Mount Maroon
gehört.“
Die Terrassentür öffnete sich und Gary schob seinen dunkelblonden Lockenkopf durch den Spalt. Seine Augen blickten freundlich, wie die eines Mannes, der sein Glück gefunden hat.
- „Guten Tag, Mr. …?“
- „Das ist Mr. Saunders, Darling, er wollte uns ein Angebot für eine neue Isolierverglasung machen. Aber ich habe ihm schon gesagt, dass da kein Bedarf besteht. Er wollte gerade wieder gehen.“
- „Ja, tut mir leid für Sie, aber hier zuhause ist meine Frau der Boss.“
Ellen brachte Peter nach draußen. Bevor sie die Tür schloss, sah sie ihm einen Moment lang fest in die Augen, konnte aber seinem Blick nicht lange standhalten. Peter hatte das Gefühl, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten, sicher war aber, dass ihre Nasenflügel leicht vibrierten. Mit einem Ruck fiel die Haustür ins Schloss.
Peter Saunders ging gedankenverloren die Straße entlang, sodass er den Wagen, der neben ihm anhielt, erst im letzten Moment bemerkte. Ein Mann sprang heraus und drückte ihm eine Spritze in den Oberarm. Zu zweit hielten sie ihn solange fest, bis das Serum wirkte. Dann schoben sie ihn auf den Rücksitz. Scheinbar war niemanden die Störung der wohlverdienten Feierabendstimmung in der Chestnut Street aufgefallen.
12. MASON
In einer hohen Fontäne schwappte der noch heiße Kaffee des Sanitäters über den Schreibtisch und platschte gegen die große Scheibe zum Gang, um daran im nächsten Moment in unzähligen kleinen Rinnsalen hinunterzulaufen. Fünf Tage lang hatte der junge Corporal im Wechsel mit einem Kameraden für das Wohlergehen seines einzigen Patienten gesorgt. Dr. Jenkins, der die erforderlichen Untersuchungen durchführte, war jeden zweiten Tag vor Ort, und für akute Notfälle stand Robert Shanes Hausarzt bereit. Allerdings musste dieser nicht ein einziges Mal hinzugezogen werden. Es gab keinerlei Zwischenfälle. Alan Mason ruhte sanft, seine Werte waren geradezu beunruhigend stabil, weshalb die Pfleger die Funktionalität der Geräte schon zweimal überprüft hatten. Abgesehen davon bestand die Versorgung im Wesentlichen darin, ihn zweimal täglich zu waschen, über eine Sonde die Nahrung zu verabreichen und ihn gelegentlich umzubetten, um ein Wundliegen zu vermeiden. Es war ein ruhiger Job, man las Bücher, löste Kreuzworträtsel, schrieb Briefe und zu keiner Zeit hatte man den Eindruck, dass sich daran jemals etwas ändern werde. Doch mit einem Mal schreckte dieser kräftige Körper von seinem Lager hoch, riss die Augen weit auf und gab einen entsetzlichen Laut von sich. Es war eine Mischung aus einem lauten Seufzer und einem unterdrückten Schrei, als hätte Alan Mason ein Gespenst gesehen. Nein, er hatte ein Gespenst gesehen. Kerzengerade saß er plötzlich da, mit durchdringendem Blick die gegenüberliegende Wand fixierend. Doch es hatte den Anschein als sähe er durch die Wand hindurch, in eine andere Welt. Der Sanitäter drückte augenblicklich die Notruftaste. Binnen weniger Minuten wären sie nicht mehr allein; er, Mason und der Wahnsinn. Es dauerte jedoch kaum 20 Sekunden, bis der Druck von dem Patienten abfiel. Seine Glieder entspannten sich, er reckte die Arme in die Höhe, zog sich den Schlauch aus der Nase, drehte den Kopf, zweimal, dreimal in jede Richtung. Dann sah er am Fenster die bräunlich-schwarze Brühe.
- „Oh, könnte ich auch einen Kaffee bekommen?“
Eine gute halbe Stunde später saß Alan Mason zusammen mit Raymond Myers und den beiden Technikern Bernard Lemieux und Paul Baxter im Kontrollraum. Durch die große Panzerglasscheibe sahen sie in den Vorraum am Tunneleingang. Die Kapsel, in der Mason bewusstlos geworden war und in der seine beiden Kameraden in der Nacht zum 12. Juli gestorben waren, wirkte auf eine seltsame Art jungfräulich, gleichwohl imposant und gewaltig, wie es ihrer Mission angemessen gewesen war. Während Mason im Koma lag, hatte man hier ganze Arbeit geleistet, die Kapsel repariert und generalüberholt. Jetzt war man dabei, die gesamte Technik in zahllosen Kontrollläufen und Simulationen zu überprüfen. Im Inneren des Tunnels, wo diverse Schäden an der Laufschiene entstanden waren, wurden noch letzte Arbeiten ausgeführt. Aber das sah man von hier aus nicht. Die Männer hatten ein paar Biere geöffnet und feierten Masons Rückkehr. Ungetrübt war ihre Freude gleichwohl nicht, hatten sie doch Mason vom Tod seiner Begleiter berichten müssen. Unterm Strich wäre ein Überlebender im Verhältnis zu zwei Toten sicher kein Anlass
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