mein Anliegen betrifft das ›Projekt Geburtstag‹. Und ich habe …«
    »Es existiert kein solches Projekt beim FBI.«
    »Doch, Sir, es existiert. Tut mir leid, Sir, aber es existiert. Auf höchster Geheimhaltungsstufe.«
    »Ich wiederhole, Agent Cavanaugh, ich weiß von keinem solchen Projekt innerhalb des FBI.«
    »Richtig, Sir, Sie nicht, aber der Direktor weiß davon. Und ich habe entscheidende Informationen, die sich darauf beziehen.«
    »Entscheidende Informationen – erhalten wie?« fragte Sutton.
    »Das werde ich nur dem Direktor persönlich enthüllen. Aber bitte sagen Sie ihm, Sir, daß ich nicht der einzige bin, der über diese Informationen verfügt. Direktor Broylin muß das erfahren.«
    »Sind Sie nicht gegenwärtig suspendiert, Agent Cavanaugh? Wegen nicht autorisierter Weitergabe interner Belange?«
    »Jawohl, Sir. Aber die Information, die ich für Direktor Broylin habe, steht in keinem Zusammenhang mit meinem Status beim FBI.« Wahr und zugleich nicht wahr. Aber es wurde immer schwerer, den Unterschied festzustellen.
    »Sie handeln unkorrekt, Agent Cavanaugh«, erklärte Sutton. »Ich nehme das gebührend zur Kenntnis. Bitte bleiben Sie dort, wo Sie sich im Moment befinden, und halten Sie diese Telefonleitung frei, bis ich mich wieder melde.« Im Hörer klickte es hart.
    »Und was soll das bedeuten?« fragte Melanie.
    »Es bedeutet, daß Broylin ihm aufgetragen hat, mich anzurufen. Sonst würde ein stellvertretender Direktor, der vom ›Projekt Geburtstag‹ weiß oder auch nicht, mich wohl kaum persönlich anrufen. Und er hatte meine Personalakte direkt vor sich liegen. Broylin nimmt mich ernst.«
    »Und die anderen? Die CIA und Fort Detrick?«
    »Er wird sich mit denen in Verbindung setzen oder hat es schon getan; hängt davon ab, mit wem er sprechen muß und in welchem Winkel des Landes sich derjenige gerade befindet. Aber diese Leute werden im Hintergrund bleiben und Broylin die Sache abwickeln lassen. Er ist derjenige, der im Regen steht, weil ich einer von seinen Leuten bin.«
    »Und jetzt …«
    »Jetzt warten wir.«
    »Okay«, sagte Melanie mit ihrer nervenaufreibenden neuen Gemütsruhe. »Möchten Sie Kaffee?«
    Cavanaugh erschauerte.
     
    In seinem Bücherregal standen 642 Werke, Taschenbücher eingerechnet. Auf der Tapete im Bad befanden sich zweihundertzehn Motive und im Gefrierfach sechs Packungen Tiefkühlkost. Vier Ameisen in der Küche. Einunddreißig Dollar und sechsundvierzig Cents in seiner Geldbörse. Zwölf Briefmarken waren von einer ganzen Rolle noch übrig. Melanie wechselte über zu Limonade und verbrachte fast die ganze Zeit im Bad. Gemütsbewegung nahm gelegentlich sonderbare Formen an.
    Das Telefon klingelte um 13 Uhr 30.
    »Agent Cavanaugh, hier spricht Grace, Direktor Broylins Sekretärin. Ein Wagen wird Sie in etwa zwanzig Minuten abholen. Bitte bleiben Sie in Ihrer Wohnung. Direktor Broylin wird Sie empfangen, sobald Sie in Washington sind.«
    »Und meine Kollegin. Wir kommen zu zweit.«
    Ein hörbar scharfes Einziehen von Luft. »Der Direktor erwartet nur eine Person.«
    »Die zweite Person ist Frau Doktor Melanie Anderson vom Epidemiologischen Informationsdienst am Zentrum für Seuchenkontrolle. Ihre Personalakte kann jederzeit eingesehen werden. Bitte sagen Sie Direktor Broylin, daß Frau Doktor Anderson über alles informiert ist, was ich weiß.«
    »Ich werde es Direktor Broylin mitteilen«, sagte Grace ohne besondere Wärme.
    »Und jetzt warten wir«, stellte Melanie wiederum fest.
    »Jetzt warten wir.«
    Cavanaughs Sammlung bestand aus zweiundzwanzig CDs. Und dreiundsiebzig Kassetten. Die Küche hatte regen Zulauf: aus vier Ameisen waren inzwischen neun geworden.
    Cavanaugh kannte keinen der Agenten im Wagen; wahrscheinlich gehörten sie zum persönlichen Sicherheitstrupp des Direktors.

Weitere Kostenlose Bücher