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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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verändert, wenn man sie weitererzählt. Es ist mir auch völlig egal, was diese Leute von mir denken. Die Kurzversion geht so: Es gab da ein Mädchen. Ich habe sie geliebt und ich wusste, dass sie mich auch liebt.« Er schaut zu Boden. »Aber die Sache war ziemlich kompliziert, wir konnten nicht zusammen sein, also habe ich versucht, die Hindernisse zu beseitigen. Aber es hat nicht funktioniert.« Sean runzelt eine Sekunde lang die Stirn. Dann schaut er weg. »Ich glaube, wenn man endlich jemanden findet, den man wirklich liebt, dann musst du alles Mögliche tun, damit ihr beide eine Chance habt. Weil der ganze Scheiß, den die Leute sagen, Liebe sei das Einzige, was zählt, ist zwar kitschig, aber auch wahr. Aber manchmal bringt die Liebe die Menschen dazu, verrückte Dinge zu tun. Und manchmal funktioniert eine Beziehung einfach nicht, egal, wie viel Mühe du dir auch gibst. Besonders, wenn du der Einzige bist, der sich Mühe gibt.«
    Sean sieht jetzt sehr traurig aus und instinktiv lege ich ihm die Hand aufs Knie.
    »Wer auch immer dieses Mädchen gewesen sein mag, sie hat einen Fehler gemacht.«
    »Du bist süß«, sagt er. Unsere Blicke begegnen sich und ich werde rot, also nehme ich die Hand von seinem Knie, greife nach einer Gabel und stecke sie in das Kuchenstück, das vor uns steht.

    Ich höre ein leises Summen vom anderen Ende des Zimmers. Es ist mein Telefon, das mal wieder vibriert. Oh nein. Das Telefon. Mein Gespräch mit Brad.
    »Heißt das, du hörst alles, was die Leute sagen, mit denen ich telefoniere?« Die Gabel mit dem Kuchenstückchen schwebt wie erstarrt vor meinem Gesicht.
    »Jep«, sagt Sean. Und dann zieht er die Augenbrauen hoch und zwinkert mir zu.
    Sean hat gehört, wie Brad diese Witze über das Sexvideo gemacht hat. Schlimmer noch, er hat gehört, dass ich voll drauf eingestiegen bin. Oh Gott!
    »Ich wollte nur nett zu ihm sein«, sage ich panisch. »Brad sollte sich keine Sorgen um mich machen, also…« Aber bevor ich weiterreden kann, macht Sean »Psssssst« und beugt sich zu mir. Er legt seine Hand um meine. Ich halte immer noch die Gabel. Er beugt sich nach vorne, sein Arm liegt auf der Rückenlehne hinter mir. Sein Mund nähert sich, seine Lippen sind feucht. Wird er mich küssen? Er wird mich küssen!
    Ich lege den Kopf leicht zur Seite, öffne den Mund ein kleines bisschen und warte.
    Und warte.
    Und warte.
    »Mann«, sagt Sean. Ich öffne die Augen. Er nickt und zeigt auf seinen Mund. »Verdammt guter Kuchen!«
    Ich schaue auf meine Gabel. Sie ist leer.
    Er wollte mich nicht küssen, er wollte meinen Kuchen klauen.
    »Du bist so rot im Gesicht«, sagt Sean. »Alles okay?«
    Mein Schwips ist verschwunden.

    »Oh, dachtest du, ich wollte …«, sagt Sean. Er deutet zuerst auf seinen, dann auf meinen Mund.
    Ich schüttele den Kopf. Die Sache ist mir entsetzlich peinlich. Ich werde jetzt ins Badezimmer gehen. Ich werde mich dort verstecken, bis Sean schlafen gegangen ist. Ich stehe auf, aber Sean hat wieder mein Handgelenk umfasst. Und er zieht mich wie in Zeitlupe zu sich. »Geh nicht, Ellie«, flüstert er. Diesmal habe ich keinen Kuchen auf der Gabel. Ich schließe die Augen.

Kapitel 22

    Ich wache auf, und die Ereignisse der vergangenen Nacht schieben sich mir ins Gedächtnis wie ein Traum:
    Lippen an Lippen, geöffnete Münder. Die Zeit verlangsamt sich, beschleunigt sich, verlangsamt sich. Wir liegen auf der Couch. Wir liegen auf dem Bett. Wir liegen auf dem Boden. Wir sind Magneten. Wir schmelzen. Wir sind betrunken. Wir bestellen mehr Champagner. Wir trinken ihn aus unseren Mündern. Wir trinken ihn von unserer Haut. Wir atmen schwer. Wir fiepfiepfiepen . Wir lachen uns krank. Wir spielen Strip-Poker mit Pommes als Karten. Wir gewinnen. Wir verlieren. Wir sind nackt. Wir sind schweißbedeckt. Wir lecken den Schweiß ab. Wir drücken uns aneinander. Schnell. Schneller, schneller. Wir hören nicht auf. Es geht zu schnell. Wir machen langsamer. Wir rollen uns zu einer Kugel zusammen. Wir vergleichen unsere Narben: weiße Linien auf meinen Schienbeinen, wo ich auf nassen Felsen ausgerutscht bin, ein winziger weißer Kreis von einer Windpocke auf meiner Hüfte, Kratzer auf seinen Armen, weil er immer Hunde hatte, aufgeschlagenes Knie, als er vom Fahrrad gefallen ist. Die verschlungenen weißen Linien auf seinem Innenarm, über die er nicht sprechen kann. Wir atmen im Takt. Unsere
Herzen schlagen im Takt. Wir fangen wieder an. Wir wissen nicht, wo sein Körper aufhört und

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