Moskito
hinreichenden Verdacht, daß Michael Sean Donohue sowohl Post als auch Telefon dazu benutzt hatte, die gentechnische Veränderung des Anopheles-Parasiten zum Mörder von zumindest 917 Personen in zumindest drei Bundesstaaten voranzutreiben.
›Verläßliche Auskunftspersonen‹ hatten angegeben, daß Donohue Paketsendungen von einer Versandfirma für wissenschaftlichen Laborbedarf und Insekten bekommen hatte. Die Versandfirma in Los Angeles bestätigte, von Donohue den Auftrag zur Lieferung von sechstausend Anophelesmücken erhalten zu haben.
Donohue hatte in Bel Alton im Distrikt Charles County, Maryland, ein Postfach gemietet? Bel Alton lag sechzig Kilometer von seinem Haus entfernt und sehr nahe an der vom Zentrum für Seuchenkontrolle identifizierten Stelle, von der die Epidemie ihren Ausgang genommen hatte. Die Moskitos aus Kalifornien waren an das Postfach gesendet worden.
Zwei Sicherheitsmänner hatten gesehen, wie er von seinem früheren Arbeitsplatz bei Genemod, Inc., unerlaubterweise eine Sequenziermaschine entfernte. Und einer der Männer sah ihn auch spät nachts ›andere wissenschaftliche Geräte‹ hinaustragen.
Berichte von Normalbürgern – die vor Gericht als verläßlicher galten als jene von professionellen Informanten – besagten, daß Donohue zumindest bei drei verschiedenen Gelegenheiten ›tödliche Verachtung‹ für Menschen dunkler Hautfarbe erkennen ließ.
Schließlich – und mit der erdrückendsten Wirkung – gab es die Aussage eines gewissen Curtis P. McGraw, wohnhaft in 658 Crestview Avenue, Chevy Chase, Maryland, und in 841 Beach Road, Town Creek, Maryland. McGraw, persönlicher Bekannter eines FBI-Beamten und von diesem als verläßlich eingestuft, berichtete dem Agenten, daß Donohue ihm einen ›kleinen Pappkarton mit Löchern darin, die mit Mull verschlossen waren‹ gezeigt habe. In dem Karton surrten – sichtbar durch den Mull – lebende Moskitos. McGraw erklärte, daß Donohue zu ihm gesagt habe: »Das hier sind Todbringer, wie sie noch keiner auf der Welt gesehen hat. Und es ist auch keiner sonst so klug, daß er sie machen kann.«
Dem Hausdurchsuchungsbefehl waren unterzeichnete eidliche Erklärungen, Rechnungen, Versanddokumente und Korrespondenzen beigelegt. Cavanaugh blätterte ein paar Seiten zurück und las noch einmal den Abschnitt über den ›hinreichenden Tatverdacht‹. Es war nicht ungesetzlich, Moskitos per Post zu bestellen. Es war nicht ungesetzlich, wissenschaftliche Geräte per Post zu bestellen. Es war nicht ungesetzlich, in einer anderen Stadt ein Postfach zu mieten. Es war nicht ungesetzlich, in einer Bar herumzuhocken und seinen Vorurteilen freien Lauf zu lassen.
Es war ungesetzlich, seinen Arbeitgeber zu bestehlen, aber das war kein Bundesgesetz, sondern ein Gesetz, für dessen Einhaltung der jeweilige Bundesstaat zuständig war.
Von einem Richter, der einen Durchsuchungsbefehl ausstellte, sollte man annehmen können, daß er die ›Gesamtheit der Umstände‹ berücksichtigt, doch fast alles hier hing an der Aussage eines einzigen Informanten, für den sich ein einziger FBI-Agent verbürgte. Die ganze Sache wollte Cavanaugh nicht in den Kopf.
»Also gut«, sagte Dunbar. »Los, Männer!«
Beim Anblick von weiteren vier FBI-Fahrzeugen, die sich den vier bereits eingetroffenen Überwachungswagen zugesellten, wurde die versammelte Medienwelt verrückt. Sie fotografierten, sie filmten, sie kletterten auf Autodächer für Weitwinkelaufnahmen, sie brüllten. »He, Agent Dunbar, gibt’s eine Verhaftung?«
»Wird eine Haussuchung gemacht?«
»Nur eine kurze Erklärung, bitte!«
»Agent Dunbar, sehen Sie doch bitte mal hier rüber!« Dunbar ignorierte sie, und alle anderen FBI-Leute folgten seinem Beispiel. Ein zwanziggesichtiger Mount Rushmore, dachte Cavanaugh, nur nicht so fröhlich.
Erickson, der Anwalt, öffnete die Tür, und das FBI marschierte an ihm vorbei ein. Donohue saß in seinem Wohnzimmer und las eine Zeitschrift. Er sah kaum auf, während Dunbar die Formalitäten herunterbetete.
Cavanaugh sah sich einstweilen um. Im Erdgeschoß befand sich ein Wohn/Eßzimmer, eine winzige Küche, eine Toilette und ein weiterer Raum hinter einer geschlossenen Tür, möglicherweise ein Arbeitszimmer oder ein kleines Schlafzimmer.
Eine Treppe führte nach oben. Donohues Möbel waren geradlinig, aber ein wenig schäbig, die Bilder entweder Drucke oder Poster. Die einzige Kostbarkeit bestand in einem beleuchteten Glasschrank, der mit orientalischen
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