Moskito
setzte. Die Nervosität von Jerry Dunbar und Jim Farlow, nachdem ihnen – unumgänglicherweise – gesagt worden war, warum gewisse Aspekte der Nachforschungen geheim bleiben mußten. Die Bereitwilligkeit der beiden Männer, für eine Beförderung ins Ausland zu gehen. Die Ausschaltung von Cavanaugh und Melanie, der beiden Ermittler, die zu hartnäckig waren um loszulassen und rangmäßig zu unbedeutend, um in die Vertuschung eingeweiht zu werden. Die indirekt nach Fort Detrick zurückverfolgbaren anonymen Anrufe bei Melanie, um sie davon abzuhalten, in Maryland zu bleiben und ihre Völkermord-Theorien auszuposaunen. Die papierene Spur zu noch nie vorher stattgefundenen Ankäufen von Anopheles durch Fort Detrick. Und schließlich der parallele Ausbruch der Seuche in Afrika und …
»Diesen Teil übernehme ich, Robert«, fiel ihm Melanie ins Wort, und Cavanaugh war nur allzu willens, ihn ihr zu überlassen. Er wünschte, er hätte ein Glas Wasser.
Broylins Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert: keine Skepsis, kein Abscheu, keine Wut, keine Einwände. Er wirkte wie ein Mann, der sich eine Geschichte anhört, die er bereits kennt.
Dann war es also wahr, genauso wahr wie all der zynische Mist, der über die Regierung kursierte: in den Filmen, den schlechten Fernsehserien, in dem abgeleierten Geschwätz sogenannter politischer Satiriker. Die Vereinigten Staaten, die zu verteidigen und zu unterstützen Cavanaugh geschworen hatte, töteten unschuldige Menschen, um eine Waffe zu testen, mit der weitere unschuldige Menschen getötet werden konnten! Die blut’gen Wogen schießen los, und überall / Ertrinkt der Unschuld feierlicher Ernst …
»… eine Sache, die man einfach nicht wegdisputieren kann«, sagte Melanie soeben, »das sind die Überträgermücken. Das Zentrum für Seuchenkontrolle verfügt jetzt über Exemplare, deren Speicheldrüsen deutlich erkennen lassen, was hier läuft: Ein Satz Anophelesmücken mit gentechnisch veränderten Erregern, um Menschen – in erster Linie Schwarze – mit Malaria reading zu infizieren. Ein zweiter Satz genetischer Veränderungen für eine Impfung gegen diese Malaria. Menschliche Blutproben aus dem Kongo würden das jedem Labor auf der Welt, das Interesse daran hat, bestätigen. Und auch die epidemiologischen Kurven sind harte Fakten, Mister Broylin, und keine – wie nennen Sie es? – Indizienbeweise! Jemand hat diese Epidemie im Kongo gestartet. Und jemand hat sie beendet. Beide Spuren führen nach Fort Detrick. Und wenn Sie meinen …«
»Sie ziehen da voreilig ein paar ungerechtfertigte Schlüsse, Frau Doktor Anderson«, unterbrach Broylin sie trocken. »Wie Agent Cavanaugh Ihnen sagen kann – oder längst hätte sagen sollen.«
»Ach ja? Und welche?« Melanies Augen funkelten wieder.
»Bitte warten Sie einen Moment. Ich bin gleich zurück.« Broylin stand auf und verschwand hinter einer der Türen.
Sie warteten. Worauf? Cavanaugh hatte keine Ahnung. Vielleicht hatte er in Wirklichkeit noch nie eine Ahnung gehabt. Von irgend etwas. Vielleicht war alles, das er zu wissen geglaubt hatte, unwahr, irreführend oder schlicht falsch. Oder vielleicht gab es in Wirklichkeit überhaupt nichts zu wissen, nichts, von dem er sich überzeugen müßte. Nackte Anarchie wird losgelassen auf die Welt …
Die Seitentür ging auf, und Broylin kam zurück. Allein. Er nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch wieder ein.
»Sie stellen ein äußerst interessantes Problem dar, Agent Cavanaugh. Genauso wie Sie, Frau Doktor Anderson. Wem haben Sie von Ihren Nachforschungen und den Schlüssen, die Sie daraus ziehen, noch berichtet?«
»Einigen Personen«, sagte Melanie rasch. »Und zwar schriftlich. Denn falls uns etwas zustoßen sollte …«
»Wem, Agent Cavanaugh?« fragte Broylin, als hätte Melanie überhaupt nicht gesprochen.
Die beiden Männer hielten einander mit den Blicken fest.
»Niemandem, Sir. Wir haben die Geschichte niemandem erzählt. Obwohl einige Leute Teile davon kennen, etwa der Leitende Special Agent Martin Felders und der Epidemiologe Doktor Joseph Krovetz vom Zentrum für Seuchenkontrolle.«
»Verdammt, Robert!« rief Melanie.
Broylin nickte langsam. »Ich verstehe«, sagte er. »Und ich denke, Sie verstehen auch.«
»Ja«, sagte Cavanaugh. »Wir stellen ein interessantes Problem dar, weil Ihnen so viele Möglichkeiten offenstehen, was Melanie und mich betrifft. Sie können uns davon abhalten, zur Presse zu gehen – mit Hilfe von Drohungen oder
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