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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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rätselhaften Kurs. Was zum Teufel machte Nye bloß? Das war kein harmloser Spazierritt, soviel stand fest. Es wurde schon spät, und der Sicherheitschef plante ganz offensichtlich, die Nacht hier draußen zwischen diesen gottverdammten Vulkankegeln zu verbringen, über dreißig Kilometer von Mount Dragon entfernt.
    Carson stieg ab und untersuchte noch einmal die Spur. Nye war jetzt offenbar schneller unterwegs, denn er ritt leichten Galopp. Er hatte ein gutes Pferd, das in besserer körperlicher Verfassung war als Roscoe, und Carson war klar, daß er ihm nicht mehr sehr lange folgen konnte, ohne sein eigenes Pferd dabei zu überanstrengen. Mit etwas mehr Training hätte Roscoe es vielleicht sogar mit Nyes Wallach aufnehmen können, aber er war zu lange im Stall gestanden, und der weite Ritt vom Laborgelände bis hierher hatte ihn schon ziemlich strapaziert. Außerdem hatten sie noch einen langen Rückweg vor sich. Selbst wenn er auf der Stelle umkehrte, würde Carson erst um Mittemacht wieder in Mount Dragon ankommen. Es war an der Zeit, die Verfolgung abzubrechen.
    Gerade als er sich wieder in den Sattel schwingen wollte, hörte Carson von hinten eine scharfe Stimme. Er drehte sich um und sah, daß Nye auf ihn zuritt.
    »Was in drei Teufels Namen tun Sie hier?« fragte der Engländer. »Ich mache einen Ausritt, genau wie Sie«, antwortete Carson und hoffte, daß seine Stimme nicht verriet, wie überrascht er war. Nye hatte offenbar bemerkt, daß jemand ihm folgte, und war einen weiten Kreis geritten, um zu sehen, wer ihm da auf den Fersen war.
    »Das ist eine Lüge. Sie haben mir hinterherspioniert.«
    »Ich wurde neugierig, als ich...«, begann Carson zu erklären. Nye dirigierte Muerto mit einem unauffälligen Schenkeldruck näher an Carson heran und legte gleichzeitig seine Hand an das Gewehr, das in einem Halfter vor dem Sattel steckte. »Sie lügen«, zischte er. »Ich weiß genau, was Sie im Schilde führen, Carson, also spielen Sie mir bloß nicht den Ahnungslosen vor. Wenn ich Sie jemals wieder dabei erwische, daß Sie mir folgen, bringe ich Sie um, haben Sie mich verstanden? Ich werde Sie irgendwo hier draußen verscharren, und niemand wird jemals mitbekommen, was aus Ihrem stinkenden Kadaver geworden ist.«
    Carson stieg rasch aufsein Pferd. »So was muß ich mir von Ihnen nicht sagen lassen!« rief er.
    »Ich sage, was mir paßt«, entgegnete Nye und zog das Gewehr aus dem Halfter.
    Carson rammte seinem Pferd die Sporen in die Flanken, so daß es einen raschen Satz nach vorne machte. Überrascht riß Nye das Gewehr hoch und versuchte, es in Carsons Richtung zu drehen, aber Roscoe rammte den Wallach des Sicherheitschefs mit solcher Wucht, daß Nye fast aus dem Sattel fiel. Carson ließ die Zügel los, griff mit beiden Händen nach dem Gewehr und entriß es Nye mit einer abrupten Drehung. Ohne Nye aus den Augen zu lassen, zog Carson das Magazin heraus und warf es fort. Dann öffnete er den Verschluß, nahm seinen Kaugummi aus dem Mund und drückte ihn in die Patronenkammer des Gewehrs. Schließlich klappte er es wieder zu und schleuderte es in hohem Bogen den Hügel hinab. »Das wird Sie lehren, nie wieder ein Gewehr auf mich zu richten«, sagte Carson mit ruhiger Stimme. Nye saß mit hochrotem Kopf und schwer atmend auf seinem Pferd. Er wollte zu seinem Gewehr reiten, aber Carson verstellte ihm mit Roscoe den Weg.
    »Für einen Engländer sind Sie ein ganz schön ungehobelter Mistkerl«, sagte Carson.
    »Dieses Gewehr hat dreitausend Dollar gekostet«, entgegnete Nye.
    »Ein Grund mehr, damit nicht anderen Leuten vor der Nase herumzufuchteln«, sagte Carson und deutete den Hügel hinunter. »Sollten Sie versuchen, es jetzt zu benützen, wird es einen Rohrkrepierer geben und Ihnen Ihren hübschen Pferdeschwanz wegblasen. Und bis Sie es gesäubert haben, bin ich längst fort.«
    Längere Zeit sagte keiner der beiden Männer etwas. Die gelbliche Sonne des späten Nachmittags spiegelte sich in Nyes Augen und verlieh ihnen eine seltsam goldene Farbe. Als Carson sie jedoch länger betrachtete, wurde ihm klar, daß ihr feuriger Ton nicht allein von der Sonne herrührte. Die Augen dieses Mannes hatten einen rötlichen Schimmer, als loderte hinter ihnen das Feuer einer geheimen Leidenschaft. Ohne ein weiteres Wort wendete Carson sein Pferd und machte sich in scharfem Trab auf in Richtung Norden. Nach ein paar Minuten blieb er stehen und sah sich um. Nye saß immer noch bewegungslos auf seinem Wallach und starrte

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