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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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sich jemand aufrecht hinsetzt und einen Reißverschluss zumacht. Ich drehe mich wieder zu Sean um und er zuckt mit den Schultern. Plötzlich sagt Jamie-Girl laut: »Wir fahren schon sechs Stunden und es ist gleich halb eins. Sollen wir irgendwo anhalten und pennen?«
    Sean sagt: »Ich kenne eine Bleibe in New Mexico, nur zehn Meilen von hier, da war ich schon mal. Da halten wir.«
    Dann sagt Jamie-Boy: »Gut, ich muss dringend pennen, bin völlig erledigt.«
    Und ich schaue Sean an, und es stellt sich heraus, dass wir doch noch nicht ausgelacht haben.

Kapitel 20

    Zwanzig Minuten später fahren wir vor einem prächtigen Gebäude vor. Zuerst denke ich, dass wir hier nur wenden wollen, denn das kann unmöglich die »Bleibe« sein, von der Sean gesprochen hat. In solchen Hotels wohnen Leute, die so viel Geld haben, dass sie nie an Geld denken müssen. Nicht einmal Amandas Familie steigt in solchen Hotels ab.
    Aber Sean fährt bis zum Eingang und hält bei den livrierten Dienstboten an. Ein Typ in dunkelblauer Uniform hält ihm die Tür auf und er steigt aus, und drei andere Angestellte in identischen Uniformen öffnen die Türen der Jamies und meine. Ich bin so verwirrt, dass ich den Typ, der meine Tür öffnet, zuerst nur anstarre. Er ist Mitte zwanzig, hat blonde Haare und sieht aus, als finde er meinen wahrscheinlich geschockten Gesichtsausdruck sehr lustig. Er streckt die Hand aus, und ich erwache aus meiner Schockstarre, nehme seine Hand und steige aus.
    Sean gibt dem Mann seine Schlüssel und erhält ein Ticket. Und dann sagt der Dienstbote, er werde jemanden schicken, der unser Gepäck holt. Sean bedankt sich lächelnd und gibt dem Mann einen Schein, den er wie durch Zauberhand aus seinem Geldbeutel geholt hat, ohne den Geldbeutel zu öffnen.
Es folgen viele »Sehr gut, Sir« und »Danke, Sir«, und niemand scheint es seltsam zu finden, dass Sean mit »Sir« angeredet wird, obwohl er der Jüngste von ihnen ist. Wir vier stehen einen Moment lang nur da, dann hebt Sean die Arme hoch und streckt sich.
    »Ich glaube, dieser Laden ist eine Nummer zu groß für uns«, sagt Jamie-Girl.
    »Ist schon okay«, sagt Sean. »Ich lade euch ein.« Dann streckt er sich noch einmal und geht dann auf das Gebäude zu.
    »Sag mal, hat dein Freund reich geerbt, oder was?« Jamie-Girl stemmt die Hände in die Hüften und schaut mich seltsam, beinahe anklagend an. Aber statt auf eine Antwort zu warten, wirbelt sie herum und folgt Sean durch die hohen Eichenholztüren. Gute Entscheidung, denn ich bin genauso verdutzt wie sie.
    Wir gehen gemeinsam durch die Tür, und als wir drinnen stehen, klappen drei Kiefer herunter. Dies ist ohne Zweifel der eleganteste Raum, in dem ich jemals gewesen bin. Die Böden sind weißer, mit Gold gesprenkelter Marmor, die bodenlangen Fenster haben Vorhänge aus cremeweißer Seide, die gewölbte Decke ist vier Stockwerke hoch und trägt den wahrscheinlich größten Kronleuchter der Welt. Er hängt dort wie ein glitzernder Planet.
    »Und du zahlst das alles? Mit richtigem Geld?«, fragt Jamie-Boy. »Oder müssen wir morgen aus dem Fenster springen oder uns in der Dreckwäsche aus dem Haus schmuggeln? «
    Sean lacht und schüttelt den Kopf. »Vergiss es, Mann«,
sagt er. »Ehrlich, ich bezahle. Mit echtem Geld.« Mit diesen Worten geht er zur Rezeption und spricht mit der Dame dort. Als ich eine Minute später zu ihm gehe, sagt sie gerade: »Das wären also vierhundertfünfzig Dollar pro Zimmer, plus Steuer.« Sie stockt kurz, bevor sie den Preis nennt, und ich frage mich, wie oft sie an Teenager in Jeans und T-Shirt Zimmer vermietet. Mein Herz hämmert. Vielleicht wusste Sean nicht, dass es so viel kosten würde, als er anbot, für uns alle zu bezahlen. Sicher nicht, denn das wäre doch irre, oder? Ich versuche auszurechnen, wie lange ich bei Mon Cœur arbeiten muss, um diesen Betrag zu verdienen, oder wie lange meine Mutter in ihrem Vollzeitjob dafür arbeiten müsste. Der Preis beider Zimmer ist so hoch wie die monatliche Miete für unsere Wohnung.
    Aber Sean nickt nur lässig und reicht ihr eine schwarzgoldene Kreditkarte. Einen Moment später reicht sie ihm zwei Schlüsselkarten. Zwei Pagen führen uns zu unseren Zimmern. Jamie und Jamie sind im Fahrstuhl völlig stumm und schauen sich nur an, als hätten sie gerade im Lotto gewonnen.
    »Bis morgen«, sagt Sean. Dann gehen wir in unser Zimmer. Sean reicht dem Pagen ein paar Banknoten und eine Sekunde später schließt dieser die Tür mit einem leisen

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