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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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Brad zu. »Es geht mir gut«, sage ich. »Es war keine große Sache.«
    Amanda fährt fort: »Ich finde nur, dass du nicht darüber nachdenken solltest, worüber du nachdenkst. Versuch lieber, dich abzulenken und ein bisschen Spaß zu haben…«
    Ich schaue zu Boden und atme heftig durch die Nase aus. Dann schaue ich hoch. Brad starrt mich an und fummelt verlegen an seiner Kamera herum. Er hält sie sich vors Gesicht.
    »Lächeln!« Wir ignorieren ihn beide.
    »Du kannst dir das nicht länger antun«, sagt Amanda. Und dann schaut sie mich mit einem schrecklichen Gesichtsausdruck an. Er ist voller Mitleid. Nicht Mitgefühl, sondern Mitleid, als wären wir zwei Menschen, die nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Ich bin ganz allein.
    »Ich tue mir überhaupt nichts an«, wehre ich ab. »Ich habe mir meine Situation schließlich nicht ausgesucht!« Mein Magen beginnt zu schmerzen. Wenn doch nur jemand kommen und mich aus dieser Unterhaltung befreien würde. Jede andere wäre mir lieber. Vielleicht könnte er mich auch im Bett absetzen, wo ich den Ventilator auf volle Pulle schalten und mir die Decke bis zum Kinn hochziehen würde.
    »Das stimmt. Aber du könntest dich dazu entschließen, darüber hinwegzukommen.«
    Eine so heftige Welle der Einsamkeit überflutet mich, dass ich mich innerlich ganz hohl fühle. »Nein, das kann ich
nicht«, flüstere ich und schaue Amanda ins Gesicht. »Und das weißt du auch.«
    Wir verstummen und stehen schweigend da.
    Amandas Handy vibriert und sie nimmt es aus ihrer riesigen Tasche. Sie klappt es mit dem Daumen auf und liest die SMS. »Ich bin eigentlich mit Liz verabredet, also… also gehe ich mal lieber.« Sie klappt ihr Handy zu und schaut mich an. »Muss ich dich nachher abholen?«
    Meine Eingeweide schmerzen. Das Wörtchen »muss« tut übel weh. Und wie Amanda die Frage ausgesprochen hat, mit einer Spur Entnervtheit in der Stimme, als sei ich eine lästige Verpflichtung, der sie nachkommen muss.
    »Ach, lass mal«, sage ich. »Ist schon in Ordnung.« Ich drehe mich um und mache etwas vollkommen Unnötiges mit dem Milchkrug, damit Amanda mein Gesicht nicht sieht.
    »Du kommst heute nicht mehr zu mir?« Klingt sie verwirrt oder erleichtert?
    Ich schüttele den Kopf. »Ich glaube, ich gehe heute einfach mal nach Hause.«
    Eine kalte Leere breitet sich in meinem Inneren aus. Ich weiß gar nicht genau, warum ich das gesagt habe, denn ich will ehrlich gesagt überhaupt nicht nach Hause. Außerdem ist Amandas Haus eigentlich viel mehr mein Zuhause. Aber es ist zu spät, denn Amanda sagt bereits: »Na gut«, und »dann also bis dann.« Sie küsst Brad zum Abschied auf die Wange und geht zur Tür hinaus.
    Ich stehe wie angewurzelt da und schaue ihr nach.
    Meine Brust wird so eng, dass ich vor Schmerz aufkeuche.
Ich vermisse Nina die ganze Zeit, aber in Augenblicken wie diesem, in denen ich mich fühle, als sei ich ganz alleine auf der Welt, fehlt sie mir am schrecklichsten.
    »Ellie?«, sagt Brad wieder. Ich nicke nur, starre auf die Tür und kneife dann die Augen fest zusammen. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Nina plötzlich auftaucht. Es ist kindisch und gefährlich, sich etwas so zu wünschen, das weiß ich. Mich mit all meinem Wesen nach etwas zu sehnen, das ich nicht bekommen kann, weil ich nicht einmal weiß, wo ich danach suchen soll. Aber ich kann nicht damit aufhören. Meine Augen bleiben geschlossen, ich halte den Atem an und lasse die Tränen fließen. So stehe ich da und wünsche, wünsche, wünsche, bis Brad ein schrilles Piepen von sich gibt. Ich mache die Augen auf.
    »Ich will dich in deiner Trauer nicht stören, Ellie, oder dir das Gefühl geben, dass ich dich nicht ernst nehme. Aber mein ›Heißer-Typ-der-Ellies-nächster-Freund-werden-könnte-Radar‹«, – Brad deutet mit dem Kinn in Richtung Tür, durch die gerade ein Junge gekommen ist –, »piept wie verrückt. Piep, piiiiiiiieeeep, pieeeeeeeep !!«
    Ich schüttele den Kopf. Es ist lieb von Brad, dass er mich ablenken will, aber ich bin wirklich nicht in der richtigen Laune für einen Flirt. Meilenweit davon entfernt.
    Ich schaue den Jungen an, der auf den Tresen zuschlendert, die Hände in den Hosentaschen. Es ist tatsächlich sehr gut aussehend, Schwimmerkörper und Skateboarder-Gang. Er lehnt sich leicht zurück, als habe er alle Zeit der Welt. Und er starrt mich an, als kenne er mich. Unsere Blicke treffen sich und es durchzuckt mich ein Blitz.

    Brad quetscht meinen Arm und flüstert:

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