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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Schalen, Vasen und kleinen Statuen gefüllt war. Einiges davon war bemalt, anderes lackiert, etliches aus Jade oder Speckstein geschnitzt. Selbst Cavanaugh, der zwar ein wenig Kunstgeschichte studiert hatte, jedoch nicht einmal richtig wußte, was ihm gefiel und was nicht, konnte erkennen, daß diese Objekte von seltener Schönheit waren.
    Die Agenten begannen mit ihrer methodischen Arbeit. »Eine Ausgabe von Zellbiologie, Juni 1998«, diktierte ein Beamter und steckte die Zeitschrift in eine Plastiktüte.
    »Notiert«, sagte ein zweiter, verzeichnete den Gegenstand, beschriftete die Plastiktüte und wandte sich einem Stapel beschlagnahmter Gegenstände zu.
    »Ein großes Becherglas für den Laborgebrauch, benutzt als Pflanzgefäß für … ääh … für Pflanzen.«
    Nestwurz, dachte Cavanaugh, sagte aber nichts. Technisch gehörte er immer noch dem Überwachungsteam an. Und so überwachte er schweigend.
    »Notiert.«
    »Ein Buch, Paperback, Titel: Praktischer Führer durch die Welt der Insekten, von John G. Barnaby, mit handgeschriebenen Kommentaren an den Rändern.«
    »Notiert.«
    »Ein Buch, fester Einband, Titel: Kurzberichte zum Stand der Mikrobiologie. Viele Zeichnungen und solche Sachen, aber ich sehe keine handschriftlichen Bemerkungen.«
    »Notiert.«
    Cavanaugh sah dem Beamten beim Durchblättern des Buches zu. Sein Blick blieb an Wörtern hängen wie ›Oligonukleotide‹, und an Überschriften wie ›Der Aufbau von Hybrid-DNA-Molekülen‹. Ein Farbbild sah aus wie das fließende Wachs im Inneren einer Fernsehleuchte, war aber vermutlich etwas anderes. Was immer er sonst noch sein mochte, Donohue war und blieb ein ernsthafter Wissenschaftler. Daran sollten sich alle hier erinnern, dachte Cavanaugh.
    »Doktor Donahue«, sagte Dunbar, den FBI-Mediziner neben sich, »im richterlichen Durchsuchungsbefehl werden auch zwei Phiolen Ihres Blutes verlangt. Würden Sie bitte in die Küche mitkommen?«
    Donohue sah seinen Anwalt an, und der nickte. Cavanaugh folgte hinterdrein. In der Küche waren die Beamten darangegangen, sämtliche Schränke auszuräumen und Pfannen, Schüsseln und Kerzen, Granola, Ketchup und Chutney auf den Arbeitstisch zu stapeln. Während der Arzt ihm das Blut abnahm, starrte Donohue ins Nichts und lächelte leicht.
    »Und nun eine Stimmprobe, bitte«, sagte Dunbar. »Sprechen Sie einfach deutlich in dieses Mikrofon.«
    »Und was soll ich sagen?«
    »Was Sie wollen.«
    »Mike, sag einfach was auf«, warf der Rechtsanwalt rasch ein, »ääh … ›O Tannenbaum …‹!«
    Deutlich und ohne zu zögern sagte Donohue: »Die Bundespolizeibehörde FBI ist gegenwärtig dabei, mein Haus auseinanderzunehmen. Die Beamten sind äußerst sorgfältig, äußerst lästig und liegen äußerst falsch. O FBI, O FBI, wie blind sind deine Männer! Sie finden nicht nur nichts bei mir, sie sind auch sonst vergebens hier. O FBI, O FBI, wie blöd sind deine Männer!«
    »Ich würde Ihnen raten«, sagte Dunbar gepreßt, »mit Ihren Ausdrücken vorsichtig zu sein. Das FBI ist bereits im Besitz von Beweisen für eine enge Verbindung zwischen Ihnen und einer Gruppe fanatischer weißer Sektierer.«
    Cavanaugh verbarg seine Überraschung. Es war nicht ungesetzlich zu lügen, um einem Verdächtigen eine Aussage zu entlocken, aber es paßte so gar nicht zu Dunbar. Und Donohue gehörte nicht zu der Sorte von Verdächtigen, die unter einer Beschuldigung zusammenbrechen. Das mußte Dunbar doch klar sein. Jetzt jedenfalls stand er steif und reglos vor Donohue, die Arme fest an die Seiten gepreßt und sichtlich bemüht, irgendeine Emotion zu unterdrücken.
    Doch alles, was Donohue mit hochgezogenen Brauen sagte, war: »Ach ja? Wie interessant!«
    Von oben kamen tumultartige Geräusche, und zwei Agenten klapperten die Treppe herab; einer von ihnen trug einen Pappkarton. In seinem Inneren befanden sich zwei Insektenbehälter, wie Cavanaugh sie schon in den Katalogen des Versandhauses für Insekten gesehen hatte. Der Beamte klappte die Deckel der Behälter auf und hielt sie Dunbar unter die Nase. Cavanaugh wußte bereits, was Dunbar zu sehen bekam. Der Boden der beiden Behälter waren mit den Leichen von Anopheles quadrimaculatus bedeckt. Einige der winzigen dunkelbraunen Insekten mit den gefleckten Flügeln trugen Schildchen, genau wie jene, die Melanie Anderson ihm in dem provisorischen Labor des Zentrums für Seuchenkontrolle gezeigt hatte.
    Der Rechtsanwalt ächzte stöhnend. Und Donohue starrte ausdruckslos vor sich hin, ein

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