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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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nicht genau.« In seiner Eigenschaft als Koch drehte Black Pat den Vogel jetzt mit einem Stock auf die andere Seite. Fett tropfte in die Flammen, und Funken sprühten. »Er ist nicht geflogen, als ich ihn geschnappt habe, aber das heißt nicht, dass er nicht fliegen kann.«
    »Wo hast du ihn her?«
    »Von einem Teich, er stand da am Wasser.«
    »Welche Farbe hatte er?« Esther hatte eine vage Ahnung.
    »Ein bisschen Weiß am Schnabel, sonst größtenteils schwarz.«
    »Black Pat, war es ein Blässhuhn?«
    »Blässhuhn.« Black Pat ließ sich den Klang des Wortes auf der Zunge zergehen und fand ihn amüsant. »Ein Blässhuhn.«
    »Du willst ein Blässhuhn für uns braten?«
    »Nicht für uns, für dich. Ich brate es für dich.«
    Das Blässhuhn hatte sich auf dem schiefen Drahtrost gedreht und war im Begriff herunterzufallen, aber Black Pat stieß es mit seinem Stock zurück.
    Weiter hinten auf dem Rasen lag ein Sortiment anderer Leichen diskret aufgehäuft, alle von diesem Metzelmaul grillfertig gemacht. Ob das ein Reiher sei, wollte Esther wissen.
    »Reiher?«, wiederholte er. Mit Vogelarten kannte er sich nicht so gut aus.
    »Wie viele Vögel hast du getötet?«
    »Dumdidum«, gab Black Pat beschwingt zurück, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Keine Sorge, keinen, den du persönlich kanntest.«
    Esther hatte etwas Neues entdeckt, ein großes grünes Kastanienblatt neben dem Feuer. Für fertig erklärt, wurde das Blässhuhn mit dem Stock an den Rand des Behelfsgrills geschubst und dann hinuntergestoßen. Es rollte auf dem Gras aus. Black Pat wollte das Blässhuhn auf den Blattteller schieben. Schwieriger als gedacht. Er nahm ein Hinterbein zu Hilfe. Esther würde es schon nicht sehen. Doch, sie sah es.
    »Da, das ist für dich.« Black Pat machte eine höfische Verbeugung.
    Widerwillig: »Nur für mich?«
    »Lass es dir maulen.«
    Esther sah ihn fragend an. »Munden?«
    Black Pat antwortete mit einem poetischen Tiefflug: »Lass es nicht faulen.«
    Von der Hitze des Blässhuhns war das Blatt weich und welk geworden. Esther zog es zu sich heran, und ein Stück riss ab. Der Vogel war widerlich. Sie drückte mit dem Finger auf das heiße Fleisch. Sie wischte den Finger am Gras ab. Von Black Pat scharf beobachtet, drehte Esther an einem Schlegel. Das Blässhuhn hielt zusammen. Black Pats erwartungsvoller Blick ließ ihr keine Wahl. Sie hob den ganzen Vogel am Bein hoch und nahm allen Mut zusammen, um hineinzubeißen. Der Schlegel wanderte zu ihrem Mund und wieder weg. Sie führte ihn abermals an den Mund und ließ ihn sinken. Auf jetzt, nächster Versuch. Nein, grauenhaft, es ging einfach nicht.
    Black Pat hatte auf Dankbarkeit gehofft. Was er bekam, war diese kindische Bockigkeit. Mit unendlicher Nachsicht gab er ein leises Winseln von sich. Es war eine Aufforderung. Heilfroh, davon befreit zu sein, warf Esther ihm das Blässhuhn zu. Er fing es mit dem Hals ab, und das Blässhuhn prallte zurück und flog in hohem Bogen ins Gebüsch. Black Pat stürzte hinterher und begrub die Blumen unter sich, so dass die grünen Stängel knackten.
    »Lass das bitte«, sagte Esther. »Du ruinierst meine Blumen.«
    »Wirklich?«, entgegnete Black Pat, als wäre so etwas für ihn unvorstellbar. Weitere Stängel knackten. Beim nächsten Sprung machte er es mit Absicht, so dass selbst die Sträucher brachen.
    »Ja, du ruinierst sie!«, beteuerte Esther ärgerlich.
    »Wirklich?« So ein unwiderstehliches Spiel. Er beendete es und kam mit einem Wanderschuh im Maul aus dem Gebüsch.
    Das braune Leder war rissig, alter Schmutz klumpte an der Sohle. Black Pat warf den Schuh auf den Grill. Der kippende Rost ließ rote Glut aufstieben. Er ging um das Feuer herum und versperrte ihr die Sicht.
    »Wessen Schuh ist das?«
    »Jetztmeiner«,antworteteer.EinedickeRauchwolkevondeminFlammenstehendenSchuhwallteheran,undaufHändenundHackenkrabbelteEstherhastigrückwärts.BlackPatbohrteeinenStockdurchdiebrennendenSchnürsenkelschleifenundbefanddenSchuhfürfertig.RaschstampfteermiteinerPfotedieGlutausundlegtesichmitdemRückenzuihrindiestaubigeMuldevorderBank.
    »Frisst du wirklich einen Schuh?«
    »Stellst du wirklich so eine Frage?« Mit vollem Maul war das schwierig auszusprechen. Black Pat hielt den Schuh mit den Klauen am Boden fest und fraß mit der Armesünderhaltung eines Hundes, der gestohlen hat.
    »Warum frisst du so?«
    Ein Ohr kreiste. »Wie denn?«
    »Als ob du heimlich fressen wolltest.«
    Black Pat drehte sich zögernd um. Mit schrägem Blick

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