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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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offiziellen Stempeln, der mit einem großen, handsignierten Siegel verschlossen war. Er machte sich daran, ihn zu öffnen, hielt aber plötzlich inne. Er wußte schon, was er in dem Umschlag finden würde. Er überlegte sich, ob er ihn in den Papierkorb werfen solle, entschied sich dann aber doch dagegen. Schließlich änderte sich überhaupt nichts, wenn er den Umschlag vernichtete. Er blickte durch die offene Tür seines mit Umzugskartons vollgestellten Büros ins leere Vorzimmer. Noch vor einer Woche hatte Ray hier gesessen und in seiner ruhigen Art Telefongespräche entgegengenommen und allzu aufdringliche Besucher abgewimmelt. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen an der Universität und in der Stiftung hatte sich Ray bis zum Schluß Levine gegenüber als loyal erwiesen. Levine konnte es immer noch nicht fassen, wie man es geschafft hatte, sein ganzes Lebenswerk in so kurzer Zeit in den Schmutz zu ziehen und zugrunde zu richten.
    Levine setzte sich auf einen Stuhl und starrte mit leeren Blicken auf seinen Laptop, der als letztes Stück seiner Habe noch nicht in einem der Umzugskartons verschwunden war. Der Computer hing noch immer am Datennetz der Universität. Vor wenigen Tagen noch hatte Levine in diesem Netzwerk nach Helfern bei seinem Kreuzzug gegen GeneDyne gesucht und statt dessen ein Monster geweckt, das alles zerstört hatte, was ihm lieb und teuer gewesen war.
    Sein größter Fehler war der gewesen, daß er Brent Scopes unterschätzt hatte. Oder vielleicht hatte er ihn auch überschätzt. Der Scopes, den er kannte, hätte ihn nicht auf diese niederträchtige Weise bekämpft. Vielleicht, dachte Levine, trug er selbst ja auch wirklich eine gewisse Mitschuld an seinem Unglück: Vielleicht hatte er übertrieben, vielleicht hatte er seine Schlußfolgerungen zu rasch gezogen, vielleicht war es auch moralisch nicht vertretbar gewesen, ins Firmennetz von GeneDyne so einzudringen, wie er es getan hatte. Sicherlich hatte er Scopes damit provoziert. Daß Scopes andererseits ganz bewußt das Andenken von Levines verstorbenem Vater besudelt hatte, war ebenso verrückt wie unentschuldbar. Irgendwie hatte Levine immer noch die Erinnerung an ihre Freundschaft gehegt, eine Freundschaft von so tiefgreifender, intellektueller Intensität, wie Levine sie später nie wieder gefunden hatte. Er war nie wirklich über diesen Verlust hinweggekommen, und insgeheim hatte er immer geglaubt, daß Scopes in diesem Punkt ähnlich fühlte wie er.
    Aber er hatte sich ganz offenbar getäuscht. Levines Blick wanderte über die leeren Regale, die offenstehenden Aktenschränke, die grauen Wolken aufgewirbelten Staubes, die sich in der stillen Luft nur langsam wieder setzten. Der Verlust seiner Stiftung, seines Ansehens und seiner Professur hatte schlagartig sein ganzes Leben verändert. Jetzt blieben ihm nicht mehr viele Möglichkeiten, was er tun konnte. Wenn er es genau betrachtete, gab es nur noch eine einzige. Er mußte seinen ganzen, ihm noch verbliebenen Einfluß geltend machen und versuchen, alle maßgeblichen Leute, die er kannte, von Scopes' schmutzigem Spiel zu überzeugen. Die Welt mußte erfahren, daß der Chef von GeneDyne auch vor verbrecherischen Methoden nicht zurückschreckte, wenn es galt, Levine zu diskreditieren und seine Karriere zu ruinieren. Scopes sollte das Andenken an Levines Vater nicht ungestraft in den Schmutz gezogen haben.

    Nach Einbruch der Dunkelheit war das Laborgelände in Mount Dragon ein unheimlicher Ort mit tausend schwarzen Schatten. Das Licht des zunehmenden Mondes überzog die überdachten Gehwege und die zerklüfteten Gebäude mit einem blassen, bläulichen Schimmer, und das Geräusch des Kieses, der unter seinen langsamen Schritten knirschte, verstärkte in Carson nur noch das Gefühl des Alleinseins. Hinter der dünnen Lichterkette, die den äußeren Zaun markierte, lauerte eine tiefe, sich in jede Richtung über hundertfünfzig Kilometer erstreckende Dunkelheit.
    Als Carson sich dem Röntgenlabor näherte, konnte er niemanden entdecken, der sich außer ihm im Freien aufhielt. Auch drüben im Wohnbereich war alles still, und gerade diese Stille machte ihn noch nervöser, als er es ohnehin schon war. Er hatte das Röntgenlabor als Treffpunkt gewählt, weil es durch neuere Einrichtungen im Fiebertank praktisch überflüssig geworden war und deshalb so gut wie nie benützt wurde. Außerdem war es das einzige Labor außerhalb des Hochsicherheitsbereichs, von dem aus man vollen Zugang zum

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