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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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in meinen kühnsten Träumen erhofft hatte. Mit zwei der drei Liter gelang es mir zu beweisen, daß das Hämoglobin danach einen Verschmutzungsgrad von nur sechzehn Millionstel aufwies. Das bedeutet, daß auf eine Million Hämoglobinmoleküle nur noch höchstens sechzehn Fremdpartikel kamen.
    Für die meisten Anforderungen auf dem Arzneimittelsektor wäre das eine durchaus akzeptable Reinheit gewesen, aber in diesem Fall reichte sie nicht aus, denn die FD A, die Nationale Lebens- und Arzneimittelbehörde, hat mit der für sie typischen Willkür nun einmal festgesetzt, daß im Falle eines Blutersatzstoffes nur eine Verunreinigung von hundert Milliardstel hingenommen werden könne. Sechzehn Millionstel, oder, in wissenschaftlicher Schreibweise, 1,6 x 10'?, waren meilenweit davon entfernt. Diese verfluchte Zahl sechzehn wird mich vermutlich bis an mein Lebensende verfolgen. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich glaubte damals - und das glaube ich nach wie vor -, daß PurBlood einen sehr viel höheren Reinheitsgrad hat als den, den ich nachzuweisen imstande war. Aber was half das, wenn ich es nach den willkürlich aufgestellten, schikanösen Anforderungen der Behörde nicht beweisen konnte? Den wichtigsten und entscheidendsten Reinheitstest hatte ich bis dahin mit PurBlood noch nicht gemacht, und nach den Vorschriften hätte ich ihn auch nicht machen dürfen. Ich machte ihn trotzdem, und zwar im geheimen. Ich hoffe, Du kannst es mir verzeihen, meine Liebe, daß ich mir eines Nachts im Labor einen halben Liter Blut abnahm und ihn durch dieselbe Menge PurBlood ersetzte. Das war vielleicht unklug von mir, aber PurBlood bestand den Test mit durchschlagendem Erfolg. Mir ist nicht das geringste geschehen, und später hat sich unser Produkt in allen medizinischen Prüfungen als absolut sicher erwiesen. Natürlich konnte ich das Ergebnis meines Privattests nicht offiziell verwenden, aber ich wußte wenigstens, daß PurBlood wirklich rein war.
    Also machte ich folgendes: Ich verdünnte den letzten halben Liter PurBlood im Verhältnis 200 : 1 mit destilliertem Wasser und machte damit die behördlich vorgeschriebenen Reinheitstests. Das Ergebnis war, wie bei dieser starken Verdünnung nicht anders zu erwarten, eine Verunreinigung von achtzig Teilen pro Milliarde, und das lag unterhalb des von der FDA festgelegten Grenzwertes. Dieses Testergebnis ließ ich stehen. Das war alles, was ich getan habe. Ich habe keinen falschen Bericht geschrieben, keine Daten ausgetauscht oder gefälscht. Als Scopes sich die Zahlen auf seinen Computer holte, gratulierte er mir postwendend. Er war außer sich vor Freude.
    Ich aber stelle mir seither immer wieder die eine Frage, die Du mir bestimmt auch stellen würdest: Warum habe ich das getan? Es war nicht wegen des Geldes, denn aus Geld habe ich mir eigentlich nie allzuviel gemacht. Du weißt das, meine liebe Amiko. Geldbereitet einem im Grunde genommen nur Schwierigsten. Es war auch nicht für den Ruhm, denn Berühmtheit kann einem schrecklich auf die Nerven gehen, und es war nicht deshalb, weil ich damit Menschen das Leben retten konnte, auch wenn ich mir immer wieder selber weismachte, daß ich es aus diesem Grund getan habe. Ich glaube, der wirkliche Grund war das schiere Verlangen danach, das Problem endlich zu lösen und den letzten, entscheidenden Schritt weiterzukommen. Dasselbe Verlangen hat Einstein dazu veranlaßt, in einem Brief an Roosevelt die Zerstörungskraft der Atomspaltung zu erwähnen, und es hat Oppenheimer dazu gebracht, die Atombombe zu bauen und keine fünfzig Kilometer von hier auszuprobieren. Dieses Verlangen hat wohl auch in alten Zeiten die Priester der Anasazi sich hier versammeln lassen, um den Donnervogel dazu zu bringen, ihnen endlich Regen zu schicken. Es ist das tief im Menschen verwurzelte Verlangen, sich die Natur untertänig zu machen. Was mich seither verfolgt -und mich letztendlich wohl auch dazu gebracht hat, dies alles hier schriftlich niederzulegen -, ist die Tatsache , daß auch der Erfolg von PurBlood nichts an der Tatsache ändert, daß ich getrickst habe.
    Ich bin mir dessen vollauf bewußt. Besonders jetzt...jetzt, wo PurBlood in großen Mengen produziert und bald an die ersten Krankenhäuser ausgeliefert werden wird und ich mir an einem neuen, noch unlösbarer erscheinenden Problem die Zähne ausbeiße. Wie dem auch sei, ich hoffe, daß wenigstens Du Verständnis für mich hast, meine über alles Geliebte. Wenn ich erst diesen schrecklichen Ort hier

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