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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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diesmal konnte die Kapsel genau an jenem Punkt lokalisiert werden, den sie nach exakt 32 Sekunden lediglich hätte passieren dürfen, also genau zu der Zeit als die Instrumente ausfielen. In einer ersten Erklärung nahm man an, dass eine mächtige Explosion im hinteren Teil des Tunnels zu einem Rückstoss führte, der die Kapsel zu ihrem abrupten Stand veranlasste, doch nachdem bei Kilometer 3,6 ein Mann entdeckt wurde, war diese Begründung nicht mehr zu halten.
    Das Treffen mit Mr. Haze war eigentlich für den frühen Abend angesetzt, doch ein Hagelsturm zögerte seine Reisemöglichkeit hinaus, so dass es jetzt fast auf Mitternacht zuging. Der Sonderbeauftragte der Environmental Protection Agency, der Umweltschutzbehörde der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, hatte aber darauf bestanden, noch heute am Mount Maroon einzutreffen und mit seiner Arbeit zu beginnen. Shane und Myers waren zunächst gar nicht davon ausgegangen, dass die Sache hohe Wellen schlagen würde. Wenn es keine gravierenden Komplikationen gab, sollte man den Bryce-Daten keine besondere Bedeutung beimessen. So hatte Raymond Myers die routinemäßige Anfrage routinemäßig beantwortet – eine kleine Störung im Regelkreislauf, die zu einer Verpuffung geführt habe, radioaktive Substanzen seien nicht ausgetreten, eine Gefährdung für die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Hellhörig wurde man in Washington, als auf eine gezielte Rückfrage zugegeben werden musste, dass es zwei Tote gab. Auf die Erfassung humaner Schädigungen war das Bryce-System offenbar nicht programmiert. Daraufhin hatten sich die EPA-Experten die gesendeten Werte genauer angesehen und nicht verstanden, um was für ein Experiment es sich gehandelt haben könnte. Gestern kam dann prompt das Fax, welches die Unterredung terminierte. „Unterredung“, der in dem Schreiben verwendete Ausdruck gefiel Robert Shane überhaupt nicht. Das hatte etwas Ungleichgewichtiges, wie Überredung nur andersrum. Wollte man sich von ihm überzeugen lassen, dass alles ganz harmlos war oder wollte man ihn ins Gebet nehmen, ihm die Leviten lesen? Shane hatte nicht vor, über das Projekt zu sprechen. Öffentlichkeit war gefährlich. Je mehr Leute wussten, was sie hier wirklich machten, oder auch nur irgendetwas zu wissen glaubten, desto näher stand das Projekt vor dem Aus. Die Entwicklung bedeutender Technologien kann nicht auf demokratischem Weg vorangetrieben werden. Und genau darum war es gefährlich, wenn Leute wie dieser Haze auftauchten und Antworten auf Fragen wollten, die Shane größtenteils selbst nicht kannte.
    Es war genau fünf vor zwölf als sich die Tür des Vorraumes am Tunneleingang öffnete und zwei Männer mit ernsten Mienen und eiligen Schritten eintraten, Dr. Raymond Myers und Mr. Terry Haze. Myers hatte Haze am Helikopterlandeplatz abgeholt und hierher geführt, ins Herz des Mount Maroon Laboratory. Shanes Blick begleitete Haze auf den gut 20 Metern zwischen der Tür und dem Tunneleingang. Der Sonderbeauftragte war ein Mann der Gegensätze. Der entschlossene Ausdruck passte nicht zu seinem Milchgesicht, der zielgerichtete und doch geschmeidige Raubtiergang nicht zu seiner schmächtigen Gestalt und der durchdringende Blick nicht zu seiner runden Sozialarbeiterbrille und dem kurzen Bürstenschnitt. Haze war groß, wirkte aber klein. Shane wusste aus der experimentellen Physik, das Vorsicht geboten war, wenn die einzelnen Bestandteile einer Versuchsanordnung so wenig zusammenpassten, eine unberechenbare, eine explosive Mischung. Die Männer tauschten einen festen Händedruck.
    - „Mr. Shane, ich freue mich Sie kennen zu lernen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Leider ist der Anlass …“
    Da war es schon. Durch einen harmlosen Satz hatte er das Terrain ausgeflaggt, das die Parteien nicht nur trennte, sondern auf Anklagebank und Richterstuhl verwies.
    - „Ganz meinerseits Mr. Haze.“
    Beide versuchten ein Lächeln und scheiterten. Während es dem einen an der Oberlippe hängen blieb und seine Augen kalt und berechnend aussahen, war der andere noch zu sehr mit seinem Argwohn beschäftigt. Die Drei begaben sich zum Kontrollraum, wo sich die Männer auf den Drehstühlen vor dem Bedienungspult hinter der großen Scheibe niederließen.
    - „Gentleman, bevor wir uns missverstehen: Dies hier ist keine Informationsveranstaltung für wissbegierige Hobbywissenschaftler. Ich nehme meinen Auftrag sehr ernst und beabsichtige die Umstände des Vorfalls vom

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