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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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meinem Kühlschrank?«
    »Er löst eine Krise aus.«
    Schon wieder ein Witz an dieses undankbare Publikum verschwendet.
    Eine Pfote streckte sich aus, Klauen winkten. »Gib her, die Krise ist schnell beseitigt.«
    Esther stutzte, gehorchte aber dann, und Black Pat stieß einen heißhungrigen Laut aus. Er biss mit den eigroßen Backenzähnen hinten im Maul auf den Knochen. Ein Auge verengte sich zwinkernd. Der Knochen zerbrach in Stücke. Black Pat fuhr die muskulöse Zunge aus, um an das Mark im Innern zu kommen. Zum Knirschen der Zähne flogen Splitter über Tisch und Karten. Ein kurzer prüfender Blick erhöhte den Appetit, und das Malmen begann aufs Neue. Esther ließ sich ein Glas Wasser einlaufen und trank gleich den ersten Schluck, während sie zu dem Stuhl auf der anderen Seite des Tisches ging.
    Black Pat hatte inzwischen von dem Knochen beide Enden abgebissen und das Mark ausgeschleckt, so dass er nur noch eine hohle Röhre war.
    »Das ist ziemlich unschön anzusehen«, sagte Esther.
    »Dann sieh’s halt nicht an«, versetzte Black Pat. »Mach die Augen zu.«
    Esther beschloss, sich auf das Du einzulassen; es fühlte sich irgendwie natürlich an. »Dann werde ich dich immer noch hören.«
    Black Pat setzte die Lippen an ein Knochenende und machte »Buuuh!« durch die Röhre.
    Seine Schnauze war mit etwas Dunklem verkrustet. Sie schaute genauer hin. »Was hast du da im Gesicht?«
    »Blut«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Er sah ihren Gesichtsausdruck. »Schmutz?« War das besser? Es schien sie nicht zu überzeugen. Er wechselte das Thema: »Was machst du heute Abend?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Sie schwenkte unschlüssig das Wasser in ihrem Glas. Etwas schwappte heraus. Sie trocknete sich die Hand am Schenkel ab. »Was ich jeden Abend mache. Nicht viel.«
    »Dashabeichmirgedacht.«SchonstandBlackPataufdenHinterbeinen,dieBiervaseunterdieAchselgeklemmt.DerKnochenzeigtewie der Stab eines Reiseleiters auf die Hintertür. »Komm mit.«
    Der Garten schwamm rosig golden im Abendlicht, durchschwirrt von den Glitzerpünktchen der kleinen Insekten. Mitten auf dem Rasen ein Haufen Steine und Ziegel, obendrauf ein notdürftig aus Drahtgitter gebastelter Rost. Darunter brannten kleine, knisternde Flammen.
    »Ein Feuer?« Esther sprang darauf zu.
    »Mein Werk«, verkündete Black Pat mit der stolzen Armbewegung eines Zirkusdirektors. »Ein Grill .«
    »Der verbrennt doch das Gras!«
    »Wen schert schon das Gras?«, sagte Black Pat.
    Resigniert kniete sich Esther hin und schob mit einem dünnen Zweig das Feuer zusammen. Der Rasen ringsherum war versengt. Die von der Sonne ausgedörrten Halme pieksten sie an den Füßen. Esther setzte sich auf den Hintern und besah sich das Splitloch in ihrem Strumpf. Sie streckte die Beine aus, wackelte mit den Fußgelenken und genoss es, sich von der Wärme des Abends einhüllen zu lassen. Black Pat machte sich an einem Strauch in Zaunnähe zu schaffen und streckte eine Pfote hinein. Die Pfote fand einen Gegenstand, und flugs stieß der Kopf durchs Gezweig. Dann tauchte er wieder auf, einen Kissenbezug in den Zähnen. Esther war nicht begeistert, als sie Black Pat mit dem Kissenbezug sah.
    Dieser Kissenbezug, erkannte sie sofort, stammte von dem Kissen in der Kammer. Und irgendetwas Schweres schwang darin.
    Von der Müßigkeit des Argumentierens längst überzeugt (wenn sie nur an das Geschirrtuch und den Löffel dachte!), sagte Esther dennoch: »Das ist mein Kissenbezug, den du da im Garten vergraben hast, das ist dir hoffentlich klar.«
    »Damit habe ich dich überraschen wollen, das ist dir hoffentlich klar«, entgegnete Black Pat. »Schließlich wirst du nicht alle Tage mit etwas Gegrilltem überrascht … oder von etwas Gegrilltem.« Er blickte grinsend auf den schwingenden Klumpen im Kissenbezug.
    »Was hast du da drin?« Esther stützte die Hände auf die Knie. »Auch etwas, das mir gehört?«
    »I wo.« Black Pat kehrte den Bezug um. Ein kleiner heller Klumpen fiel heraus, grob gerupft und ausgenommen. Zwei Beine ließen erkennen, dass es ein Vogel mit großen Füßen war. Black Pat schnappte sich einen nackten Flügel und hob den Vogel daran hoch.
    Esther wollte aufspringen, aber doch nicht so unbedingt, dass sie es wirklich getan hätte. »Was hast du damit vor?«
    »Das«, sagte Black Pat und machte eine Schleuderbewegung. Der Vogel landete mit einem Zischen auf dem Drahtrost.
    Esther rutschte etwas näher heran. »Was ist das für ein Vogel?«
    »Weiß ich

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