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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Augen geschlossen, um Kraft zu schöpfen, so ausgelaugt war er. Die Ohren des Hundes zuckten beim Klang der Stimme.
    »Du lässt nicht mit dir handeln, ja, aber vielleicht könntest du in diesem Falle ein gewisses Mitleid walten lassen. Mir ist klar, dass zwischen uns eine böse Verbindung besteht, und ich weiß, dass die dämonische Glocke, die dich herbeiruft, aus einer Gruft in meinem Herzen kommt. Und ich werde an meinen Prinzipien festhalten und gegen die Schatten ankämpfen, deren Bote du bist. Ich schrecke nicht vor dieser schweren Last zurück, aber«, dabei atmete er tief aus und legte sachte die Brille ab, »es ist so zermürbend, es macht mich so furchtbar müde. Es wäre mir ein kleiner Trost, wenn ich dich fragen könnte, wie lange ich diesen Besuch heute ertragen muss. Bitte, wann wirst du gehen?«
    Black Pat zog es vor, nicht zu antworten.
    Weniger nachdrücklich fragte Churchill: »Wirst du gehen?«
    »Pffft«, kam die Entgegnung. »Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann. Und jetzt genug des Vorgeplänkels. Fangen wir an!«

12
    24 Uhr
    E sther lag auf dem Bett und starrte ins Leere. Sie befahl sich, in einen tiefen, erholsamen Schlaf zu sinken; es ging nicht. Stunden waren vergangen, seit sie den vernünftigen Beschluss gefasst hatte, sich angezogen schlafen zu legen. Jetzt kam ihr der Beschluss völlig abwegig vor, und sie hielt es nicht mehr auf der Decke aus.
    Mit einem Satz vom Bett. Sie langte nach dem verschlissenen Morgenmantel, einem hässlichen Flanellding mit gelbbraunem Paisleymuster, das ihr viel zu groß war. Aber er hatte Michael gehört und stand somit im Rang einer Kostbarkeit. Esther zog den Morgenmantel über ihre Sachen und knotete den Gürtel zu. Eine kratzende Hand wanderte von der Schulter zum Ohr, während sie im Zimmer umhertappte und nach einem Grund suchte, es zu verlassen. Ihr kam der Gedanke, dass Essen eine gute Ausrede war. Es gab schlechtere. Auf dem Weg nach unten in die Küche hielt sie sich durch einen viel zu langen Flanellärmel hindurch am Treppengeländer fest.
    Der Brotkasten enthielt einen harten Kanten. Esther untersuchte ihn nach Schimmel und veredelte ihn dann mit einem Klatsch Mayonnaise. Schmutzige Pfotenspuren waren am Boden angetrocknet, ausgegangene Haare lagen herum. Sie wischte sich die mayonnaiseverschmierten Finger am Morgenmantel ab und nahm einen Bissen. Würzen wäre nicht verkehrt. Der Deckel löste sich vom Pfefferstreuer, als sie ihn über dem angebissenen Kanten schüttelte, und eine Handvoll Pfeffer ergoss sich. Der leere Streuer fiel auf den Boden und kullerte im Bogen Richtung Wohnzimmer. Der wackelig auf das Abtropfbrett platzierte Brotkanten fiel ins Spülbecken.
    Esther ließ sich nicht entmutigen; sie erinnerte sich an eine Orange, und sie erinnerte sich an den Sherry. Die aufgeschnittene Orange wurde nach zwei alten, strohigen Stücken liegen gelassen. Sherry, wusste Esther, sollte in einem kleinen Trinkgefäß serviert werden, und da sie keins besaß, verfiel sie auf einen Eierbecher. Während sie mit gierig vorgestülpten Lippen aus dem Eierbecher schlürfte, sah sie sich in der Küche um und erblickte sonst nichts, was sie interessiert hätte.
    Aber die Kammer war hochinteressant.
    Durch die erstmalige Vermietung ging von Michaels Arbeitszimmer eine neue Verlockung aus, der ihre morbide Neugier nicht widerstehen konnte. Black Pat würde sehr spät zurückkommen, hatte er gesagt. Und er hatte eingewilligt, heute unten zu nächtigen. Damit gehörte das Zimmer formell noch nicht ihm. Die Sache war entschieden. Esther goss sich noch eine Stärkung in den Eierbecher.
    Die Tür öffnete sich auf das bekannte Zimmer. Ein Druck auf den braunen Bakelitschalter, und aus dem Weidenschirm fiel ein Zelt aus gelbem Licht. Auf der Schwelle stehend, sah sie sich um. Das Einzelbett war ordentlich gemacht wie zuvor, die aufgeklopften Kissen noch prall. Esther vergewisserte sich. Es war unverändert. Aber bei der Betrachtung des Bettes verlor ihre tatsächlich getroffene Entscheidung, dieses Tier im Haus wohnen zu lassen, den Schleier romantischer Exzentrik und offenbarte sich als grotesk und naiv. Black Pat unter der Decke, sein Elefantenkörper auf der Matratze. Die Größenverhältnisse stimmten nicht. Esther nahm mit den Augen Maß und kam zu dem Schluss, dass der Hund, dieses schwarze Monstrum mit dem drahtigen Fell und den wuchtigen Beinen, an allen Kanten des kleinen Bettes überhängen würde, die Kniegelenke gestreckt, die Pfoten

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