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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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auf die Maschine, dreschen Sie nicht.« Dennis-John fiel etwas ein. »Obwohl er ja nur Remington-Schreibmaschinen benutzt, eine Sonderanfertigung aus Amerika, die den Vorteil hat, geräuschlos zu schreiben.« Er bremste sich. »Das ist allerdings keine Aufforderung, wie ein Affe zu tippen.«
    »Ich werde nicht wie ein Affe tippen«, sagte Esther. Dann: »Mann, geräuschlose Schreibmaschinen?«
    »Und … « Dennis-John mochte es gar nicht gern, seinen Angestellten gegenüber, vor allem den weiblichen Angestellten, delikate Fragen anzusprechen, denn er befürchtete Heulszenen. Esther, fand er, sah aus wie eine, die leicht losheulte. Aber ein Blick auf sie sagte ihm, dass das Thema zur Sprache gebracht werden musste. Er ging es frontal und unverzüglich an. »Esther, es ist unabdingbar, dass Sie sich präsentabel präsentieren.«
    Esther überlegte, was das heißen konnte, kam nicht darauf und fragte.
    Sein Daumen wanderte unters Kinn, streichelte es. Es war die Bewegung, die man machte, wenn man eine Katze dazu bekommen wollte, eine Tablette zu schlucken. »Seien Sie präsentabel. Die Art, wie Sie zurzeit herumlaufen, sich kleiden«, er schluckte seine Tablette, »ist überholungsbedürftig. Ihre Kleidung bedarf einer Überholung von Grund auf.«
    Sie sah an sich hinab auf ihre Sachen, auf die derben braunen Schuhe mit den hellen Wasserflecken, die an den Knöcheln Falten werfenden Strümpfe.
    Dennis-John sah, wie sie an den Schenkeln krallte, um die Strümpfe durch den Rock hindurch hochzuziehen. »Sie können nicht in ihrem üblichen Trödelmarktdress bei Churchill erscheinen.«
    »Mein Trödelmarktdress – «
    »Esther, das ist«, Dennis-John schüttelte zweimal nachdrücklich den Kopf, » keine annehmbare Garderobe für einen solch würdevollen, bedeutenden Anlass in der Gegenwart eines solch würdevollen, bedeutenden Mannes. Also werfen Sie sich in Schale, ja?« Und die Anregung musste er auch noch loswerden: »Sie könnten es ja sogar mal mit Kosmetik versuchen.« Er bewegte eine Hand im Kreis vorm Gesicht. »Die Pasten halt, die Frauen immer in der Handtasche haben … die Pasten … « Während die Hand weiter kreiste, durchforschte er sein Gehirn nach den Namen der Produkte, die seine Frau benutzte. Er kam auf einen. »Rouge! Sachen wie Rouge.« Dennis-John schloss seine Bemühungen ab. »Reden Sie mal mit ihrer schminkfreudigen Freundin Beth. Die kann Ihnen sicher weiterhelfen.«
    Esther blieb vor ihm stehen. Ein Teil von ihr hatte seinen rüden Befehlston satt und wollte nichts wie weg. Der andere Teil amüsierte sich und wollte eben deswegen bleiben.
    Dennis-John beglückwünschte sich, dass ihre Augen trocken geblieben waren. Keine Heulszene. Mit untypischer Großherzigkeit sagte er: »Hören Sie, Esther, niemand verlangt von Ihnen, dass Sie mit Elizabeth Nel konkurrieren, aber Sie müssen sich zusammenreißen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Sie das anständig erledigen können. Churchill ist nicht schwierig – er stellt nur sehr präzise Anforderungen an seine Sekretärinnen. Also merken Sie sich: Machen Sie alles richtig, machen Sie es leise, legen Sie etwas Rouge auf, ziehen Sie etwas Ähnliches an wie andere Frauen in Ihrem Alter, keine Affigkeit.«
    »Wer ist Elizabeth Nel?«
    Dennis-John war mit seiner Liste noch nicht durch. »Denken Sie nicht im Traum daran, Witze zu machen. Sollte ich herausfinden, dass Sie Witze gemacht haben, herumgeschäkert haben, dann sind Sie noch mehr los als nur Ihre Stelle.«
    »Ich glaube nicht, dass ich es fertigbrächte, Witze zu machen.« Esther stellte es sich vor. »Und ehrlich gesagt wäre ich selbst zu nervös, um zu lachen, wenn er mir einen Witz erzählen würde.«
    »Wenn Churchill Ihnen einen Witz erzählt, werden Sie lachen«, sagte Dennis-John. »Sie werden prompt und gehörig lange lachen.« Er wackelte mit seinem Unterkiefer und fällte einen Beschluss. »Sie lachen zehn Sekunden.«
    »Verzeihung, wer ist Elizabeth Nel?«
    »Ah«, sagte Dennis-John. »Elizabeth Nel. Sie war im Krieg eine seiner Sekretärinnen, eine Perle der Sekretärinnenzunft. Nel war am Tag der deutschen Kapitulation bei Churchill und nahm sein letztes nächtliches Diktat auf. Eine Spitzenkraft und von Churchill besonders geschätzt. Wie dem auch sei, wir schicken Sie am Nachmittag des sechsundzwanzigsten nach Chartwell. Das ist ein Sonntag. Man wird Sie ungefähr eine Stunde lang benötigen.«
    »Sonntag?« Sonntag: Es ging wie ein schwarzer Ascheregen über ihr nieder.

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