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Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
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rätselte über Roccos fast hinhaltendes Gebaren. Stimmte etwas mit Mr. Benson nicht? Mein Körper wurde von Angst erfasst. Erst jetzt erkannte ich allmählich, wie sehr ich diesen Mann brauchte. Mit der Zeit war ich so weit gekommen, ihn fast als unverwundbar zu betrachten. Aber in mancher Hinsicht war er eben doch nur ein Mensch. Ob ihm etwas zugestoßen war?
    Oder hatte es mit den Vermissten zu tun? In meinem Geiste ging ich das durch, was Rocco und ich darüber wussten. Vielleicht war jemand hier in der Kneipe, der nicht merken sollte, dass wir über die Ereignisse auf dem Laufenden waren.
    Die halbe Stunde verstrich mit zermürbender Langsamkeit, und als Rocco endlich mit einem frischen Bier in der Hand zu mir kam, war ich fast schon verrückt vor Angst.
    »Rocco, was soll das alles? Weshalb benimmst du dich so komisch?«
    »O Jamie, ich weiß einfach nicht, wie ich’s dir beibringen soll.«
    »Mir beibringen! Was?« Mr. Benson! Ich hatte es ja gewusst! Ihm war etwas zugestoßen!
    »Jamie, er hat gestern Abend diesen Typen mit ins Klubhaus gebracht …« Jetzt platzte es aus Rocco heraus, und eine kleine Träne lief ihm auf die Wange. Ich glotzte ihm nur ins Gesicht. Ich begriff seine Worte nicht.
    »Jamie, er hat gesagt, er wär Mr. Bensons neuer Sklave und dass Mr. Benson dich rausgeschmissen hätte. Stimmt das, Jamie? Was ist passiert?«
    Mir war, als fiele mir eine Ladung Backsteine auf die Brust. In diesem Augenblick erkannte ich die Schutzlosigkeit eines Sklaven – das konkrete Risiko, das er einging. In Sekundenschnelle schoss es mir durch den Kopf: wie ich mich in x-facher Hinsicht untergeordnet hatte, weil es teils erregend, teils abenteuerlich war, alles nur für Mr. Benson; nun verwandelte es sich in brennende Schmach.
    Ich hatte mir für diesen Mann den Körper rasiert, hatte seine Pisse getrunken, mich wochenlang splitternackt von ihm gefangen halten lassen. Und soeben hatte er mich weggeworfen. Ich kam mir verarscht vor. Ich, ein dummes Arschloch, das sich von ihm hatte missbrauchen auslassen! Er hatte nur die Wahrheit gesagt, wenn er mich so nannte: »Arschloch«, denn mehr war ich nicht für ihn.
    Ich lief rot an vor Wut und Scham, als ich an meinen Selbstbetrug dachte. Wie hatte ich nur so blöd sein können! Zu glauben, dass dieser Mann sich wirklich etwas aus mir machte; zu glauben, dass seine wahren Gefühle sich in den Misshandlungen zeigten, mit denen er mich überhäufte!
    Und dieses Brandmal! Der Stempel eines Blödarschs. Meine Hand wanderte nach unten, um die wunde Haut zu massieren, und mir wurde klar, dass der dreckige Sadist von gestern Abend und Mr. Benson ein und dasselbe waren. Blutergüsse und Narben; dieselben Misshandlungen meines Körpers.
    Eine Träne der Wut trat mir in die Augen. Aber ich empfand auch Scham- und Schuldgefühle für das, was ich durchgemacht hatte.
    »Und was haben sie zusammen getan?«, fragte ich zähneknirschend. Rocco war schockiert über meine Aggressivität.
    »Du, Jamie, die … die haben bloß ihre Nummer abgezogen. Reine Routine. Vielleicht war’s ja nur Spaß.« Er wusste, dass er log, und auf meinen wutentbrannten Blick hin gab er es zu. »Das Übliche.« Seine Stimme sank, als er mit der Wahrheit herausrückte.
    »Das Übliche!« Wie konnte Rocco das, was ich durchgemacht hatte, als »das Übliche« bezeichnen!
    »Ich meine …« Er geriet ins Stottern. »Jamie … er … er hat ihm kein Brandzeichen verpasst.«
    »Soll ich deshalb vielleicht annehmen, es wäre alles okay? Nur, weil ich das Brandzeichen von diesem Arschloch auf dem Hintern habe!«, platzte es aus mir heraus, und ich schrie beinah.
    »Hör zu, Jamie, beruhige dich …«
    »Was heißt da beruhige dich?!«
    Er nahm meinen Arm und zog mir mit seiner freien Hand die Bierflasche weg. »Nicht hier, Jamie, nicht in der Kneipe. Machen wir einen kleinen Spaziergang.«
    Draußen schlug mir ein kühler Windstoß entgegen, und die Einsamkeit einer dunklen Straße im Village brachte mich zur Besinnung; ein wildes Schluchzen brach aus meinem Innern.
    Rocco legte seinen Arm um mich, wahrscheinlich zum Trost oder zur Beruhigung, aber diese Geste rief einen nur noch tieferen, wütenderen Schrei hervor. Wieder packte mich das Gefühl der Demütigung. Rocco hatte ja alles selbst miterlebt! Er hatte gesehen, was Mr. Benson mir antat und wie er sich einen anderen als Sklaven nahm! Während ich mich an Roccos Brust ausweinte, dachte ich an meine bodenlose Schmach, an das Entsetzliche, was mir

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