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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Waldlichtung. Grelle Blitze zuckten und entluden sich in gewaltigen Explosionen. Sie folgten einander in kürzesten Abständen, ein donnerndes Stakkato. Die gesamte Szenerie erschien wie durch zahllose stroboskopische Scheinwerfer beleuchtet. In der Mitte standen wie angewurzelt zwei Männer. Als wären sie in einer flüchtenden Bewegung zu Salzsäulen erstarrt. Die Gestalten trugen derbe Kleidung, einer hatte einen Rucksack aufgeschnallt. Mason wurde bleich. Er kniff die Augen zusammen, um Einzelheiten zu erkennen. Doch schon wurde der Mann mit dem Rucksack zu Boden geschleudert, blieb vor Schmerzen gekrümmt liegen und verschwand schließlich. Mason rieb sich die Schläfen. Was war passiert? Wie von einem unsichtbaren Fausthieb getroffen war der Mann gefallen, hart aufgeschlagen, hatte seine Arme und Beine reflexartig an den Körper gezogen wie ein Säugling. Nach Sekundenbruchteilen umhüllte ihn ein bläuliches Licht und er löste sich einfach auf. Der Andere verharrte mit angespannten Gliedern. Jetzt sah Mason ihn deutlicher. Er hatte blondes, lockiges Haar und blickte mit Schaudern in Masons Richtung. Es kam Mason so vor, als habe er genau das hier schon einmal gesehen. Ein Déjà-vu? Nein! Er hatte es wirklich schon einmal erlebt. Er wusste, was als nächstes passierte. Ein Blitzschlag würde den Mann in Brand setzen. Es geschah tatsächlich. Der Blitz traf ihn, aber er brannte nicht, wie in Masons Erinnerung. Alan Mason sah, dass die Flammen nur um ihn herum loderten. Dann brach er zusammen und blieb auf dem Waldboden liegen. Warum hatte er sich nur an den zweiten Mann erinnern können, nicht aber an den ersten, an den, der verschwunden war? Mason rekapitulierte die Abläufe während des Unfalls, bekam die Dinge aber irgendwie nicht mehr richtig zusammen. Hatte er noch mit Tomczak und Perkins gesprochen, oder mit Lemieux? Aus irgendeinem Grund hatte er erst später aus der Luke gesehen. Ja, so musste es gewesen sein. Kurz danach wurde er selbst ohnmächtig. Jetzt hingegen war er hellwach. Er sah hinaus. Wieder umschwirrten die seltsamen Polarlichter die Kapsel, die nun wieder heftig vibrierte. Fand das alles wirklich statt oder war das nur eine Ausgeburt seiner Phantasie? Wurde er verrückt?
    Ein abrupter Stoss bremste die Kapsel. Wäre Mason nicht angeschnallt gewesen, so hätte es ihn gegen die Seitenwand geschleudert. Die Kraft war jedoch auch so zerstörerisch genug. Masons Gehirn schlug gegen die Schädeldecke, wie nach einem durchgezogenen Faustschlag unter die Kinnspitze. Er verlor das Bewusstsein.
    Lautes Klopfen holte Mason zurück. Wie lange war er weggetreten? Er wusste es nicht. Aber jetzt hörte er deutlich diese harten Schläge, Metall auf Metall. Irgendetwas schlug mit aller Kraft gegen die Einstiegsluke der Kapsel. Vor dem Sichtfenster waren Flammen zu sehen. Allerdings schien es sich um ein normales Feuer zu handeln, denn die Flammen hatten weder die farbliche Intensität der Lichtblitze noch deren Funken sprühende Konsistenz. Im Hintergrund waren Explosionen zu hören, die dumpf ins Innere der Kapsel drangen. Noch ehe sich Mason von seinem Gurt befreit hatte, hörte das Klopfen überraschend auf. Mason beobachtete durch das Fenster einen Mann, der sich rasch entfernte. Er rannte durch eine Wand aus Feuer. Minuten vergingen. Mason begriff, dass er etwas tun musste. Die Kapsel würde ihm für einige Stunden Sicherheit bieten, aber irgendwann würde die Sauerstoffversorgung zum Problem. Die Instrumente funktionierten nicht mehr. Verdammt, wie lange war er schon hier drin? Mason entschied, die Luke zu öffnen. Sein Feuerschutzanzug würde es ihm gestatten, sich für eine kurze Zeitspanne extrem hohen Temperaturen auszusetzen. Er setzte den Helm auf, klappte das Visier herunter und drehte die Sauerstoffzufuhr auf.
    Das Inferno um ihn herum war grenzenlos. Überall brannte es, Gebäudeteile waren eingestürzt. Jetzt erkannte er auch, weshalb der Mann die Luke von außen nicht öffnen konnte. Ein Hebel war abgebrochen. Er schaltete das in den Helm integrierte Mikrophon ein. So konnte er die Geräusche der Umgebung wahrnehmen. Er musste hören, was sich um ihn herum tat. Der Fußboden war mit Gegenständen übersät. Mason erkannte Kabel, Spulen, Schläuche und Messgeräte. Alles war in ein schummriges Licht getaucht. Das musste die Notbeleuchtung sein. War sein Versuch erneut gescheitert, endete er diesmal gar in einem unabsehbaren Fiasko? Wo waren die anderen? Hatte Myers an die Tür geklopft

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