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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Couchtische.
    »Benötigen Sie sonst noch etwas, Sir?« fragte Fairley. »Haben Sie heute früh den Herold gelesen?« Fairley schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, ich bin eingefleischter Globe-Leser.«
    »Natürlich«, sagte Scopes. »Aber ab und zu sollten Sie vielleicht doch einmal auch einen Blick in den Herold werfen. Er ist soviel flotter gemacht als der Globe.«
    »Das mag sein, Sir.«
    »Sehen Sie sich doch einmal das Exemplar dort drüben an«, sagte Scopes und deutete auf das Piano.
    Fairley ging hinüber und holte die verknitterte Zeitung. »Was für ein widerwärtiger Artikel«, sagte er, nachdem er die Seite überflogen hatte. Scopes grinste. »Nein, das finde ich überhaupt nicht. Es ist einfach grandios. Dieser verrückte Hurensohn Levine hat sich damit selbst das Messer an die Kehle gesetzt. Ich muß nur noch seinem Arm einen winzigen Stoß geben.« Scopes zog einen klein zusammengefalteten Computerausdruck aus der Brusttasche seines Hemds. »Hier ist meine Wohltätigkeitsliste für diesen Monat. Sie hat diesmal nur einen Eintrag: Spenden Sie eine Million Dollar dem Holocaust Memorial Fund.«
    Fairley blickte verwundert auf. »Aber das ist doch Levines Organisation.«
    »Natürlich ist sie das. Und diesmal möchte ich, daß Sie die Spende unter meinem Namen machen, aber auf eine dezente und unauffällige Art.«
    »Darf ich fragen, weshalb, Sir?« Fairley hob eine Augenbraue. »Weshalb?« wiederholte Scopes langsam. »Weil es sich hier um eine Organisation handelt, die unsere Unterstützung verdient hat. Außerdem wird sie demnächst wohl einen ihrer rührigsten Spendenbeschaffer verlieren, aber das, Fairley, bleibt bitte unter uns.«
    Fairley nickte.
    »Wenn Sie mal länger darüber nachdenken, werden auch Sie zu dem Schluß kommen, daß es aus strategischen Gründen angeraten erscheint, Levines liebste Wohlfahrtsvereinigung aus der viel zu starken Abhängigkeit von ihm zu befreien.«
    »Ja, Sir.«
    »Ach, noch was, Fairley. Sehen Sie mal her, mein Jackett hat ein Loch im Ellenbogen. Hätten Sie nicht Lust, mir ein neues zu kaufen?«
    Ein Anflug tiefen Widerwillens zeigte sich für einen Augenblick auf Fairleys Gesicht. »Nein, Sir, vielen Dank«, sagte er mit fester Stimme.
    Scopes wartete, bis Fairley die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann legte er die Tastatur beiseite und nahm sich ein Stück Pizza aus der Pappschachtel. Es war fast kalt, genau so, wie er es am liebsten mochte. Als er davon abbiß, schloß er verzückt die Augen.
    »Auf Wiedersehen, Charles«, murmelte er auf deutsch.

    Als Carson um fünf Uhr nachmittags wieder an die Erdoberfläche kam, blieb er erstaunt stehen. Der Sandsturm hatte alles um ihn herum mit orangefarbenem Staub überzogen, aus dem die Gebäude von Mount Dragon hervorragten wie Gebilde aus einer anderen Welt. Ringsum war es totenstill. Carson sog vorsichtig die Luft ein. Sie war trocken und seltsam kühl und roch ein wenig wie Ziegelmehl. Als er einen Schritt nach vorn trat, versanken seine Stiefel drei Zentimeter tief in der Schicht aus Sand und Staub.
    Am Morgen war er schon vor Sonnenaufgang in den Fiebertank gegangen, um endlich die Analyse des X-FLU-II-Virus zu Ende zu bringen. Bei der konzentrierten Arbeit hatte er fast vergessen, daß über der unterirdischen Stille des Fiebertanks ein schlimmer Sandsturm getobt hatte. Als de Vaca eine Stunde nach ihm ins Labor gekommen war, hatte sie ihm erzählt, daß sie es gerade noch vom Wohnbereich hinüber zum Fiebertank geschafft hätte.
    Sieht aus wie auf der Oberfläche des Mondes, dachte Carson. Oder wie nach dem Weltuntergang. In seiner Jugend auf der Ranch hatte er viele Sandstürme miterlebt, aber keiner war so heftig gewesen wie dieser. Es war ein unheimliches monochromes Bild, das sich Carsons Blicken bot. Die weißen Gebäude ringsum hatten überall, sogar auf den Fensterscheiben, einen Überzug aus rötlichem Staub, und hinter jedem Pfosten, jeder Erhebung hatten sich lange, schmale Sandhaufen gebildet. Als er hinüber zum Wohnbereich sah, konnte er in der immer noch staubigen Luft keine zwanzig Meter weit blicken. Nach kurzem Nachdenken ging er zum Pferdestall, um zu sehen, wie es Roscoe ergangen war. Manchmal drehten die Tiere bei einem Sturm in ihren Boxen durch und schlugen so wild um sich, daß sie sich dabei ein Bein brachen.
    Die Pferde waren zwar mit einer Staubschicht bedeckt, ansonsten aber ging es ihnen gut. Roscoe wieherte zur Begrüßung, und Carson streichelte ihm den Hals und wünschte, er

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