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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Anflug des herannahenden Tages erahnen.
    - „Wir sind Ameisen …“, sagte Mr. Dick. „Sehen Sie sich diesen Himmel an. Myriaden von Sternen und jeder einzelne geht als Sonne über irgendwelchen Planeten auf. Sie scheinen zum Greifen nah und dabei sind sie unvorstellbar weit entfernt“, Mr. Dick trank einen Schluck. „Wissen Sie, wie weit die weg sind? Wenn unser ganzes Sonnensystem in einem Zimmer eines Hauses in New York untergebracht wäre, befände sich der nächste Stern in Moskau.“
    Mr. Dick blickte mit glänzenden Augen zum Firmament.
    - „Das da ist die Venus … Und da ist der Polarstern … Der gehört zum Sternbild des kleinen Bären, zusammen mit denen da. Besser bekannt als Kleiner Wagen: eins, zwei, drei, vier – die Deichsel … Der Polarstern ist ein Dreifachsternsystem. Der Hauptstern strahlt zweitausendmal so hell wie unsere Sonne. Sein Licht war zu uns etwa 430 Jahre unterwegs. Wenn der jetzt erlöschen würde, wäre er vor 430 Jahren kollabiert. Wir sehen also die Vergangenheit, hehehe.“
    Mr. Dick dozierte nicht, er war sichtlich angetan von der Schönheit des Himmels. Peter hörte ihm fasziniert zu, während Mr. Dick immer neue Sternbilder ausmachte. Er zeigte Peter den Perseus, Kassiopeia, Pegasus und schließlich den Schwan.
    - „Kennen Sie die Geschichte des Schwans, Peter?“
    - „Nun, soweit ich weiß, verkörpert das Sternbild Zeus, der in Gestalt eines Schwans jungen Frauen nachstellte.“
    Mr. Dick wog den Kopf, die Antwort war nicht wirklich falsch, aber offenbar hatte er eine bessere.
    - „Der Bezug zur griechischen Mythologie ist schon richtig. Es handelt sich aber nicht um Zeus, sondern um den an den Himmel versetzten Kyknos, der einem Schwan gleich die Ufer des Flusses Eridanus nach seinem Freund Phaeton absuchte.“
    Mr. Dick sagte den letzten Satz wie ein Poet, sang ihn fast. Dann sprach er weiter, das Gesagte mit ausladenden Gesten untermalend.
    - „Phaeton, der Sohn des Helios, hatte sich als Lenker des Sonnenwagens versucht. Doch die Fahrt geriet außer Kontrolle und drohte den Himmel und die Erde zu verbrennen. Um die Vernichtung der Welt zu verhindern, wurde Phaeton von Zeus mit einem Blitz erschlagen und in die Fluten des Eridanus geschleudert.“
    Peter vermochte nicht zu sagen, weshalb ihm plötzlich so unbehaglich zumute war, schob es aber vorsichtshalber auf das unmittelbare Erlebnis von Weite angesichts dieses gigantischen Sternenhimmels, der allmählich verblasste. Mr. Dick war in seinem Element.
    - „Der helle Stern da am Schwanz ist Deneb. Eine Messung durch einen Satelliten hat kürzlich eine Parallaxe von 1,0 Millibogensekunden ermittelt, das heißt der ist circa 3.200 Lichtjahre von uns entfernt – unvorstellbar, nicht wahr …“
    Mr. Dicks Stimme war jetzt weich und er brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Er schaute zum Himmel hinauf, wie ein Kind zu seinem Vater aufsieht.
    - „Also der bildet mit Wega im Sternbild der Leier und Atair im Adler – dort drüben – das sogenannte Sommerdreieck. Das sieht man aber abends besser.“
    - „Sie wissen eine Menge über die Sterne.“
    - „Oh ja, ich habe sie studiert. Na ja, ich habe Astrophysik studiert, an der U of M, pardon, so wird sie von den Einheimischen genannt, der University of Minnesota in Minneapolis. Genau vier Semester lang.“, er lachte kurz auf. „Ich habe mich in meiner Jugend so sehr für alles interessiert, was mit den Sternen zusammenhing, hatte bereits als Siebenjähriger ein Teleskop. Nachdem meine Eltern schlafen gingen, schlich ich mich hinaus auf die Veranda und beobachtete die Sterne. Mit acht kannte ich ihre Namen, mit zehn konnte ich ihre Bahnen berechnen. Meine Eltern sahen meine Begeisterung und erkannten meine Begabungen. Obwohl sie nicht viel Geld hatten, schickten sie mich auf die Highschool und später aufs College. Mit 19 schrieb ich mich für theoretische Physik ein. Mein Vater hatte einen kleinen Laden, der nicht viel abwarf, aber meine Eltern sparten und finanzierten mein Studium, weil sie an mich glaubten. Alles lief prächtig bis zu dem Tag, an dem mein Vater von einer Auslieferungsfahrt nicht mehr zurückkehrte. Er war tödlich verunglückt. Das war … warten Sie, 1972, ja ’72. Ein Betrunkener hatte ihm die Vorfahrt genommen. An diesem Tag änderte sich mein Leben. Ich musste arbeiten, um für meine Mutter zu sorgen. Zunächst studierte ich nebenher weiter, aber ich packte es nicht. Schließlich wurde ich Krawattenvertreter.“
    Mr.

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