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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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die Musik wieder an und mischt sich mit dem Geheul der Sirenen. Ich kann mir vorstellen, dass alle verbliebenen Partygäste jetzt draußen tanzen, während das Haus bis auf die Grundmauern niederbrennt.

Kapitel 8

    »Glitzerkätzchen«, gurrt Brady. »Sag ›Halloooo, Braddypuh! ‹« Es ist der nächste Tag, ein Samstag, und ich stehe im Mon Cœur hinterm Tresen und mache eine Latte Macchiato. Ich drehe mich in Richtung Kamera und ziehe eine Augenbraue hoch, bevor es blitzt.
    »Du hast es nicht gesagt«, mault Brad mit einem Stirnrunzeln.
    »Tschuldigung«, sage ich. »Hallo, Braddypuh.«
    Brad schaut auf das Display der Kamera und kommt kopfschüttelnd zu mir. »Das ist das traurigste Foto, das ich je gesehen habe! Gut, dass ich ein Photoshop-Meister bin und deine Grimasse problemlos in ein Lächeln verwandeln kann. Oder deinen Mund in einen Cupcake!«
    Ich versuche zu lächeln, aber mein Gesicht weigert sich. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war ich auf dem Weg zu dieser Party. Der Abend war vielversprechend und voller Möglichkeiten, und ich war sicher gewesen, dass etwas Magisches passieren würde. So sicher.
    Und jetzt stehe ich wieder hier, als sei nichts geschehen. Das ist nur folgerichtig, denn es ist ja auch nichts geschehen.
    »Was ist los, Zuckerschnute? Sag’s Braddy.«

    Wenn es nur so einfach wäre. Ich würde so gerne darüber reden. Aber leider hilft es mir überhaupt nichts, von meiner Schwester zu sprechen. Wenn ich sehe, wie sich auf dem Gesicht meines Gegenübers Mitleid ausbreitet, fühle ich mich nur noch schlechter, noch einsamer. Also darf ich mich nicht an das Drehbuch in meinem Kopf halten, sondern muss improvisieren. Ich bin es so leid. So unendlich leid.
    »Sorry, Braddy«, sage ich. »Nicht jetzt, okay?«
    »Na gut, aber wenn du darüber reden willst, warum dein Gesicht so aussieht, und jemanden brauchst, der zuhört, nickt und an den richtigen Stellen absolut ehrlich mitfühlend guckt, dann bin ich dein …«
    Die Glocke über der Eingangstür klingelt und Amanda kommt lächelnd herein. »Mandy!«, ruft Brad. »Was ist mit unserer lieben Ellie los? Hast du nicht gut genug auf sie aufgepasst? « Er droht Amanda scherzhaft mit dem Finger.
    »Ich habe es versucht«, sagt Amanda und küsst Brad auf die Wange.
    »Hör zu«, sagt sie dann und dreht sich zu mir um. »Meine Eltern gehen heute Abend wieder aus, und ich habe mit Eric telefoniert, der sagte, er und ein paar Typen aus dem Footballteam von Adams würden vorbeikommen und bei uns in den Whirlpool springen. Das ist doch nicht schlecht, oder? Wir können den Weinkeller meiner Eltern plündern und uns Sangriiiiiiiaaaaa machen!«
    Ich stelle mir vor, wie ich in Amandas Hintergarten stehe, umgeben von Menschen, die ich kaum kenne. Zu grüblerisch, um etwas von mir zu geben außer einem gelegentlichen Lachen, damit mich niemand fragt, was mit mir los ist.

    »Sind süße Typen angekündigt? Vielleicht einer, der unsere Ellie aufheitert?« Brad legt mir den Arm um die Taille und legt seinen Kopf auf meine Schulter.
    »Eric hat eine Menge süßer Freunde«, sagt Amanda. »Aber ich bezweifle, dass wir Ellie heute noch ein Lächeln entlocken werden.«
    Ich beiße die Zähne zusammen. Amanda legt sich eine andere Persönlichkeit zu, wenn sie mit Brad spricht, irgendwie zickiger. Als sei sie der Meinung, so müsse man sich einem Schwulen gegenüber verhalten.
    »Was soll das denn heißen?«, frage ich.
    »Nichts«, seufzt Amanda. »Ich finde nur, dass du dich ein bisschen reinsteigerst.«
    »Ich steigere mich nirgendwo rein.« Plötzlich bin ich sauer. »Ich habe ja wohl allen Grund dazu, schlecht drauf zu sein.«
    »Ich habe ja auch nicht gesagt, dass das nicht stimmt«, sagt Amanda. Sie schaut Brad an und blickt dann schnell zu Boden.
    »Das Wort reinsteigern deutet aber stark darauf hin.«
    »So habe ich das nicht gemeint.« Amanda stemmt die Hände in die Hüften.
    »Von mir aus«, sage ich. Meine Stimme klingt fieser als beabsichtigt. Auch wenn Amanda das falsche Wort verwendet hat, weiß ich genau, was sie gemeint hat. Aber ich bin gefrustet und das lasse ich nun ein bisschen an ihr aus.
    Amanda seufzt. »Okay, meiner Meinung nach hast du wirklich allen Grund, mies drauf zu sein, zum Beispiel weil ein Arschloch sich im Keller auf dich gestürzt hat oder wir beide fast verbrannt wären …«

    »Moment!«, sagt Brad alarmiert. Er weicht einen Schritt zurück. »Moment. Was ist passiert? Bist du in Ordnung, Ellie?«
    Ich wende mich

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