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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Esther konnte es ihm nicht erklären.
    Dennis-John sah ihre hängende Leidensmiene. Das klassische Krankfeiergesicht.
    »Wie hinkommen?« Dennis-John erkannte das Hindernis und räumte es aus. »Wir geben Ihnen jemand mit, jemand, der Sie fährt.«
    »Ich könnte selbst fahren. Ich habe ein Auto und könnte ohne weiteres – «
    »Sie könnten sich ohne weiteres in dem Landstraßengewirr verfahren, das könnten Sie. Chartwell House ist nicht gleich nebenan, Esther. Es liegt im hintersten Kent.«
    Mit einem Fingerschnalzen rief Dennis-John eine andere Angestellte herbei. »He! Seien Sie so gut und holen Sie mir diesen Dings … diesen neuen Mitarbeiter … wie hieß er noch mal … den Neuen halt … « Eine Salve weiterer Schnalzer begleitete erst das Nachgrübeln und dann die gefundene Antwort. »Jawohl, holen Sie mir Corkbowl!«
    Die Frau ging los und war umgehend wieder da. Corkbowl erschien mit ernstem Amtsgebaren, um Dennis-John zu beeindrucken. Er warf Esther ein verstohlenes Lächeln zu, und sie lächelte zurück.
    »Können Sie Auto fahren?«, wollte Dennis-John wissen.
    Er konnte. Er besaß einen cremefarbenen Morris Minor, das Handschuhfach mit Krimskrams vollgestopft. Corkbowl kratzte sich an der Backe, und man hörte die Stoppeln.
    »Sie werden Esther am Sonntagnachmittag nach Chartwell House begleiten. Corkbowl, ich darf annehmen, dass Sie ein sicherer Autofahrer sind?«
    »Tut mir leid«, hauchte Esther Corkbowl unhörbar zu.
    Dennis-John wartete die Antwort nicht ab. Er tippte schon wieder, den Kopf gesenkt.
    »Das muss es auch«, hauchte Corkbowl zurück.
    »Esther, gehen Sie an die Arbeit!«, blaffte Dennis-John und fixierte sie mit übersinnlicher Kraft durch die Schädeldecke.

20
    14 Uhr 55
    C lementine rupfte im Küchengarten rings um die Petersilie Unkraut aus. Sie pflückte ein wenig Minze, zerdrückte die Blätter zwischen den Fingern und roch daran. Ein großer rötlicher Kater lag neben ihr in der Sonne und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden. Dann legte der Kater die Ohren an und fauchte.
    »Jock, benimm dich!« Sie drehte sich um und sah Churchill, eben aus Westminster zurückgekehrt, mit langsamen Schritten über den Rasen auf sie zukommen. Er ging durch den Obstgarten, der den Teich mit Birn- und Apfelbäumen umgab. Vom Obstgarten führte ein Pfad durch einen steinernen Torbogen in den Küchengarten. Black Pat, der hinter Churchill herkam, bemerkte den Kater und eilte sofort voraus. Der Kater duckte sich mit dem Bauch auf den Boden. Als sie näher kamen, stieß er ein wütendes Kreischen aus und schoss über die hohe Ziegelmauer davon, die Churchill eigenhändig gebaut hatte.
    »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist«, sagte Clementine verwundert.
    »Wer weiß das schon«, sagte Churchill, der es genau wusste. Er beobachtete, wie der Hund den Katzengeruch am Boden beschnüffelte und am liebsten sofort die Verfolgung aufgenommen hätte. Black Pat bezähmte sich und setzte sich neben Clementine, den Rücken ihr zugekehrt. Clementine zog ihre Bluse enger um sich. »Hu, woher kommt denn die kalte Brise?« Sie blickte zum strahlenden Himmel empor. »Es ist plötzlich richtig kalt, wie seltsam.«
    Churchill trat dem Hund in die Seite. Er setzte an, ihn noch einmal zu treten, aber Black Pat wich ihm aus. Clementine ließ ihre Bluse los. »Ah, schon besser. Jetzt ist es wieder wärmer.« Sie jätete weiter Unkraut. »Und wie fühlst du dich heute, Mr. Pug?«
    »Ach, wie schon, Mrs. Pussycat. Nicht schlecht.«
    Sie blickte nicht von den Pflanzen auf. »Du sollst mich nicht anlügen, Mr. Pug. Der Montag muss dir doch auf der Seele liegen. Willst du nicht darüber reden?«
    Churchill blickte in die Ferne. Black Pat warf den Kopf herum: Was mochte Churchill betrachten? Offensichtlich nichts.
    Churchill fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Es ist nichts, Clemmie. Nur ein bisschen Weltschmerz.«
    »Komm schon, Winston. Sag’s mir.«
    Sie stand auf, einen Flechtkorb mit Früchten an einem Unterarm, und hielt Churchill eine Erdbeere hin. Er starrte traurig die Erdbeere an und zupfte den Stiel ab.
    »Es klingt wahrscheinlich schrecklich wehleidig, aber ich muss dieser Tage viel an meinen Vater denken. Je näher der Montag rückt, umso öfter kommt er mir in den Sinn. Ich wünschte mir, er hätte lange genug gelebt, um zu sehen, dass ich etwas tauge. Ich wüsste so gern, ob ich in seinen Augen etwas zustande gebracht habe.«
    ClementinesTonwarsanft,dennsiewusste,wieschwerderSchatten Lord

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