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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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das Gespräch beendet war.
    Black Pat rutschte von der Bank und machte sich auf, das Zimmer zu verlassen. Ein Gedanke ließ ihn innehalten. Er bemühte sich, ihn schonend zu formulieren.
    »Dir ist klar, dass du mich nicht zum letzten Mal siehst, nicht wahr?«
    Mit ihrer makellosen Schluppenbluse und den dezenten goldenen Ohrringen strahlte Clementine eine vornehme Gelassenheit aus. An einem Handgelenk trug sie ein Perlenarmband. Mit einer leichten Handbewegung schüttelte sie sich die Perlen von der Manschette.
    »Das dachte ich mir schon. Doch auch wenn ich dich nicht zum letzten Mal sehe, ist es ganz gewiss das letzte Mal, dass ich dich zur Kenntnis nehme. Es wird jetzt wieder genauso sein wie immer. Es wird den Anschein haben, als gäbe es dich gar nicht.«
    »Oh«, sagte Black Pat.
    »Jawohl.«
    Einen letzten Punkt musste Clementine noch klarstellen. »Du schüchterst mich nicht ein, und du schüchterst Winston nicht ein, Winston erst recht nicht. Nein, von dir lässt sich Winston nicht bange machen und nicht kleinkriegen. Und er trägt die Last deiner zerstörerischen Nähe allein, und das ist seine Entscheidung, eine tapfere Entscheidung. Und es ist der Charakterstärke meines Gatten zuzuschreiben, dass er dir die ganze Zeit widerstehen konnte und dabei doch so viel erreicht hat.« Clementine hielt inne und bedachte den Hund mit einem förmlichen Lächeln, einem Lächeln aus dem Kühlschrank. »Das muss furchtbar ärgerlich für dich sein.«
    »Ist es nicht.« Black Pat war voll widerstreitender Gefühle.
    Sie beendete das Gespräch. »Ich habe Winston die ganzen Jahre bei seinem Kampf gegen dich beobachtet, und ich sage dir, dass er niemals kapitulieren wird.«
    »Und dazu«, sagte Black Pat im Hinausgehen, »kannst du dir gratulieren.«

34
    11 Uhr 45
    C orkbowl hupte und wartete draußen vor Esthers Haus. Seine Krawatte wurde sorgfältig an den Hemdknöpfen ausgerichtet und energisch glattgestrichen. Als Esther nicht kam, drückte er noch ein paarmal zaghaft auf die Hupe. Schließlich sah er ihre verschwommene Gestalt durch die Milchglasscheibe der Haustür mit dem Türschloss kämpfen.
    Sie trug ein grünes Baumwollkleid und eine altgediente Kamelhaarstrickjacke, deren Bündchen schon ganz weit und schlabberig waren. »Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
    Unter den Sitzen und in den Tiefen des Fußraums lag der Müll eines alten Autos: Bonbonpapiere und undefinierbarer Schmutz. Am Fuß des Schaltknüppels häuften sich zerknüllte Quittungen. Das Auto roch nach Fisch mit Kräutern.
    Während er den Motor anließ und schaute, ob die Straße frei war, erklärte Corkbowl: »Das ist der Dorsch, den ich gemacht habe. Ich hatte angeboten, ihn zum Essen mitzubringen.« Unterwegs redete er über Dorsch. Der Wagen hielt schaukelnd an einer Kreuzung, und das Gespräch ging ausschließlich um Dorsch. Esther nickte immerzu zustimmend, doch die Begeisterung ihrer Antworten hatte etwas Merkwürdiges. Mit einem verstohlenen Seitenblick sah Corkbowl rötliche Monde um ihre Augen. Sie hatte die zitterigen dicken Lippen eines Menschen, der geweint hat.
    »Esther, was ist los?« Da er das Auto nicht anhalten konnte, warf er ihr im Fahren kurze Blicke zu. Irgendetwas war mit ihr.
    Ein Handrücken wischte unter einem Auge. Dann ein verlegenes Lachen mit belegter Stimme. »Ach, nichts.«
    Corkbowl erkannte, dass sie unbedingt das Thema wechseln wollte. Eine Ablenkung war dringend geboten. Der Blinker tickte am Armaturenbrett, als der Wagen nach rechts abbog. Corkbowl ging die Möglichkeiten durch. Ja, das war’s. Er durchwühlte die Innentasche seines Jacketts, eine Hand am Lenkrad. Die andere Hand hatte einen kleinen Notizblock gefunden, in der Spiralbindung ein winziger blauer Plastikfüller mit fast weiß gekautem Ende. »Ich habe heute Morgen etwas erfunden, und ich denke«, Corkbowl reichte ihr den Block, »damit werde ich wahrscheinlich Millionär. Wahrscheinlich bestimmt.«
    Sie war gerettet. Ein gummiartig gedehntes Gefühl der Erleichterung überkam Esther. Sie betrachtete die Zeichnung. »Mann, das ist ja … «
    Die Zeichnung stellte eine lange Röhre dar, die aus mehreren ineinanderschiebbaren Stücken bestand und am oberen Ende eine große flache Scheibe hatte. Unten ein unförmiger Klumpen. Ein Pfeil informierte den interessierten Betrachter darüber, dass das Objekt eine Länge von fünf Metern hatte.
    »Es ist ein Schnorchel.« Corkbowl tippte mehrmals blind mit dem Finger auf die Zeichnung, ungefähr wo

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