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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Bestechung oder was auch immer. Sie können uns gehen lassen und dann alles in der Macht des FBI Stehende tun, um das, was wir sagen, in Mißkredit zu bringen. Sie können versuchen, uns davon zu überzeugen, daß wir uns in dem, was wir aufgedeckt haben, irren. Und Sie können uns die Wahrheit verraten und alles auf die Karte unseres freiwillig zugesagten Schweigens setzen.«
    »Ich sehe, wir haben in Maryland beinahe einen guten Agenten verloren, als die Disziplinarkommission Ihre Versetzung nach North Dakota empfahl«, bemerkte Broylin ohne den geringsten Anflug von Schmeichelei in seinem Tonfall. »Und jetzt sagen Sie mir, Agent Cavanaugh, welche dieser Möglichkeiten werde ich wohl wählen?«
    »Sie werden versuchen, uns zum Schweigen zu bringen«, sagte Melanie schroff, und jetzt endlich wandte Broylin ihr seine Aufmerksamkeit zu. »Sie meinen, Frau Doktor Anderson, daß das FBI Sie einfach umbringen wird. Oder einen ›tödlichen Unfall‹ arrangieren könnte. Oder Sie in irgendeiner geschlossenen Anstalt unter Sedativa setzen und dort vergessen könnte. Das meinen Sie doch, nicht wahr, Doktor Anderson?«
    »Allerdings! Eine Regierung, die zu dem fähig ist, was sie schon getan hat, ist zu allem fähig!«
    »Und Sie, Agent Cavanaugh? Glauben Sie auch, daß das FBI Sie beide ermorden wird?«
    »Nein«, sagte Cavanaugh langsam. »Das glaube ich nicht.«
    »Was dann?« Broylin lehnte sich zurück und wartete.
    Cavanaugh hatte noch nie so wachsame Augen gesehen. Es fiel ihm ein, daß Broylin als Staatsanwalt für Wirtschaftsverbrechen angefangen hatte, wo man es nicht mit Leichen in Kofferräumen zu tun hatte, sondern mit gebildeten, kultiviert sprechenden Männern, die sich, wenn überhaupt, dann nur in Details verrieten.
    »Nein«, sagte Cavanaugh. »Sie sagen mir, ›was dann‹! Nicht umgekehrt.«
    »Also gut.« Broylin legte die Hände flach auf den Schreibtisch. Seine Finger waren lang und schlank. »Ich werde Ihnen weder drohen noch Sie zu bestechen versuchen. Auch nicht Frau Doktor Anderson. Unterschwellige Drohungen standen ja bereits im Raum, und keiner von Ihnen beiden hat daraufhin seine Nachforschungen eingestellt. Und jetzt würden Sie es auch nicht tun, denke ich.
    Ich werde Sie auch bei der Presse nicht in Mißkredit bringen. Das hier ist nicht mehr das Hoover-FBI. Und die Presse ist nicht mehr der respektvolle Lakai, der sie im Jahr 1955 zumeist noch war. Man würde sich auf Ihre Geschichte stürzen, und Sie haben genug von der Wahrheit aufgedeckt, daß Sie in jedem Fall glaubhaft bleiben würden.«
    Melanie zog kurz und heftig die Luft ein.
    »Und ich werde auch nicht den Versuch machen, Sie davon zu überzeugen, daß Sie sich bei dem, was Sie herausgefunden haben, irren, weil das nicht zutrifft. Zumindest soweit Sie es herausgefunden haben.«
    »Es ist wahr. Es ist … wahr …« flüsterte Melanie. Cavanaugh warf ihr einen raschen Blick zu, aber sie fing sich, ehe sie in Tränen oder in Wut ausbrechen konnte.
    »Ich sagte: ›Soweit Sie es herausgefunden haben‹. Und daher bleibt mir von allen Ihren Möglichkeiten nur die, Ihnen die ganze Wahrheit zu sagen. Den Rest der Wahrheit.«
    »Und dann …?« preßte Cavanaugh hervor.
    »Und dann werden Sie beide Ihre Wahl treffen müssen.« Broylin zog eine Schublade des Schreibtisches auf und nahm eine neutrale grüne Mappe heraus, ohne sie jedoch Cavanaugh zu reichen. »Ich bin ermächtigt, Ihnen das zu sagen, was ich Ihnen jetzt sagen werde. Aber nur, weil die Umstände so ungewöhnlich sind.«
    »Ermächtigt – von wem?« erkundigte sich Melanie.
    »Einen Moment«, sagte Broylin. »Zuerst die Fakten. Faktum eins: Es gibt Leute, wichtige Leute, die ganz und gar nicht einverstanden sind mit der Entscheidung, Ihnen das Folgende zu offenbaren. Faktum zwei: Sie würden davon nie erfahren, hätten Sie das FBI nicht bis an einen Punkt gedrängt, der uns keine andere Wahl läßt. Faktum drei: Was ich Ihnen gleich anvertrauen werde, könnte Sie beide möglicherweise in Gefahr bringen, die Ihnen jedoch weder vom FBI noch von der CIA droht. Soll ich weitersprechen?«
    »Ja!« fauchte Melanie. »Sie versuchen doch nur, uns einzuschüchtern!«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich zähle nur die Fakten auf. Hier sind noch weitere. Die infizierten Anophelesmücken, von denen die Epidemie ausging, waren tatsächlich unterwegs von Fort Detrick zu einem Bestimmungsort in Virginia, als sie durch den Unfall freigesetzt wurden. Jedoch wurde der Erreger nicht in Fort

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