Mount Dragon - Labor des Todes
ich brauche, um das Virus unschädlich zu machen.«
»Vielleicht«, sagte Teece. Dann fügte er nach einer kurzen Pause an: »Burt hat hier doch vor X-FLU schon an anderen Projekten gearbeitet, nicht wahr?«
»Ja. Er hat zum Beispiel den GEF-Prozeß erfunden, eine spezielle Filtertechnik, die nur GeneDyne anwendet. Außerdem hat er PurBlood bis zur Serienreife entwickelt.«
»Ach ja, PurBlood«, sagte Teece und schürzte angeekelt die Lippen. »Ein gräßliches Zeug.«
»Wieso?« fragte Carson erstaunt. »Ein solcher Blutersatz kann doch unzähligen Menschen das Leben retten, denken Sie bloß an die Engpässe in der Blutversorgung. Außerdem spart man sich bei einer Transfusion die Bestimmung der Blutgruppe, und nicht zuletzt fällt auch das Infektionsrisiko durch verseuchtes Blut weg...«
»Das mag ja alles sein«, unterbrach ihn Teece. »Trotzdem finde ich den Gedanken, so etwas in meine Adern zu bekommen, nicht gerade angenehm. Soweit ich weiß, wird es von gentechnisch manipulierten Bakterien erzeugt, denen man das Gen für menschliches Hämoglobin eingepflanzt hat. Wenn ich mir vorstelle, wo diese Bakterien sonst zu finden sind, dann...« Teece ließ den Satz unvollendet.
Carson mußte lachen. »Sie haben recht. Diese Streptokokken findet man im Erdreich oder, wenn Sie so wollen, in jedem Stück Dreck. Aber gerade von diesen Bakterien wissen wir hier bei GeneDyne mehr als von jedem anderen Lebewesen. Sie sind die einzigen Organismen außer dem E-Coli-Bakterium, deren Genom von Anfang bis Ende kartiert ist. Damit sind sie die perfekten Organismen für gentechnische Veränderungen. Bloß weil sie im Dreck vorkommen, müssen sie noch lange nicht ekelhaft oder gefährlich sein.«
»Mag sein, daß ich da ein wenig altmodisch bin«, sagte Teece. »Aber ich bin ohnehin vom Thema abgeschweift. Der Arzt, der Burt behandelt, hat mir erzählt, daß er ständig einen offenbar unsinnigen Satz vor sich hermurmelt: >Armer Alpha. < Haben Sie irgendeine Idee, was er damit meinen könnte? Vielleicht den Anfang eines längeren Satzes? Oder ist Alpha vielleicht ein Spitzname?«
Carson dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. »Wenn es ein Spitzname ist, dann kenne ich ihn nicht.« Teece runzelte die Stirn. »Und schon wieder stehen wir vor einem Rätsel. Vielleicht würde uns Burts geheimes Tagebuch helfen, auch dieses zu lösen. Ich kann mir sogar vorstellen, wo man danach suchen müßte. Wenn ich wiederkomme, werde ich mich darum kümmern.«
»Wenn Sie wiederkommen?« wiederholte Carson in fragendem Ton.
Teece nickte. »Ich werde morgen nach Radium Springs fahren, um meinen ersten Vorbericht durchzugeben. Hier gibt es außer dem GeneDyne-Firmennetz ja keine Verbindung zur Außenwelt. Außerdem muß ich mich mit meinen Kollegen beratschlagen. Vorher aber wollte ich mit Ihnen sprechen, denn Sie sind derjenige, der hier mit der Arbeit von Dr. Burt am besten vertraut ist. Ich schätze, ich werde Sie in dieser Angelegenheit noch öfter um Ihre Hilfe bitten müssen. Irgendwie scheint mir Burt der Schlüssel zu dem Ganzen zu sein. Wir müssen bald eine Entscheidung fällen.«
»Was für eine Entscheidung denn?«
»Ob wir GeneDyne erlauben sollen, dieses Projekt fortzusetzen, oder nicht.«
Carson sagte nichts. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, daß Scopes tatenlos zusehen würde, wie die Regierung die Entwicklung von X-FLU stoppte. Teece stand auf und wickelte sich das Handtuch enger um seine Hüften. »Ich würde Ihnen davon abraten«, sagte Carson. »Wovon?«
»Von einer Fahrt nach Radium Springs. Da draußen braut sich ein Sandsturm zusammen.«
»Aber davon hat der Wetterbericht gar nichts gesagt«, meinte Teece mit gerunzelter Stirn.
»Es gibt keinen Wetterbericht für die Jornada-del-Muerto-Wüste, Mr. Teece. Ist Ihnen denn nicht der merkwürdige orange Farbstich am südlichen Himmel aufgefallen, als wir vorhin aus dem Fiebertank kamen? Ich kenne diesen Farbstich. Er verheißt nichts Gutes.«
»Dr. Singer leiht mir einen von Ihren Geländewagen. Die Dinger sind so robust wie ein Lastzug.«
Zum erstenmal, seit er Teece kannte, glaubte Carson eine Spur Unsicherheit im Gesicht des Inspektors erkennen zu können. »Ich werde Sie nicht aufhalten«, sagte er mit einem Achselzucken. »Aber wenn ich Sie wäre, dann würde ich erst nach dem Sandsturm fahren.«
Teece schüttelte den Kopf. »Das, was ich tun muß, verträgt keinen Aufschub.«
Die Sturmfront hatte sich über dem Golf von Mexiko zusammengebraut
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