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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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aufmunternden und fürsorglichen Nachrichten von Scopes an ihn abrupt aufgehört hatten. Er hatte den Boß von GeneDyne ganz offenbar schwer enttäuscht.
    Dennoch war Carson nach wie vor der Überzeugung, daß die Impfung eigentlich hätte funktionieren müssen. Er konnte an seiner Vorgehensweise trotz intensiver Suche noch immer keinen Fehler finden. Alle Tests hatten ergeben, daß sich das Virus tatsächlich genau nach seinen Berechnungen verändert hatte. Carson schaltete seinen zweiten Computer ein, dem täglich über das Netz die Daten seines ersten, im Fiebertank gebliebenen Notebooks übertragen wurden, und legte eine Liste mit möglichen Ursachen für das Scheitern seines Experiments an.
    Möglichkeit 1: Ein bislang noch unbekannter Fehler. Konsequenz: Experiment wiederholen.
    Möglichkeit 2: Dr. Burt hat den Gen-Ort falsch festgestellt. Konsequenz: Gen neu kartieren, Experiment wiederholen.
    Möglichkeit 3: Schimpansen hatten bereits vor der Impfung latente X-FLU. Konsequenz: Abwarten, ob sich auch bei den anderen geimpften Schimpansen Krankheitssymptome zeigen.
    Möglichkeit 4: Das Virus wurde durch Hitzeeinwirkung oder andere Mutagene auf unbeabsichtigte Weise verändert.
    Konsequenz: Experiment wiederholen und besondere Sorgfalt auf Behandlung und Lagerung der Virenkultur legen.
    Fast alle Möglichkeiten liefen letztendlich auf dasselbe hinaus: Er mußte das verdammte Experiment wiederholen. Aber Carson wußte schon im voraus, daß er wieder dieselben Ergebnisse bekommen würde, denn er konnte nichts grundlegend anders machen. Mißmutig holte er sich Burts Aufzeichnungen in den Computer und ging noch einmal die Abschnitte durch, die sich mit der Kartierung des viralen Gens befaßten. Burt hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet, und Carson konnte beim besten Willen nicht sagen, wo er einen Fehler gemacht haben könnte. Trotzdem mußte er sich alles noch einmal gewissenhaft ansehen. Vielleicht sollte er sogar selbst das Plasma des Virus noch einmal neu kartieren -aber das war eine Arbeit, die mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen würde. Carson dachte daran, daß er dann zwei zusätzliche Monate in der Enge des Fiebertanks verbringen müßte. Dann fiel ihm BrandonSmith ein, die jetzt irgendwo tief unter der Erde in der Quarantänestation saß. Er erinnerte sich an das Blut, das aus den Kratzwunden an ihrem Oberarm gelaufen war, und an ihren Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Angst und Ungläubigkeit gewesen war. Noch ganz genau sah er vor sich, wie die Wachen sie schließlich weggezerrt hatten.
    Carson saß vor einem großen Fenster, das auf die Wüste blickte. Diese Aussicht war sein einziger Trost. Von Zeit zu Zeit schaute er hinaus und sah zu, wie die Nachmittagssonne über dem gelblichen Sand langsam eine goldene Farbe annahm. »Guy?« hörte er auf einmal de Vaca hinter sich fragen. Als er sich umdrehte, sah er sie in der Tür stehen. Sie trug Jeans und ein T-Shirt und hatte ihren Laborkittel zusammengefaltet über den Arm gelegt. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein«, antwortete Carson.
    »Hören Sie«, begann de Vaca. »Was ich neulich unten im Fiebertank gesagt habe, tut mir leid.«
    Carson wandte sich schweigend von ihr ab. Gespräche mit dieser Frau hatten so gut wie immer ein böses Ende. Er hörte, wie sie von hinten auf ihn zutrat.
    »Ich bin gekommen, um mich bei Urnen zu entschuldigen«, sagte de Vaca.
    »Akzeptiert«, entgegnete Carson und seufzte. »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte sie. »Sie klingen immer noch so, als wären Sie böse auf mich.«
    Guy drehte sich zu ihr um. »Es geht nicht nur um das, was Sie da im Fiebertank gesagt haben. An allem, was ich mache oder sage, haben Sie etwas auszusetzen.«
    »Sie sagen aber manchmal auch ziemlich blöde Dinge«, entgegnete de Vaca und kam schon wieder in Fahrt. »Sehen Sie, ich habe doch recht. Sie sind gar nicht gekommen, um sich bei mir zu entschuldigen, sondern um sich wieder mit mir zu streiten.« Eine Weile war es in dem verlassenen Labor ganz still.
    »Wir könnten uns wenigstens bemühen, daß wir in Zukunft ohne größere Probleme zusammenarbeiten«, sagte schließlich de Vaca. »Ich brauche nämlich dringend den Erfolgsbonus, wenn ich meine Klinik aufmachen will. Okay, dieses Experiment war ein Fehlschlag. Aber das hindert uns doch nicht daran, es noch einmal zu versuchen.«
    Carson sah sie an, wie sie neben dem Fenster stand und ihn aus ihren dunkelbraunen Augen anfunkelte. Ihre langen, schwarzen Haare fielen ihr dabei wild

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