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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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sich mit sarkastischen Entgegnungen zurück, was untypisch für ihn war, schlug nur die Augen auf und murmelte etwas in den vor ihm aufgeworfenen Teppich.
    Churchill drückte sich einen Daumen an die Stirn und lehnte sich gedankenverloren dagegen.
    Black Pats wiederholtes Murmeln hatte kaum Flüsterlautstärke. »An der Arbeit, die du geleistet hast, wirst du als Mensch gemessen werden … «
    »Ich weiß genau, worauf du hinauswillst, du Aasgeier.«
    »… und entsprechend wird man dich auch einordnen.«
    Ein tiefbewegtes Stöhnen entrang sich Churchills Brust. »Ich gebe zu, dass mich gerade daran Zweifel quälen, Zweifel, wie man mich für die Arbeit, die ich im Leben geleistet habe, beurteilen wird. Und jetzt, wo ich dabei bin, sie hinzulegen, erdrückt mich die Ungewissheit förmlich.«
    Black Pat blieb regungslos.
    Churchill klopfte auf den dicken Schädel des Hundes. »Hörst du mir zu, du Trampeltier?«
    Der dicke Kopf rührte sich nicht. Churchill blieb eine Weile still. Als er weitersprach, klang seine Stimme brüchig.
    »Historikerneigendazu,kriegführendeStaatsmännerwenigernachdenSiegenzubeurteilen,dieunterihnenerrungenwurden,alsnachdenpolitischenErgebnissen,diedabeiherauskamen.NachdiesemKriteriumbinichmirnichtsicher,obmeineLeistungbestehenkann.«
    »In dem Punkt kann dir niemand helfen«, sagte Black Pat.
    »Worauf spielst du an?«
    »Das ist keine Anspielung.« Black Pat hob den Kopf. »Es ist eine Klarstellung. Du weißt, dass du in den Antworten anderer kein Heil finden kannst. Dort gibt es für dich keinen Frieden.«
    »Dann lass mich zu Bett gehen«, sagte Churchill.
    Die Stimme des Hundes war ungerührt. »Trink noch einen. Das wird deinen Kopf klarer machen.«
    Prompt griff Churchill zu seinem Whiskyglas, trank es aus und knallte es so fest auf den kleinen runden Tisch neben sich, dass die Büste von Franklin D. Roosevelt wackelte.
    » So! «
    Sein Kopf war keineswegs klarer, sondern ganz duselig von Alkohol und Erschöpfung. Das Zimmer schwankte wie auf Wasser schwimmendes Öl. Er kniff die Augen zusammen, um es zu stillen, doch es schaukelte weiter. »Und jetzt geh .«
    »Noch nicht«, sagte Black Pat.
    »Ich habe gesagt, du sollst gehen.«
    »Noch nicht.«
    »Dann bitte ich dich darum«, sagte Churchill.
    Black Pat ließ den Schädel auf den Boden zurücksinken, grub die Schnauze in den Perserteppich. »Das weiß ich.«

14
    3 Uhr
    L eise schnappte das Schloss, als jemand ganz vorsichtig die Haustür zudrückte. Vom Schlaf nur leicht bestäubt, war Esther augenblicklich wach. Ihre Augen gingen zur Schlafzimmertür. Im offenen Spalt zeichneten sich vage die Umrisse von Treppenkopf und Geländer ab.
    Von unten im Flur drangen die Geräusche eines schweren Körpers herauf, der sich bemühte, nicht gehört zu werden. Ein Schienbein stieß mit dumpfem Schlag an eine Tischkante, im Dunkeln wohl nicht zu erkennen, gefolgt von angestrengter Stille, die klang, als bisse sich jemand auf den Knöchel, um nicht aufzuschreien.
    Esther lag da, als wartete sie auf etwas Ungeheuerliches, regungslos zusammengeballt.
    Irgendein Plastikteil zersprang im Flur mit einem harten Knacken, dann ein Rutschen, ein schweres Rumsen an den Rahmen der Wohnzimmertür und ein ordinärer Fluch. Esther schoss kerzengeradeindieHöhe,dieÄrmeldesMorgenmantelsfestumdieEllbogen gewickelt, die Haare im Gesicht. Während sie sich durch die Ärmel kämpfte, fiel ihr der heruntergefallene Pfefferstreuer ein. Nicht sehr komisch, aber ein bisschen.
    Scharrende Klauen zeigten an, dass Black Pat am Teppich kratzte, aus dem Instinkt heraus, sich eine Mulde zu wühlen. Etwas riss. Auf das Geräusch im Kreis stampfender Pfoten folgte das mehrmalige Rumpeln eines sich am Boden langmachenden Körpers. Dann kam ein Seufzen, ziemlich gereizt, während der Schädel sich hierhin und dorthin schob, um eine erträgliche Lage zu finden. Weiteres Bummern, weil der Schädel sich herumwarf und keine bequeme Position fand.
    Esther lauschte mit Satellitenohren, die Beine übereinandergeschlagen, die Bettdecke zerwühlt. Sie setzte an, etwas zu sagen, und entschied sich um. Sie entschied sich abermals um und zischte im Krisenton: »Black Pat?«
    Erneutes Seufzen, diesmal äußerst verärgert. »Was ist?«
    »Werden Sie unten bleiben?«
    »Ja.« Im genervten Ton eines nicht beigelegten Streits gesagt.
    Voll Sorge, Black Pat könnte in die oberen Räume vordringen, sagte Esther: »Sie werden definitiv im Wohnzimmer bleiben?«
    »Chrr.« Ein verächtliches

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