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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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wo ich mit dir rede, wünschte ich, ich
hätte dir doch den Reisebecher mitgebracht oder das klassische Feuerzeug, das wie ein Frauenbein geformt ist.« Ich höre ihn wieder lächeln. »Sorry«, sagt er. »Ich mach’s wieder gut, versprochen.«
    »Mach dir keinen Kopf deswegen«, sage ich. Ich muss auch grinsen. Der Typ ist irgendwie anders, und ich glaube, das gefällt mir. »So bin ich hier gelandet: Stell dir den heutigen Nachmittag vor. Ich war gerade mit der Arbeit fertig, ich arbeite in einem Café namens Mon Cœur. Und meine beste Freundin arbeitet in einem Laden namens Attic gleich nebenan und ich ging nach der Arbeit bei ihr vorbei…« Ich lege eine Pause ein und greife instinktiv nach der Fotografie in meiner Tasche. Aber dann halte ich inne, denn mir wird etwas bewusst. Wenn dieser Typ vor heute Abend noch nie hier war, dann hat er auch Nina hier nicht getroffen, also muss ich ihm auch nicht das Foto zeigen und ihm erklären, dass sie verschwunden ist. Und bei dem Gedanken verspüre ich ein bisschen Erleichterung. Ich bin erschöpft, weil ich die Geschichte heute Abend schon so oft erzählt habe, und es ist schön, mit jemandem zu reden, der sie nicht zu hören braucht. Und ich bin ziemlich sicher, dass er mit mir flirtet. Auch wenn neunzig Prozent seines Gesichts durch Gummi verdeckt sind, muss ich zugeben, dass es mir gefällt.
    »Und wir sahen den Flyer für die Party am Schwarzen Brett. Wir dachten uns, wieso nicht, und so sind wir hier gelandet.«
    Ich schaue zu ihm hoch. Er starrt immer noch.
    »Und warum hast du dir gerade diese Wand ausgesucht?«
    »Ich suche jemanden.«

    »Wen denn?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Spielst du Verstecken?« Er legt den Kopf auf die Seite und versucht, niedlich zu wirken.
    Es funktioniert.
    »Falls ja, könnte ich dir ein paar Tipps geben. Du kannst nicht gewinnen, wenn du nur hier rumstehst.« Er greift nach meiner Hand, als wollte er sie schütteln, aber stattdessen hält er sie nur. Als wäre meine Hand sehr wertvoll und er wollte sie auf keinen Fall zerbrechen. Loslassen aber auch nicht. Seine Hand ist kräftig und warm, eine Wärme, die sich in meinem ganzen Arm ausbreitet. Ich senke den Blick, weil ich rot werde. Ich schaue wieder hoch, unsere Blicke treffen sich erneut.
    »Ich heiße Sean«, sagt er. Dann schüttelt er mir die Hand, als habe er das die ganze Zeit vorgehabt.
    »Ich heiße Ellie«, sage ich.
    »Nun, Ellie, als ehemaliger Verstecken-Goldmedaillengewinner …«
    Aber bevor wir noch etwas anderes sagen können, kommt ein Typ aus einem an den Flur grenzenden Zimmer und kickt mit seinen schwarzen Stiefeln Putzbrocken aus dem Weg. Seine drahtigen Arme sind mit hässlichen knallgelben Tattoos übersät, und seine blonden Haare sind so hell, dass man seine rosafarbene Kopfhaut sehen kann. Ich atme heftig ein. Er ist es. Der Typ aus Attic. Der Grund, warum ich hier bin. Er läuft in Richtung Treppe. Er ist gleich weg. Ich laufe ihm hinterher.
    Ich höre Sean hinter mir rufen: »Ellie!«, ruft er. »Warte!«

    Aber ich drehe mich nicht um. Keine Zeit. Der Typ aus dem Video läuft die Treppe hinunter, gleich hat ihn die Menge verschluckt. Er wird mir nicht entwischen.
    »Hey«, rufe ich. Aber der Typ hört mich nicht. Er steigt die Treppe hinunter, ich stecke den Arm durchs Geländer und packe seine Schulter. Dabei spüre ich seine Knochen durch sein Hemd.
    Er dreht sich zu mir um. Das Weiße seiner Augen ist gelblich und seine Haut bleich und blau geädert wie Gorgonzola. In jeder Hand hält er einen Plastikbecher.
    »Ja?«, sagt er. Ein Krachen, eine Pause, Jubel.
    »Hi«, sage ich.
    Er geht die Treppe wieder hinauf und bleibt stehen, als unsere Köpfe auf einer Ebene sind. Er schaut mich an und zieht die Augenbrauen hoch. »Was gibt’s?«
    »IchwolltedichwasfragenweilduheuteSachenbeiAtticverkaufthast. « Meine Worte überschlagen sich. Seine Augenbraue zuckt, aber er sagt nichts. »Ich wollte dich nur fragen, wo du die Sachen herhattest.« Zwei Leute drängen sich an uns vorbei die Treppe hinunter, ein Junge und ein Mädchen. »Das Zeug, das du verkauft hast, meine ich.« Der Typ hinter uns flüstert etwas und das Mädchen packt ihn am Hals und zieht sein Gesicht zu sich her. Sie sind direkt hinter uns, die Finger in die Haare des anderen vergraben. Sie küssen sich gierig und atmen schwer. Nach ein paar Sekunden trennen sie sich und taumeln die restlichen Stufen hinunter, die Hände auf dem Hinterteil des jeweils anderen.
    »Keine Ahnung,

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