Mount Dragon - Labor des Todes
Computernetz hatte. Jetzt allerdings wußte er nicht mehr so recht, ob er die richtige Wahl getroffen hatte, denn das Labor lag ziemlich abseits hinter dem Werkstattgebäude, und wenn ihm jetzt wider Erwarten doch jemand begegnete, würde Carson ihm kaum erklären können, was er dort wollte.
Er öffnete die Tür zum Labor einen Spalt und hielt inne. Drinnen brannte ein schwaches Licht, und er hörte, wie sich jemand bewegte.
»Meine Güte, Carson, haben Sie mich erschreckt«, sagte de Vaca, deren Gesicht vom bläulichen Schein des Computerschirms gespenstisch erleuchtet wurde. Sie winkte ihn herein. »Was machen Sie da?« flüsterte er und setzte sich in den Stuhl neben dem ihren.
»Ich war früh dran und habe mir überlegt, wie wir unsere Vermutung über PurBlood nachprüfen könnten.« Während sie Carson das zuflüsterte, tippte sie rasch etwas in den Computer ein. »Wir werden doch alle einmal die Woche ärztlich untersucht.«
»Erinnern Sie mich bloß nicht daran.«
De Vaca sah ihn an. »Und? Kapieren Sie noch immer nicht? Wir könnten uns doch die Werte der Rückenmarkspunktionen ansehen.«
Langsam dämmerte Carson, was sie vorhatte. Bei den ärztlichen Untersuchungen wurde auch immer eine Rückenmarkspunktion durchgeführt, deren Ergebnisse Rückschlüsse auf die Dopamin- und Serotoninspiegel zuließen. »Aber zu den Untersuchungsberichten haben wir keinen Zugang«, wandte er ein.
»Sie leben wirklich hinter dem Mond, cabron. Ich habe mir bereits Zugang verschafft. Schließlich habe ich die erste Woche hier in der medizinischen Abteilung gearbeitet, erinnern Sie sich? Man hat vergessen, mir meinen Netzwerkzugang zu den ärztlichen Daten wieder zu entziehen.«Im Licht des Bildschirms hoben sich Susanas hohe Wangenknochen wie zwei bläulich beleuchtete Bergrücken vom Rest ihres Gesichts ab. »Ich habe mir schon ein paar Berichte angesehen, aber die Fülle des Materials ist einfach zu groß. Also habe ich eine gezielte Anfrage bei der medizinischen Datenbank gestellt.«
»Nach was haben Sie gefragt? Nach dem Dopamin- und Serotoninspiegel aller hier Beschäftigten?«
De Vaca schüttelte den Kopf. »Neurotransmitter kann man mit einer Rückenmarkspunktion nicht messen. Dafür aber ihre Zerfallsprodukte. Darunter sind Homovanillinsäure, das Zerfallsprodukt von Dopamin sowie 5-Hydroxyindolylessigsäure, das Zerfallsprodukt von Serotonin. Nach denen habe ich die Datenbank abgefragt. Zur Kontrolle habe ich auch noch MHPG und VMA auflisten lassen, die Zerfallsprodukte von Norepinephrin, einem weiteren Neurotransmitter. Damit haben wir Vergleichswerte, mit deren Hilfe wir die anderen Ergebnisse besser einordnen können.
»Und? Was ist dabei herausgekommen?«
»Das weiß ich noch nicht. Das Ergebnis kommt gerade.« Eine Tabelle erschien auf dem Bildschirm des Computers.
MHPG HVS VMA 5-HIES
Aaron 1 6 1 5
Alberts 1 9 1 10
Bowman 1 12 1 9
Bunoz 1 7 1 6
Carson 1 1 1 1
Cristoferi 1 8 1 5
Davidoff 1 8 1 8
De Vaca 1 1 1 1
Doner 1 10 1 8
Ducely 1 7 1 9
Engles 1 7 1 6
WEITERE DATEN VERFÜGBAR
»Mein Gott«, murmelte Carson.
De Vaca nickte grimmig. »Sehen Sie sich die HVS- und die 5HIES Meßwerte an. Bei allen außer Ihnen und mir müssen die Dopamin- und Serotoninspiegel gleich ums Mehrfache höher als normal sein.«
Carson scrollte die Liste bis zu ihrem Ende durch. »Sehen Sie sich bloß die Werte von Nye an«, sagte er plötzlich und deutete auf den Bildschirm. »Die Dopaminmetaboliten haben einen vierzehnmal höheren Spiegel als normal, die von Serotonin einen zwölfmal höheren.«
»Mit Werten wie diesen ist ein Mensch schon so paranoid, daß es an Schizophrenie grenzt«, sagte de Vaca. »Ich wette, daß er Teece als eine Gefahr für Mount Dragon angesehen hat - oder möglicherweise auch als eine für sich selbst - und ihm draußen in der Wüste eine tödliche Falle gestellt hat. Ich frage mich nur, ob dieser Scheißkerl Marr auch daran beteiligt war. Sie hatten recht, als Sie sagten, daß nur ein Verrückter Teece ermordet hätte.«
Carson sah de Vaca fragend an. »Wie kommt es, daß diese erhöhten Meßwerte bisher noch niemandem aufgefallen sind?«
»Weil man hier nicht auf die Spiegel von Neurotransmittern im Gehirn achtet. Man sucht nach Dingen wie Antikörpern, die bei einer Virusinfektion auftreten. Außerdem bewegen wir uns hier im Bereich von Nanogramm pro Milliliter. Wenn man nicht gezielt nach diesen Metaboliten sucht, dann fallen sie einem nicht ins Auge.«
Carson schüttelte
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