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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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die er berührt. Er hält mich eine endlose Sekunde lang an sich gedrückt und lässt mich dann los, lange bevor ich dazu bereit bin. Jamie und Jamie starren uns mit offenem Mund an.
    »Verarscht!« Sean legt den Arm um mich und drückt mich an sich. »Ellie ist mein Mädchen. Stimmt’s, El?«
    Und ich kann nur nicken, weil es mir vor lauter Schreck die Sprache verschlagen hat.

Kapitel 18

    Sean und ich sitzen im Auto vor dem Haus, in dem die Jamies wohnen, und tun so, als sei nichts passiert. Genauer gesagt tut Sean so, als sei nichts passiert, und ich drehe total am Rad.
    »Zwölf Stunden Fahrt mit den Jamies werden sicher komisch«, sagt Sean. »Die Frage ist nur, ob ›haha‹-komisch, oder ›Ich muss gleich kotzen‹-komisch.« Sean grinst. Ich versuche, ebenfalls zu lachen, aber es klingt mehr wie ein Husten. Ich weiß, dass der Kuss nichts bedeutet hat. Sean hat nur das getan, was nötig war, um die Jamies zu diesem Trip zu überreden, aber ich muss trotzdem dauernd an den Kuss denken. Seine Lippen auf meinen, sein heißer Atem, der sich mit meinem vermischt. Ich weiß, dass es nur gespielt war, und ich habe nicht viel Erfahrung in der Bewertung von solchen Dingen, aber ich schwöre, dass sich dieser Kuss echt angefühlt hat.
    Seans Telefon vibriert. Er nimmt es aus der Tasche, schaut kurz drauf und drückt dann einen Knopf. Das Vibrieren hört auf. Ich schaue ihn an, weil ich irgendwie erwarte, dass er mir sagt, wer es war, aber er steckt wortlos das Telefon zurück in die Hosentasche.

    »Oh«, sage ich laut, plötzlich verlegen. »Ich sollte Brad bei der Arbeit anrufen. Ich muss morgen eigentlich dort sein.«
    »Mach das«, sagt Sean.
    Als ich die Nummer von Mon Cœur wähle, höre ich ein Summen aus Seans Tasche. Sein Telefon vibriert wieder. Er greift in die Tasche und drückt den Anruf weg, ohne zu schauen, wer es ist. Ein Gedanke, der mir nicht gefällt, drängt sich in meinen Kopf und setzt sich dort fest. Und wenn Amanda doch recht hatte? Wenn die »falsch verbundene« Person in Wirklichkeit ein armes Mädchen ist, das versucht, seinen Freund zu erreichen, während der mit einer anderen die Staatsgrenze überschritten hat und ihre Anrufe ignoriert? Ich schüttele den Kopf. Das sind Amandas Gedanken, nicht meine. Ich drücke einen Knopf und halte das Handy an mein Ohr.
    Brad antwortet nach dem zweiten Läuten mit einem melodischen: »Bonjour, Mon Cœur.«
    »Hi, Braddy!«, sage ich.
    »Ellie-Schatz! Hallo! Seid ihr jetzt zusammen? Bist du schwanger und nennst das Baby nach mir?«
    Ich lache. »Äh …« Ich spüre, wie ich rot werde. Ich schaue zu Sean. Er blickt mit ausdrucksloser Miene aus dem Fenster.
    »Speis mich bloß nicht so ab, Fräulein! Wie war die Heimfahrt? Hast du ihn mit raufgenommen? Habt ihr geknuuuuuuuutscht? «
    »Sie war gut«, sage ich.
    »Was war gut? Die Fahrt oder die Knuuuuuutschorgie?«
    Ich schweige.

    »Ellie …«, sagt Brad langsam. »Du antwortest mir nicht so unverblümt wie sonst… Bist du gerade bei ihm? «
    » Jaaaa «, sage ich. »Bin ich.«
    »Wow! Was macht ihr denn?«
    »Wir sind in Denver. Und fahren gleich nach Phoenix.«
    Brad legt eine Pause ein. »Moment«, sagt er dann. »Ich muss meinen Kopf wieder zusammensetzen, der ist nämlich gerade explodiert. Ist das dein Ernst?« Er klingt hocherfreut.
    »Jep«, sage ich.
    »Was macht ihr denn da? Seid ihr auf Hochzeitsreise ?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. Ich lüge Brad nur ungern an, aber ich weiß, dass er Amandas Ansicht teilt, ich könne nichts dagegen tun, dass Nina verschwunden ist. Und er klingt so froh darüber, dass Sean und ich zusammen unterwegs sind. Ich will ihm die Freude nicht verderben. Und ein paar Details wegzulassen ist ja nicht dasselbe wie lügen, oder? »Wir gehen zu einem Konzert«, sage ich. »Eine Band namens Monster Hands. Deshalb rufe ich eigentlich an. Kann ich morgen freihaben?«
    »Du rufst an, um mir zu sagen, dass du spontan zu einem völlig Fremden ins Auto gestiegen bist, der dich jetzt nach Phoenix zu einem Konzert fährt, und willst deshalb morgen frei?«
    »Äh … ja.«
    Brad juchzt auf. »Natürlich geht das! Moment!« Ich höre, wie er das, was ich ihm gerade gesagt habe, einem Typen im Hintergrund erzählt. Wahrscheinlich Thomas. Der juchzt auch. »Aber versprich mir eines, Ellielein.«
    »Was?«

    »Wenn du mit dem scharfen Skater das Tier mit den zwei Rücken machst, nimm es auf Video auf.«
    Ich lache. »Na klar«, sage ich.
    »Ich meine es ernst«, sagt Brad.

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