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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Detrick entwickelt. Die Moskitos befanden sich nur dort, weil sie zuvor einem Team der Spionageabwehr in die Hände gefallen waren, und zwar bei einem gemeinsamen Einsatz von FBI und CIA, der sich gegen die Aktivitäten eines fremden Staates innerhalb der Grenzen unseres Landes richtete.«
    »Ach ja!« lachte Melanie auf. »Und um welchen Staat handelt es sich?«
    Zum ersten Mal bemerkte Cavanaugh ein Anzeichen – ein sehr schwaches Anzeichen – von Ärgerlichkeit bei Peter Broylin: die linke Hand des Direktors ballte sich leicht, und sein Ehering glitt am gekrümmten Ringfinger entlang. Das war alles.
    »Bitte warten Sie, Doktor Anderson. Die von FBI und CIA erbeuteten Anophelesmücken wurden analysiert und, jawohl, am medizinischen Forschungsinstitut der Armee in Fort Detrick vermehrt. Der Zugang zu diesem Projekt war auf wenige Personen beschränkt, wie Sie sich denken können. Aber Labors kann man nicht verschwinden lassen, und so wußten viele Leute, daß in diesen geschlossenen Labors irgend etwas Bedeutsames vorging, aber sie hatten keine klare Kenntnis, worum es sich handelte. Bei jeder Operation dieses Ausmaßes gibt es in der Randzone Menschen, die nicht eingeweiht sind, die aber meinen, daß sie es sein sollten; und manche von ihnen ziehen scharfsinnige Schlüsse. Einer dieser Nichteingeweihten – wir wissen jetzt, wer – hatte in Fort Detrick eine nicht genehmigte Gruppe aus zivilem Personal gebildet, die sich mit sogenannten gemeinen Tricks befaßte. Und ein Mitglied dieser Gruppe tätigte die anonymen Anrufe bei Ihnen, Frau Doktor Anderson, eine Tatsache, die erst letzte Woche zutage trat.«
    Melanie sagte nichts, aber ihre Miene verriet Cavanaugh, daß sie kein Wort davon glaubte.
    »In Fort Detrick«, fuhr Broylin fort, »verwendete die Forschungs- und Entwicklungsabteilung die erbeuteten und vermehrten Anophelesmücken dazu, ein Virus zu entwickeln, das die Malaria reading wirksam bekämpft. In Maryland konnte man es jedoch, wie Sie ganz richtig vermuteten, nicht einsetzen. Es gab dort zu viele Besucher mit wissenschaftlichem Hintergrund. Das Virus wäre augenblicklich zum gemeinschaftlichen Eigentum der internationalen Wissenschaftswelt geworden, und sein Wert als Gegenwaffe wäre dahin gewesen. Die Überlegung der CIA ging dahin, daß nach diesem einen Staat auch weitere Staaten entdecken könnten, wie man die Malaria gentechnisch so verändert, daß sie zu einer tödlichen Gefahr für das Sichelzellhämoglobin wird. Und für den Fall, daß wir es je benötigen würden, mußte unser Land über ein geheimes Gegenmittel in Form des Impfstoffes verfügen. Das USAMRIID wußte nichts von dem Impfstoff. Colonel Colborne versicherte uns, daß das USAMRIID die Epidemie im südlichen Maryland durch den wohlüberlegten Einsatz von Methoden zur Überträgervernichtung beenden konnte. Die Spionageabwehrgruppe aus CIA und FBI gab grünes Licht, und so wurde die Sache durchgezogen.«
    Broylin sah Melanie unverwandt an.
    »Und sie hatten Erfolg«, sagte sie widerstrebend. »Aber nicht alle Staaten können sich den ›wohlüberlegten Einsatz von Methoden zur Überträgervernichtung‹ leisten.«
    »Genau das meine ich auch. Der Impfstoff sollte Gebieten oder Bedingungen vorbehalten bleiben, wo eine Vernichtung des Überträgers praktisch nicht durchführbar ist: Dschungelgegenden, armen Ländern, Kriegsschauplätzen. Also haben wir ihn in Maryland nicht eingesetzt.«
    »Aber im Kongo schon!« rief Melanie. »Und ihr habt Menschen getötet, damit ihr ihn testen konntet!«
    »Nein, Frau Doktor Anderson. Wir haben das nicht getan.«
    Jetzt endlich schob Broylin Cavanaugh die grüne Mappe zu. Cavanaugh schlug sie auf: Kopien eines halben Dutzends kurzer CIA-Dokumente, jedes davon mit dem ›Streng geheim!‹-Stempel versehen, jedes davon übersät mit unkenntlich gemachten Wörtern, Wortgruppen, ganzen Sätzen. Cavanaugh begann sie zu überfliegen.
    Broylin sagte: »Wir haben die Malaria reading im Kongo weder begonnen noch beendet, Doktor Anderson. Jemand hat es getan, das stimmt, aber wir waren es nicht. Es war ein anderes Land.«
    »Blödsinn! Sie sagten doch vorhin, daß Sie die infizierten Anophelesmücken von einer Feindnation erbeutet hatten, worauf der Impfstoff in Fort Detrick entwickelt wurde – und daß niemand sonst ihn hat! Er bleibt doch euer kleines Geheimnis!«
    »Das ist richtig. Wir haben ihn entwickelt und wir haben ihn aus Gründen, die ich bereits nannte, der Wissenschaft vorenthalten. Die

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