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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Italien das Gesangsvirtuosentum obenan stand, hatte Leopold Mozart vor Jahren seine zu Instrumentalvirtuosen gebildeten Kinder lieber zuerst nach Frankreich und England geführt, deren Stärke in der Instrumentalmusik lag. Jetzt aber hatte Wolfgang in Wien sich als Komponist für die Oper und für die Kirche bewährt, so stand ihm denn der Weg zum Erfolg auch in Italien offen. Daß er dagegen auf einen großen Geldgewinn nicht zu rechnen habe, wußte der Vater im voraus, denn die Konzerte wurden in Italien fast ausnahmslos ohne Eintrittsgeld gegeben, und der Künstler konnte also höchstens durch ein Geschenk der Konzertveranstalter entschädigt werden. Dafür erfuhren Vater und Sohn in Italien eine so freundlich dargebotene Gastfreundschaft, daß der klug rechnende Leopold Mozart bald seiner Frau nach Hause melden konnte, daß er, wenn er auch keine Reichtümer sammle, doch immer ein wenig mehr als das Notwendige habe und vollauf zufrieden sein könne, wenn er den Hauptzweck seiner Reise im Auge behalte. Denn dieser ideale Erzieher dachte ja bei all diesen Kunstreisen zuerst an den Vorteil, den sie für die Weiterentwicklung seines genialen Kindes bringen konnten. Die Ausbildung des ihm anvertrauten Talentes blieb immer der Hauptgesichtspunkt, unter dem er handelte. Er hatte erkannt, daß für dieses Genie kein Ziel zu hoch gegriffen sei. Er wußte aber oder fühlte es mit seinem väterlich liebenden Herzen, daß es dafür zu sorgen galt, alle Überhitzung und Überhetzung zu vermeiden. Er versuchte deshalb immer, soweit es anging, auch auf der Reise für den Knaben eine häusliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Vor allem wußte er zu vermeiden, daß das geistige Leben und die künstlerische Arbeit in Unordnung kamen, daß ein Zuviel mit völliger Vernachlässigung abwechselte, wozu die Gefahr ja nahelag. Der Knabe machte ihm allerdings die Erziehertätigkeit sehr leicht. Bei der innigen Liebe und der nicht auf Furcht, sondern nur auf Vertrauen beruhenden Verehrung, die er für den Vater hegte, fügte er sich willig allen Anordnungen desselben. Dann war der Knabe javon der Natur so sehr beglückt, er war so ganz Künstlernatur, daß ihm das Treiben der Menschen und der Welt keinen starken Eindruck hinterließ. Die Ehrenbezeugungen und Schmeicheleien, die ihm im Übermaß zuteil wurden, scheinen gar keinen Eindruck auf ihn gemacht zu haben. Er bleibt bei allem ein richtiges Kind und manchmal ein rechter Kindskopf.
    Mit der italienischen Reise setzen die Briefe Wolfgang Mozarts ein. Sie sind zumeist an die Schwester gerichtet und bezeugen nicht nur die innige Liebe zu ihr und zur Mutter, sondern auch die rechte Freude an kindischem Getue. Die Natur hatte ihm auch kluge Augen gegeben. Wenn er zeitlebens nicht gelernt hat, die Welt und die Menschen so zu nehmen, daß er seinen Nutzen dabei fand, so lag das keineswegs an der Unfähigkeit, Menschen zu beobachten. Er hatte vielmehr ein sehr scharfes Auge für das Charakteristische im Tun und Lassen eines jeden und einen ausgezeichneten Blick für alle Schwäche und innere Hohlheit. Die Art, wie er z.B. die italienischen Sangesgrößen schildert, ist voll köstlichen Humors und dabei von höchster Schlagfertigkeit und Deutlichkeit. Gerade diese Mozart eigene Spottlust, sein Mutterwitz haben ihn davor geschützt, daß er in die Lächerlichkeiten der erstarrten italienischen Oper verfiel. Jetzt als Knabe hat er zwar die Operntexte, die man ihm gab, genommen, wie sie waren; aber noch in sehr jungen Jünglingsjahren hat er nachher einen Blick für die künstlerische Wahrhaftigkeit, für die Situation auf der Bühne bewährt, und hat die ihm dargebotenen Dichtungen so scharf nach dieser Richtung hin beurteilt, wie kein einziger der berühmten Vertreter der italienischen opera seria .
    Es ist ja ganz sicher, daß diese großen Reisen, das häufige öffentliche Auftreten und nachher die zahlreichen Kompositionen auch eine körperliche Arbeitsleistung bedingten, die über das Alter und die Kräfte des nicht kräftigen Knaben hinausgingen. In seinen Briefen sagt er so oft, wie schläfrig er sei, Italien sei ein Schlafland; später muß er so oft mitteilen, daß ihm die Finger weh tun vom Notenschreiben. Aber es wäre unrecht, wollte man daraus dem Vater auch nur den geringsten Vorwurf machen. Ebenso wie es allzu äußerlichist, Mozarts frühen Tod etwa mit einer Überanstrengung in der Kindheit in Zusammenhang zu bringen. Es ist ganz sicher, daß die genialen Kräfte des Kindes in

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