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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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gab es gewiß ebensoviele netzartige Verbindungen aus Freundschaften, weitläufigen Verwandtschaften, passionierter Neugier und gegenseitigen Gefälligkeiten wie überall sonst auch. Zweifellos hatte Shakita irgendeine Art von Gegengeschäft laufen, das ihr verbot, ihr Interview vor den Abendnachrichten zu senden, aber jung und ehrgeizig, wie sie war, hatte sie sich die Mühe gemacht, hierherzukommen und ein wenig zu stochern.
    »Sie wirken nicht überrascht, Frau Doktor Anderson. War diese Tatsache dem Zentrum für Seuchenkontrolle bereits bekannt?«
    »Ich kann nicht für das Zentrum sprechen, Miss Franklin. Da müssen Sie schon Doktor James Farlow fragen, den Chef des epidemiologischen Teams.«
    »Ich verstehe. Aber können Sie uns sagen, welche Auswirkungen diese neue Information auf die Untersuchungen des Zentrums für Seuchenkontrolle haben wird?«
    »Keine. Die Untersuchungen der Abteilung für spezielle Pathogene konzentriert sich ausschließlich auf die Identifizierung einer Seuche, auf die Absteckung ihres Ausbreitungsgebietes und auf das Ersinnen von Wegen, sie zu beenden.«
    »Und ist sie schon zu Ende?«
    »Es ist zu früh, das sagen zu können.« Melanie spürte, wie ihr der Schweiß am Nacken und zwischen den Brüsten hinablief. »Die Todesrate fällt bereits, wie Ihnen zweifellos bekannt ist. Aber da dieser Umstand auch dem gegenwärtigen Stadium des Brutzyklus von A. quadrimaculatus entsprechen würde, könnte es sich einfach nur um eine vorübergehende Ruhepause handeln, während die nächste Generation von Larven schlüpft und heranreift.«
    »Ich verstehe. Eine andere Frage: es gibt in den Medien Spekulationen am laufenden Band, ob Malaria reading auch natürlich – also ohne einen gentechnischen Eingriff seitens des Menschen – entstanden sein könnte. Das Zentrum für Seuchenkontrolle müßte doch auch dieser Möglichkeit nachgehen – aus wissenschaftlicher Sicht, meine ich. Wie sieht es damit aus?«
    »Wiederum muß ich Sie bitten, über die neuesten Ergebnisse mit Doktor Farlow zu sprechen. Ich kann Ihnen nur sagen, daß wir eine ganze Reihe von Unterschieden auf Aminosäure-Ebene zwischen P. falciparum und P. reading identifiziert haben. Diese Liste weist auf starke genetische Verbindungen zwischen wenigstens drei, möglicherweise aber auch mehr bedeutenden Mutationen hin.«
    »Ein bißchen viel an zufälligen Mutationen zum selben Zeitpunkt, nicht wahr?«
    Du hast es erfaßt, Mädchen. Laut sagte Melanie: »Allerdings.«
    »Vielen Dank, Frau Doktor Anderson. Es berichtete Shakita Franklin für Radio KQLN in Washington.«
     
    BETR.: UNVERSCHÄMTHEIT
    VON: [email protected]
    AN: [email protected]
    AHA, JETZT KOMMT ALSO DAS FBI ZU DEM SCHLUSS, DASS EIN SCHWARZER MALARIA READING ERZEUGT HAT. DAS IST EINE ‹FRECHE LÜGE›! WACH AUF, AMERIKA! SEHT IHR NICHT, WAS DA VORGEHT? DIE REGIERUNG WILL DAS PROBLEM EINFACH WEGHABEN, ALSO WIRD ES BEQUEMERWEISE UNS IN DIE SCHUHE GESCHOBEN! KANN SICH JEMAND EINE GEMEINERE, FEIGERE, UNVERSCHÄMTERE LÜGE VORSTELLEN? WIR MÜSSEN ‹ETWAS TUN›! ALLES WIRD HELFEN: DEMONSTRATIONEN, AUFSTÄNDE … SCHREIBT EUREM KONGRESSABGEORDNETEN! VERTEILT FLUGBLÄTTER! WENN IHR DAZU DIE GESETZE ÜBERTRETEN MÜSST, DANN TUT ES! ‹DIE› MACHEN ES JA AUCH! WIR MÜSSEN MÜSSEN MÜSSEN DENEN ZEIGEN, WIE SEHR UNS DIESER BETRUG TRIFFT UND DASS ES UNS ENDGÜLTIG REICHT!
     
    BETR.: DONOHUE
    VON: [email protected]
    AN: [email protected]
    SOLLEN DIE BIMBOS SICH RUHIG GEGENSEITIG AUSROTTEN! DONOHUE ANZUKLAGEN IST BLOSS EINE VERSCHWENDUNG VON STEUERGELD! GEBT IHM LIEBER EIN LABOR, DASS ER WAS ZUSAMMENBRAUEN KANN, WAS AUCH DIE RESTLICHEN 90% NIGGER ERWISCHT! ANS WERK, ANNIE QUAD!!!
     
    Judy rieb sich die Augen. Seit Stunden hatte sie vor ihrem Computer im Haus in Rivermount gesessen und im Internet gesurft. Erst den medizinischen Teil, dann die amtlichen Mitteilungen, die Nachrichtenkanäle und jetzt die Chatrooms über Malaria reading. Warum? Sie wußte es selbst nicht recht. Weil es wichtig war. Weil es einen scharfen Blick auf den Hexenkessel richtete, in dem es dicht unter der Oberfläche des amerikanischen Alltags vor sich hinbrodelte und der knapp am Überkochen war. Weil sie vielleicht einmal einen Artikel über all das schreiben wollte, sofern sie den richtigen Blickwinkel finden konnte.
    Weil irgendwo da draußen Robert deswegen Nachforschungen anstellte.
    Er würde sie heute anrufen. Er hatte seit zwei Wochen nicht angerufen, aber heute würde er es tun. In dieser

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