Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce

Vom Netzwerk:

Resultate nicht.“
    Dr. Jenkins zog die Brauen hoch. Er verstand nicht, warum diese arroganten Typen von dem komischen Berg seine Autorität immer wieder in Zweifel zogen. Er machte es umgekehrt doch auch nicht, obwohl es dafür wahrlich genug Gründe gegeben hätte.
    - „Robert, wir veranstalten hier keinen Lügendetektor-Zirkus. Die funktionale Magnetresonanztomographie ist ein sehr zuverlässiges Verfahren in der Biomedizin, mit dessen Hilfe wir Veränderungen in der Versorgung des Gehirns nachweisen können. Dort, wo eine Neuronenak-tivität vorliegt, erhöhen sich Blutfluss und Sauerstoffverbrauch, zum Beispiel während der Durchführung kognitiver Aufgaben. Wir haben Mr. Saunders mit einigen wichtigen Eckpunkten der von ihm erinnerten Biographie konfrontiert und währenddessen seine Gedächtnisaktivität aufgezeichnet. Anhand der Areale, die er zur Verarbeitung der Informationen benötigte, konnten wir erkennen, ob sie wahr oder erfunden sind.“
    - „Du willst mir weismachen, ihr könnt ausgedachte Ereignisse von realen unterscheiden.“
    - „Genau, und zwar während des Erinnerungsprozesses. Die echten Erlebnisse aktivieren dabei lediglich einige bereits gut erforschte Regionen im Stirnhirn und in den Schläfenlappen, einschließlich der Amygdala.“
    - „Aber was ist, wenn sich die falsche Geschichte im Gehirn bereits stark manifestiert hat? Ich meine, möglicherweise hat ihm irgendjemand das doch regelrecht eingetrichtert.“
    - „Oh, wir können nicht nur zwischen echten und falschen Erinnerungen unterscheiden, sondern auch zwischen Erlebnissen aus der jüngeren und der älteren Vergangenheit. Wenn er die von ihm vorgetragene Geschichte also nur gelernt und nicht erlebt hat, aktiviert die Erinnerung zusätzlich zu den erwähnten Regionen auch noch den Hippocampus und den retrosplenialen Kortex.“
    - „Walter! Bitte so, dass auch ich es verstehe.“
    - „Der Hippocampus wird angeregt, weil die Erinnerung noch so frisch ist, dass sie beim Abruf erneut eingespeichert wird, der retrospleniale Kortex hingegen, weil dieser für das bildhafte Vorstellen notwendig ist. Also genau dann, wenn kein reales Erinnerungsbild vorliegt.“
    - „Und bei Saunders zeigt sich in diesen beiden Bereichen keinerlei Aktivität?“
    - „Richtig, was heißt, dass seine Erinnerungen echt sind! Auch wenn sich das nicht mit euren Erkenntnissen deckt.“
    - „Und was heißt das jetzt? Er war doch in dem verdammten Tunnel oder haben wir uns das alle nur eingebildet?“
    - „Ich weiß es nicht, Robert. Es tut mir leid, aber ich wollte dir nur mitteilen, was wir herausgefunden haben.“
    Robert Shane legte auf, ohne sich ordentlich zu verabschieden, er war kein Freund von Floskeln. Kaum hatte er den Hörer auf die Gabel niedersinken lassen, da klingelte es erneut. Auch das war keine Seltenheit, da Anrufer, die ihn weniger gut kannten, glaubten, die Verbindung sei durch ein technisches Problem unterbrochen worden. Jenkins gehörte allerdings nicht zu jenen. Da Robert Shane noch keine andere Arbeit aufgenommen hatte, führte er den Hörer jetzt schon nach dreimaligem Läuten an sein Ohr.
    - „Hier Shane, mit …? Ah, Raymond.“
    - „Mr. Bartlett ist hier bei mir. Es gibt eine interessante Neuigkeit. Du erinnerst dich, dass die Security-Abteilung herausgefunden hat, dass es in ganz Amerika keinen Peter Oswald Saunders gibt?“
    - „Natürlich erinnere ich mich. Gibt es etwas Neues?“
    - „Sie haben jetzt weitere Nachforschungen angestellt. Man hatte zunächst natürlich nur nach lebenden Personen gesucht. Nun hat man herausgefunden, dass es einen Jungen dieses Namens gab. Auch das Geburtsdatum stimmt. Er ist allerdings 1975 bei einem Autounfall zusammen mit seinen Eltern ums Leben gekommen … Robert, bist du noch da?“
    Die Leitung war tot.

17. DER UNFALL

    Nach dem Frühstück und einer guten Stunde Fahrt erreichten sie die Stelle. Peter war schon oft hier gewesen. Es war sein Ort des Gedenkens an seine Eltern, viel mehr als der Friedhof. Hier war es, als wehten die Geister seiner Mutter und seines Vaters durch die Bäume. Hier konnte er mit ihnen sprechen, sie um Rat fragen. Hier hatte er den Eindruck, sie zu hören, spürte eine übergeordnete Verbundenheit. Die Erinnerung an die wenigen gemeinsamen Jahre, die ihnen beschieden waren, hatte sich unauslöschlich in sein Gehirn eingebrannt. Die unzählbaren schlaflosen Nächte seiner Kindheit waren bevölkert von den Bildern eines glücklichen Familienlebens. Peter