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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Randolph Churchills auf Winstons Leben lastete, wie unausgesetzt er ihm gegenwärtig war. »Ich bin sicher, er wäre sehr stolz auf dich. Ich bin sicher, er war sehr stolz auf dich, als er noch lebte.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Churchill. »Mir ist einfach rundweg unwohl. Ich mag gar nicht daran denken. Es erschöpft mich. Ich will nichts weiter als mich verkriechen, bis alles vorbei ist, in meinem eigenen Mief hocken.«
    »Hör auf damit.« Clementine legte ihm liebevoll die Hände auf die Schultern, so dass ihr der Korb am Ellbogen baumelte. »Ich lasse nicht zu, dass du in deinem Kummerloch versackst. Du musst mit mir darüber reden, ich bestehe darauf.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Churchill drehte die Erdbeere in der Hand. »Es ist das reine Affentheater, was ich hier veranstalte.«
    »Affentheater in Reinstkultur, allerdings.«
    Churchill überragend, stand Black Pat aufrecht auf den Hinterbeinen. Eine grobe Vorderpfote schlug Churchill die Erdbeere aus der Hand. Sie fiel zu Boden. Ein Hinterbein schoss vor und zerstampfte sie zu einem roten Fleck im Gras. Churchill funkelte ihn böse an. Black Pat grinste und wisperte mit tonloser Idiotenstimme, so dass er gerade noch zu verstehen war: »Heh-eh-eh. Heh-eh.«
    Auf Churchills Knurren hin blickte Clementine kurz auf, konnte aber nicht entdecken, was seinen Unmut erregte, und stellte den Obstkorb auf einem Gartenstuhl ab, um die Gartengeräte aufzusammeln. Befremdet betrachtete sie den Matschfleck, als sie damit fertig war. »Winston! Diese Erdbeere war völlig einwandfrei!«
    »Da war so ein Käfer«, sagte Churchill hastig. »Der hat mich erschreckt.«
    Clementine gab ihm lächelnd einen Klaps auf den Arm. »Ein Käfer? Sei nicht albern. Sag, kommst du mit auf eine Tasse Tee?«
    »Ah.« Churchill atmete schwer aus. »Ich denke schon, ich denke schon.«
    »Winston, du bist ein tüchtiger Mann. Ein tüchtiger Mann .« Mit einem offenen Lächeln sah Clementine ihm direkt in die Augen und hielt seinen Blick fest. Zwischen den Spuren der Jahre vergraben sah sie den rothaarigen jüngeren Mann, der einst um sie geworben hatte. »Und als tüchtiger Mann hast du eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen verdient, vielleicht sogar zwei, wenn du dich zusammenreißt. Na, ist das kein Angebot?«

21
    18 Uhr 20
    Z u Hause trat sich Esther ihre fleckigen Schuhe mit den Absätzen herunter und schleuderte sie von sich. Aus der Küche kam wilder Gesang. Der Parkettboden im Flur wies Schmutzspuren auf, registrierte sie, als sie weiterging und der Gesang deutlicher wurde. Ein stechender Schmerz im Fuß veranlasste sie, ihn anzuheben und, auf einem Bein schwankend, zu inspizieren: scharfkantiger Split, der überall herumlag, hatte ein Loch in ihren Strumpf gerissen.
    Black Pat saß am Küchentisch und war dabei, mit dem alten Kartenspiel aus dem Sideboard Patiencen zu legen. Eine Vase vom Fensterbrett stand auf dem Tisch, die Blumen dazu lagen im Spülbecken. Black Pat trank den letzten Rest aus der Vase und sang zwischen den Schlucken weiter. Aus der neben ihm stehenden Flasche goss er Bier nach. Er fing wieder an zu singen, schmachtend den Kopf schräg gelegt. »A bone in the fridge may be quite continental, but diamonds are a girl’s best friend.«
    »In der gängigen Version singt Marilyn Monroe: ›A kiss on the hand‹«, sagte Esther und huschte zum Kühlschrank, um nachzuschauen, was es mit dem besungenen Knochen auf sich hatte.
    »Talk to me, Harry Winston, tell me all about it!«
    Esther drehte sich um, eine Hand am Kühlschrankgriff. »Wenn das eine Marilyn-Imitation sein soll, dann hat sie plötzlich eine Stimme wie aus dem Grab.«
    Black Pat schnitt eine schelmische Grimasse, ohne den Blick von den Karten abzuwenden. Die Unterhaltung belustigte ihn, wenn auch sonst niemanden. »Tja, am Ende verlieren wir alle unsere Reize.« Von einem Jucken geplagt, schüttelte er seinen klobigen Schädel, so dass die flauschigen Ohren dagegenklatschten. Die Milchflasche in der Kühlschranktür, die Esther sich nehmen wollte, war augenblicklich vergessen, als sie sich einem mächtigen Knochen auf einem Backblech gegenübersah.
    » Mein Gott .« Sie spähte vorgebeugt in den Kühlschrank. »Was ist denn das?«
    »Eine Ananas.« Black Pat blickte über die Schulter, um seinen Witz gewürdigt zu sehen – eine Szene für die Lachkonserve. Kein Gelächter, nur kaltes Warten auf eine Erklärung. Die Karten platschten auf den Tisch. »Offensichtlich ein Knochen.«
    »Ja, aber was macht er in

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