Mount Dragon - Labor des Todes
Sie Ihr Leben lang nicht mehr loswerden, das verspreche ich Ihnen. Mr. Marr, bitte sorgen Sie dafür, daß Fillson auf der Stelle vom Laborgelände entfernt und nach Engle gebracht wird, von wo aus er die Heimreise antreten wird.«
Mike Marr verließ grinsend seinen Platz an der Wand und ging langsam auf Fillson zu.
»Mr. Scopes -Brent -ich bitte Sie...«, begann Fillson, aber Marr packte ihn unsanft am Arm und schob ihn durch die Tür nach draußen.
»Susana?« sagte Scopes fragend. De Vaca antwortete nicht.
Scopes schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar nicht vor, Sie ebenfalls zu entlassen, aber wenn Sie nicht einsehen, daß Sie einen Fehler gemacht haben, dann muß ich es wohl doch tun. Ein Verhalten, wie Sie es an den Tag gelegt haben, ist zu gefährlich. Dort unten im Labor ging es um mehr Menschenleben als nur um eines. Ist Ihnen das bewußt?« De Vaca ließ den Kopf sinken. »Ja, das ist mir bewußt«, sagte sie schließlich.
Scopes wandte sich noch einmal an Vanderwagon. »Andrew, ich weiß, daß Sie und Susana sich beide von eigentlich lobenswerten menschlichen Emotionen haben leiten lassen. Aber Sie müssen in Zukunft mehr Disziplin wahren, wenn Sie es mit etwas so Gefährlichem wie dem X-FLU-Virus zu tun haben. Erinnern Sie sich immer an den Bibelspruch: >Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlaß zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir.< Sie dürfen derartige Emotionen, und mögen Sie auch noch so gut gemeint sein, nicht über Ihre Vernunft siegen lassen. Schließlich sind Sie Wissenschaftler. Wir werden später noch darüber reden, ob dieser Vorfall Auswirkungen auf Ihren Jahresbonus haben wird.«
»Ja, Sir«, sagte Vanderwagon.
»Das gleiche gilt für Sie, Susana. Ich gebe Ihnen beiden noch einmal eine sechsmonatige Probezeit.« De Vaca nickte. »Guy Carson?«
»Ja«, sagte Carson.
»Es tut mir wirklich sehr leid, daß Ihr Experiment ein Fehlschlag war.«
Carson sagte nichts.
»Aber ich bin stolz auf Sie, weil Sie vorhin so umsichtig reagiert haben. Sie hätten ebenfalls dafür eintreten können, daß BrandonSmith aus der Sicherheitszone herausgebracht wird, aber Sie haben es nicht getan. Statt dessen haben Sie einen kühlen Kopf bewahrt.«
Carson antwortete nichts. Er hatte so gehandelt, wie er es für richtig empfunden hatte. Trotzdem hatte de Vacas Vorwurf, er sei praktisch ein Mörder, ihn tief getroffen. Nun war es ihm peinlich, daß Scopes ihn vor versammelter Mannschaft lobte. Scopes seufzte abermals und wandte sich wieder an alle. »Rosalind BrandonSmith und Roger Czerny erhalten auf der Quarantänestation die bestmögliche medizinische Versorgung. Ihre Anzüge wurden wieder abgedichtet, und momentan ruhen sich die beiden aus. Nach den Vorschriften, die Ihnen allen bekannt sind, müssen sie sechsundneunzig Stunden in Quarantäne bleiben. Bis zum Ablauf dieser Zeit bleibt Sicherheitsbereich fünf für alle außer dem medizinischen Personal geschlossen. Gibt es noch irgendwelche Fragen?«
Nach längerer Stille fragte jemand: »Was ist, wenn die beiden XFLU -positiv sind?«
Scopes Gesicht nahm einen schmerzerfüllten Ausdruck an. »Darüber möchte ich jetzt nicht einmal nachdenken«, sagte er, und der Schirm wurde mit einemmal schwarz.
»Legen Sie sich aufs Ohr, Guy. Hier können Sie jetzt nichts mehr tun.«
Singer, der mitgenommen und abgezehrt aussah, saß auf einem der Drehstühle im Kontrollzentrum und ließ die Blicke über eine Reihe von Schwarzweißmonitoren schweifen. In den vergangenen sechsunddreißig Stunden war Carson immer wieder hierhergekommen und hatte auf die Monitore gestarrt, als könne er allein mit seiner konzentrierten Willenskraft die beiden Menschen aus der Quarantäne herausholen. Nun nahm er sein Notebook, verabschiedete sich zögernd von Singer und verließ den von gedämpftem, bläulichem Licht erfüllten Kontrollraum. Langsam ging Carson die leeren Gänge des Verwaltungsgebäudes entlang. Weil an Schlaf nicht zu denken war, schritt er gedankenverloren hinüber zu den oberirdischen Labors außerhalb des inneren Bereichs.
Dort setzte er sich in einem der Arbeitsräume an einen langen Tisch und dachte zum hundertsten Mal über sein fehlgeschlagenes Experiment nach. Wenn BrandonSmith oder der Wachmann X-FLU-positiv waren, dann bedeutete das, daß sie mit großer Wahrscheinlichkeit sterben mußten. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn er mit seiner Arbeit Erfolg gehabt hätte. Schlimm fand Carson auch, daß seit dem Vorfall im Fiebertank die
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