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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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hätte eine Karotte oder ein Stück Zucker dabei. Nachdem er das Tier genau untersucht hatte, trat er erleichtert einen Schritt zurück. Dann drang von der Koppel her ein gedämpftes Geräusch an sein Ohr. Er sah hinaus, konnte aber durch die staubgeschwängerte Luft nicht viel mehr als einen großen, dunklen Schatten sehen, der sich langsam näherte. Mein Gott, dachte Carson, da draußen bewegt sich etwas. Er hörte, wie das Tor aufging, und sah, wie der Schatten herein ins Laborgelände kam. Dann schälte sich die Gestalt eines Pferdes mit Reiter aus der staubigen Luft. Der Kopf des Reiters hing erschöpft zwischen den Schultern nach unten, und auch das Pferd schleppte sich auf zitternden Beinen dahin, als könne es jeden Augenblick zusammenbrechen. Der Reiter war Nye.
    Carson trat von der Tür des Stalls einen Schritt zurück ins Halbdunkel und versteckte sich in einer leeren Box. Er hatte keine Lust auf eine weitere unangenehme Begegnung mit dem Sicherheitschef.
    Carson hörte, wie die Stalltür geschlossen wurde, dann näherten sich auf dem mit Sägemehl bestreuten Boden langsame Schritte. Carson duckte sich und spähte durch ein Astloch in der Wand der Box.
    Der Sicherheitschef war von oben bis unten mit dunkelgrauem Staub bedeckt. Nur seine schwarzen Augen und die aufgesprungenen Lippen sahen aus diesem dichten Überzug heraus. Nye, der sein Pferd am Zügel führte, blieb am Sattelplatz stehen und nahm dem Tier langsam Gewehrscheide und Satteltaschen ab. Dann machte er den Sattel los, nahm ihn dem Pferd vom Rücken und setzte ihn auf einen Ständer. Bei jeder Bewegung stiegen kleine, graue Staubwolken auf.
    Als Nye das Pferd zu seiner Box führte, verschwand er aus Carsons Blickfeld. Dann konnte Carson hören, wie er das Pferd striegelte und dabei beruhigend auf es einsprach. Er hörte, wie ein Heuballen aufgerissen, knisternd trockenes Heu in die Futterkrippe gelegt und Wasser in einen Eimer gefüllt wurde. Kurz darauf kam Nye wieder in Carsons Blickfeld. Er hatte Muertos Satteltaschen in der Hand und legte sie auf eine große Kiste, in der das Ersatzzaumzeug aufbewahrt wurde. Carson sah zu, wie Nye aus einer der Satteltaschen etwas hervorholte, das aussah wie ein ziemlich mitgenommenes Stück Papier. Nye faltete den in Mount Dragon strengstens verbotenen Gegenstand auseinander und schüttelte ihn, damit der Staub von ihm abfiel. Carson drückte sein Auge ganz nahe an das Astloch und schaute sich das Papier in Nyes Händen genau an. Es schien alt und verblichen und war mit handgeschriebenen Worten und merkwürdigen Zeichen bedeckt.
    Auf einmal sah Nye sich aufmerksam um, als habe er eben ein Geräusch gehört. Carson blieb mucksmäuschenstill in seiner dunklen Box hocken, bis er das Klicken eines Schlosses hörte, gefolgt von einem schleifenden Geräusch und schweren Schritten, die sich in Richtung Ausgang entfernten. Als er wieder aus seinem Versteck herausspähte, sah er, wie Nye den Stall verließ. Carson wartete noch eine Weile, dann stand er auf, warf einen Blick auf die Kiste mit dem Zaumzeug, die jetzt wieder in der Ecke stand, und ging hinüber zur Box von Nyes Pferd. Muerto, dem braun gefärbter Speichel aus dem Maul lief, stand schwer atmend da. Carson griff nach unten und überprüfte die Sehnen der Vorderbeine. Sie waren warm, aber nicht heiß und deshalb offenbar auch nicht entzündet. Die Hufkronen waren in einem guten Zustand und die Augen des Tieres klar. Trotzdem war offensichtlich, daß Nye, was auch immer er getan haben mochte, sein Pferd bis ans Ende seiner Leistungsfähigkeit beansprucht hatte. Muerto sah so aus, als sei er in den vergangenen zwölf Stunden an die hundertfünfzig Kilometer weit gelaufen, aber er hatte offenbar keinen bleibenden Schaden davongetragen. Er war immer noch gesund und würde in ein, zwei Tagen wieder vollkommen in Ordnung sein. Nye hatte gewußt, was er ihm zumuten konnte. Schließlich war Muerto ein phantastisches Pferd. Zwei Brandzeichen an Hals und Kiefer zeigten, daß er bei der American Paint Horse Association ebenso wie bei der American Quarterhorse Association registriert war. Carson klopfte ihm anerkennend auf die Flanke.
    »Du bist mir vielleicht ein toller Kerl«, sagte er bewundernd. Carson verließ die Box und ging zur Stalltür, wo er hinaus in die Staubwolken blickte, die immer noch wie Rauchschwaden in der Luft hingen. Nye war nirgends zu entdecken. Carson schloß leise die Tür und ging rasch aufsein Zimmer. Er fragte sich, wofür Nye da

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