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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Hunderte von Punkten erlief; Big Olivers Angriff, mit dem er Michael schließlich zu Boden warf, als dieser aus dem Wicket getanzt kam, den Schläger in die Luft gereckt; Beth auf Zehenspitzen am Rand der Brandung, und dann lief sie doch wieder vor dem Ball davon, der auf den kalten Wellen schwamm. Und da Michael Geburtstag hatte, lagen sie hinterher alle auf dem Bauch und tranken Wein, der den Sand rot färbte, als eine salzige Brise die Plastikbecher umwarf, und ein Becher flog beim Einschenken weg und musste eingefangen werden. Würmer machten bei Ebbe Kringel aus nassem Sand im Watt. Nun ein Erkundungsgang zu den Gezeitenbecken in der Felsenbucht bei den Steilwänden, das flache Wasser den Nachmittag über von der Sonne aufgewärmt. Vier Biologen suchten nach Meeresattraktionen, vielleicht einem Krebs, einem Fisch oder einem Seestern, und fanden weinrote Seeanemonen, die sich zu braunen Bällen zusammenzogen, wenn sie sich von einem Fuß bedroht fühlten. Dem folgten lange Abende im Pub, wo viele, viele Teller mit schwerem Essen zu dem beliebten Ausspruch führten: »Und noch’n Frittensalat.«
    »Ja, zwei Jahre. Unglaublich, nicht wahr?« Plötzlich kam Esther ein Gedanke, und der Drang, ihn auszusprechen, brannte wie eine heiße Kohle in ihr. »Beth, er hat doch nie mit dir über irgendwas geredet, oder?«
    »Wer, Michael? Worüber geredet?«
    Ein Stuhl knarrte, als ein Politiker sich umständlich zu ihnen umdrehte und sie grimmig anfunkelte. Ihre Stimmen wurden zum Mäusepiepsen.
    »… Worüber?«
    »Ich weiß nicht, darüber, was er vorhatte? Du hattest keinen Verdacht, hast nie vermutet … «
    »Was?« Beth blickte verwirrt. »Natürlich nicht, Es.«
    Esther sichtete ihre verfügbaren Wörter und fand nur leere Hülsen. Sie sagte es trotzdem. »Ich dachte, wir wären glücklich, Beth. Ich dachte, Michael wäre glücklich mit mir.«
    »Ihr wart glücklich«, erklärte Beth bestimmt. »Esther, es sagt nichts über die Beziehung zwischen euch beiden.« Sie schüttelte den Kopf, ihrer Sache sicher. »Du weißt doch, wie Michael war. Er war immer sehr … « Sie ließ den Satz unvollendet.
    Ja, das wusste Esther. Sie hatten viele Male darüber gesprochen und das Problem seziert.
    »Aber was bringt dich jetzt auf die Frage?«
    Vom Fenster kam ein kritisches Husten.
    »Ich weiß nicht so recht.« Esther drehte sich nach dem Husten um und sah einem ungehaltenen Mann ins Auge. Sein warnender Blick war wie ein schwacher Stromstoß. Der nächste Stromstoß wird stärker, sagte der Blick. Augenblicklich stand sie wieder an ihrem bockigen vollen Bücherwagen. Von einer hartnäckigen Hüfte gedrängt, setzten sich die Räder doch noch in Bewegung. Esther flüsterte Beth zu: »Tut mir leid, ich weiß nicht so recht, warum ich gefragt habe.«
    »Schwörst du, dass alles in Ordnung ist?«
    Black Pat in ultravioletter Beleuchtung, der große Kopf, die Zähne. Das Bild blitzte auf und verblasste. Eifrig räumte Esther weiter die Bücher ein. »Ich schwöre. Ich glaube, ich habe einfach ein bisschen Schiss.« Sie berichtigte sich. »Ein bisschen viel Schiss, um die Wahrheit zu sagen.«
    BethhatteeineIdee.»Wartemal,ichweiß,wasdeineLaunehebt.« Sie reichte ihr eine Tüte Schokonüsse. »Nimm dir ein paar.«
    Esther langte tüchtig zu und grinste darauf mit einem Gesicht, das einer vollgestopften Tasche glich. Beth bohrte einen Finger in eine pralle Backe, was beinahe schlecht ausgegangen wäre.
    »Ach, das habe ich ganz vergessen.« Beth gab Esther einen freundlichen Klaps auf den Hintern. »Dennis-John will mit dir reden.«
    »Urch, Dennis-John.« Esther schloss die Augen. »Worum geht’s?«
    Beth war schon durch die Tür in den Flur getreten und antwortete mit rücksichtsloser Lautstärke: »Wahrscheinlich um irgendwas Grässliches. Du gehst lieber hin, wenn du mit dem Bücherwagen fertig bist. Er sagt, er will nicht, dass du dich ständig im hintersten Winkel versteckst.«
    »Aber ich verstecke mich gern im hintersten Winkel«, ließ Esther den leeren Flur wissen.

19
    14 Uhr 05
    D ennis-John schlug auf den Zeilenschalthebel seiner Schreibmaschine. Mit einem lauten Ping sauste der Wagen nach rechts. Er tippte beim Reden weiter.
    »Esther, ist Ihnen eigentlich klar, was am Montag, den siebenundzwanzigsten Juli, passieren wird?«
    Esther beobachtete die Schreibmaschine. Die Zehnerschaft der Finger hämmerte auf die Tasten ein. »Ähm. Ich weiß nicht so recht.«
    »Sie wissen nicht so recht.« Dennis-John hörte auf zu

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