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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Brandzeichen, ein unveränderbares Fanal gegen das, was einfach nicht sein durfte. Doch, wer Ellen kannte, wusste, dass sie auch argumentativ noch etwas im Köcher hatte.
    - „Deine Geschichte spiegelte mehrere Tage wieder, aber du warst mit Luther wandern. In der Nacht war dieses Gewitter und am nächsten Morgen bist du in der Rangerstation aufgewacht. Also wann bitte, willst du das alles erlebt haben?“
    Es war keine Frage, auf die sie ernsthaft eine Antwort erwartete. Sie zielte lediglich darauf ab, Peter auf einer rein sachlichen Ebene die Einsicht zu erleichtern, an Wahnvorstellungen zu leiden. Daran schloss sie einen ebenso überraschenden wie einleuchtenden Vorschlag an. Die Gefahr, die darin lauerte, hatte sie möglicherweise unterschätzt.
    - „Wir können so nicht weitermachen. Ich denke, es wäre besser, die Hilfe eines Psychologen in Anspruch zu nehmen. Was hältst du davon, wenn du mit diesem Mr. Chambers einen Termin vereinbarst?“

34. INFERNO
     
    Mason sah durch das kleine Sichtfenster der Kapsel. Obwohl er die Schutzblende aus schwarzem Glas vorgeschoben hatte, konnte er die grünlichen und violetten Lichtblitze deutlich wahrnehmen. Es wirkte wie hoch frequentes Polarlicht. In wenigen Sekunden würde er die entscheidende Marke bei 3.500 Metern passieren. Dann musste die Kapsel abgebremst werden, sollte sie nicht gegen die Wand am Tunnelende rasen. Und sie benötigte diesen Bremsweg von 500 Metern, da ihre Geschwindigkeit, die eines Acela Express deutlich überstieg. Die über 300 Stundenkilometer waren aber nur die Geschwindigkeit, die sie in Bezug auf die Umgebung erreichte, also das Laboratory, den Mount Maroon oder auch North Carolina. Ihre relative Geschwindigkeit lag – gemessen an jener der sie spiralförmig umkreisenden Photonen – weit oberhalb der Lichtgeschwindigkeit. Man hatte es geschafft, deren Tempo von annähernd 300.000 Kilometern pro Sekunde derart abzubremsen, dass ein älterer französischer Kleinwagen es mit ihnen durchaus hätte aufnehmen können. Mason dachte jedoch nicht an Hochgeschwindigkeitszüge oder schaukelnde Autos. Er dachte an gar nichts. Anfangs hatte ihn die auf den Körper wirkende Beschleunigung stark in den Sitz gedrückt, doch schon nach kurzer Zeit war der Druck gesunken. Er konnte nicht sagen, ob die Kraft nachgelassen oder er sich lediglich daran gewöhnt hatte. Nur wenn er eine Bewegung mit den Armen ausführen wollte, spürte er eine deutliche, unnatürliche Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit. Er kannte das Gefühl aus zahlreichen Versuchen, das war nichts Besonderes. Ungewöhnlich war es hingegen allein in der Kapsel zu sitzen. Jahrelang waren sie zu dritt und jahrelang war es nicht mehr als eine Karussellfahrt. Man rechnete, konstruierte, prüfte und stieg schließlich irgendwann in die enge Kabine. Meistens waren es nur Testfahrten, so dass man wusste, was geschehen würde. Man jagte vier Kilometer durch die Röhre, wurde abgebremst und fuhr mit dem Hoover wieder zurück. Bei diesen Fahrten hatte man alles im Griff, die totale Kontrolle, jedenfalls, wenn alles so lief, wie man es erwartete. Der Ernstfall sah anders aus. Auch hier hatte man natürlich Erwartungen daran, was passieren würde, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt, jenem Punkt, auf den Alan Mason jetzt zusteuerte; oder hatte er ihn schon überschritten? Er versuchte, alle Instrumente gleichzeitig im Auge zu behalten, kein einfaches Unterfangen, war das Cockpit doch eigentlich für den Einsatz von drei Piloten ausgelegt. Wieso fuhr er eigentlich allein? Hätte nicht wenigstens einer der Herren ihn begleiten können? Aber wer? Baxter und Lemieux waren als Bodenpersonal unersetzlich. Sie waren absolute Fachleute und hatten zudem die größte Erfahrung. Shane hatte ein schwaches Herz. Mason schmunzelte. Wenn er dabei wäre, würde er ihn jetzt vermutlich wiederbeleben müssen. Blieben Haze und Myers. Tatsächlich hatte man Terry Haze angeboten, mitzureisen, doch der redete sich heraus. Bezog sich auf irgendeinen Paragraphen, der es ihm nicht gestatte, bestimmte Vehikel zu betreten. Alle wussten, dass er einfach nur Angst hatte. Aber Myers hätte doch …
    Ein harter Schlag war zu spüren, die Kapsel schlitterte ein wenig. Vor dem Fenster waren Funken zu sehen. Doch durch die hellen Punkte hindurch, die von der Scheibe abprallten und zerstoben, sah Mason schemenhafte Umrisse. Er hob die Schutzblende vor dem gepanzerten Glas wie den Vorhang zu einer Bühne, blickte auf eine

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