Mount Maroon
arbeitete es weiter. Konnte es sein, dass Ellen hierüber Bescheid wusste, dem Aufenthalt möglicherweise zugestimmt hatte? Dann fiel ihm wieder die Nachricht ein: „angefragte Person existiert nicht“. Peter war keiner, der seinen Ärger offen zur Schau stellte, er war nicht aufbrausend. In Konfliktsituationen war es normalerweise das Beste, einen kühlen Kopf zu bewahren, die Lage vernünftig zu analysieren und dann zu einer einvernehmlichen Lösung beizutragen. Aber hier lag die Sache anders, hier fiel es ihm sichtlich schwer, für die Position der Gegenpartei Respekt aufzubringen oder gar Verständnis zu zeigen. Er hatte große Lust, die Tür einzutreten, besann sich aber und klopfte. Keine Antwort, möglicherweise waren sie schon wieder gegangen. Langsam drückte er die Klinke herunter. Im Zimmer brannte eine Schreibtischlampe, es war aber niemand zu sehen. Nun sah er, dass der Raum in einen weiteren mündete, der in vollständiger Dunkelheit lag. Peter trat auf die Tür zu, die einen Spalt weit geöffnet war. Es war nichts zu erkennen, eine schwarze Leere, doch dann hörte er deutlich ein schweres Atmen, erst das eines Mannes, dann das einer Frau. Die Situation war eindeutig. Marty und die Schwester hatten sich zu einem ganz persönlichen Austausch zurückgezogen. Peter wich zurück, er würde auf dem Gang warten. Allzu lange konnte es nicht dauern. Er war schon an der Tür, da sah er einen hastig über den Drehstuhl geworfenen Kittel. Peter griff nach dem Stoff. Es war eine spontane Eingebung, aber instinktiv wusste er genau, wonach er suchte. Er barg zwei Kugelschreiber, einen Piepser und schließlich die Chipkarte, die ihm den Weg in die Freiheit ebnen würde.
8. MR. HAZE
Der Tunnel hatte einen Durchmesser von etwa sechs Metern und war kreisrund. Würde man ihn bis zum Ende entlanggehen wollen, wäre man eine knappe Stunde unterwegs. Die Wanderung wäre zudem wenig abwechslungsreich, da die Röhre auf ihrer gesamten Länge mit einem blassbeigen halbdurchsichtigen Material ausgekleidet war, das nur durch die in den Boden eingelassenen Laufschienen für die Kapsel und die wenigen seitlichen Luken unterbrochen wurde. Auch wäre ein Ausflug bei Betrieb der Anlage nicht empfehlenswert, läge doch die Durchschnittstemperatur bei minus 20 Grad Celsius.
Robert Shane blickte in ein langes Nichts, düster und unheimlich. Mason, Perkins und Tomczak waren mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 Stundenkilometer hindurch gerast. Für die gesamte Länge hätten sie knapp eineinhalb Minuten benötigt. Aber das Experiment endete nach nur 32 Sekunden. Jetzt, da der Tunnel nicht beleuchtet war, wirkte er wie ein gewöhnlicher Schacht, den Bergleute in der Hoffnung auf Silber, Kohle oder Erz in irgendeinen Berg getrieben hatten. Kaum etwas wies darauf hin, dass man es mit der vielleicht revolutionärsten technischen Einrichtung der Welt zu tun hatte. Die Folgen der Explosion waren nur noch vereinzelt erkennbar, die Aufräumarbeiten weit fortgeschritten. Die beschädigten Elemente waren größtenteils ausgetauscht und die Dichtungen ersetzt worden. Die Kapsel selbst hatte nur an ihrer Außenwand einige Verformungen davongetragen. Immerhin waren die Bestandteile der Anlage auf außerordentliche Bedingungen, wie extreme Temperaturen, gewaltige physische Kräfte oder starke elektromagnetische Felder ausgelegt. Aber dennoch war der Versuch am Abend des 11. Juli 2009 in einen unvorhersehbaren Bereich geraten. Da es sich lediglich um eine der vielen Testfahrten handelte, waren Robert Shane und Raymond Myers nicht im Kontrollraum gewesen. Die anwesenden Techniker berichteten von einer Unterbrechung des Funkkontaktes und dem Ausfallen der Instrumente. Eine Explosion war zu hören. Danach waren die Crewmitglieder nicht mehr zu erreichen. Alan Mason war zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon ohnmächtig und die beiden anderen bereits tot. Jetzt war man dabei, den Vorgang im Detail zu rekonstruieren, was aber noch etwas Zeit benötigte. Zunächst dachte man an einen Stromausfall, so wie er bereits durch viele Vorversuche verursacht wurde. Auch dabei waren einige Anzeigen ausgefallen, aber das Notstromaggregat übernahm sofort wesentliche Aufgaben der Energieversorgung, unter anderem jene für die Aufrechterhaltung des Funkverkehrs. Viel wesentlicher war aber, dass die Kapsel bei allen bisherigen Störfällen weiter durch den Schacht glitt, um nach dreieinhalb Kilometern hydraulisch abgebremst zu werden. Diesmal jedoch war es anders,
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