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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Gesichtsausdruckwarresolut.»ErmusssichausdemParlamentverabschieden;ermusssichvonseinerLebensarbeitverabschieden.Undsagjanicht,duwüsstestnicht,wievielihmdasausmacht.«
    »Ich weiß genau, was ihm das ausmacht«, erwiderte Black Pat.
    Clementines gefaltete Hände saßen wie eine Taube auf ihrem Schoß. »Dann könnte ich dich vielleicht um einen Freundschaftsdienst bitten.«
    »Ich bin nicht sein Freund.«
    »Du sollst ihn nicht Winston erweisen«, wandte sie ein. »Sei mein Freund.«
    »Oh.« Black Pats kleine buschige Knopfbrauen gingen in die Höhe.
    Sie sahen sich eine Weile an. In Clementines Blick entfaltete sich die ganze weite Landschaft ihrer Gefühle. Im Zentrum stand felsenfest ihre Familie, deren unbedingte Verteidigung oberste Priorität hatte.
    »Ja?«, fragte sie. »Würdest du das bitte tun?«
    »Ich kann nichts für dich tun.«
    »Winston ist neunundachtzig Jahre alt. Ich flehe dich an, ihn freizugeben, ihn loszulassen.«
    »Du bittest um etwas, das ich nicht geben kann.« Black Pat sah ihre Enttäuschung, und das Bedauern schwoll in seiner Brust wie ein Ballon. Er wurde nachdenklich, umkreiste in Gedanken eine Möglichkeit und ihre Konsequenzen. Er konnte Clementine nichts Tröstliches sagen, aber ihre Enttäuschung setzte ihn unter Druck. Black Pat brachte es nicht fertig, sie direkt anzuschauen, und so nahm er ihr Profil als pastelliges Etwas am Rande seines Gesichtsfelds wahr.
    »Allerdings«, hörte Clementine ihn nach einer Weile mit mitternachtsdunkler Stimme sagen, »verstößt es nicht gegen die Bestimmungen meines Vertrags, wenn ich dir mitteile, dass mein Eingreifen in diesem Fall nicht von sehr langer Dauer sein dürfte.«
    Clementines Gesicht hellte sich auf, dann wurde sie misstrauisch. »Ist das ein Versprechen?«
    »Ich mache keine Versprechen.« Black Pat gab ihr zu verstehen, dass sie nicht weiterfragen sollte, weil dabei nur Leid herauskam. Er gab ihr zu verstehen, dass sie sich zufrieden geben sollte.
    »Aber du wirst Winston verschonen?«
    Pause.
    »Das Einzige, was ich dir bieten kann, ist die Hoffnung, dass er es nicht allzu lange ertragen muss.« Die einem Leben zugemessene Frist war ein Tropfen Milch, der in dünnen Fäden in Black Pats Tinte zerrann, und Clementine war noch nicht imstande, die Doppeldeutigkeit seiner Antwort zu erfassen. Bald aber würde sie ihr aufgehen. »Es wird ein Ende haben.« Alles hatte ein Ende. »Es wird ein Ende haben«, wiederholte er.
    Ein Lufthauch hätte sie von ihrem Stuhl wehen können. »Sagst du die Wahrheit?«
    Black Pat machte eine mitleidige Geste, um ihr die Wahrheit zu ersparen, die in ihm verborgen war. Aber für Clementine war das genug; für den Augenblick war es ein Sieg.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Das ist gut zu wissen.« Sie fing wieder an zu schreiben.
    Die Sonne, die durch die Bleiglasfenster fiel, zeichnete ein Karomuster auf den Fußboden. In ihren dicken Steinmauern rahmten die Fenster Ausblicke auf Meilen von Wald, überspannt von einem wolkenlosen Himmel, dessen Licht das Zimmer wärmte. Black Pat ließ sich von der Ruhe anstecken. Wie ein großer Pinsel streifte sein Schwanz über den Teppich und wischte an die Beine des Bänkchens.
    Das Schwanzwedeln veranlasste Clementine, mit dem Schreiben innezuhalten und von ihrem Briefbogen aufzublicken. »Vielen Dank, dass du mich angehört hast.« Ihr Ton enthielt die Aufforderung zu gehen. Black Pats Schwanz hielt an und hing schlaff herab.
    »Du verstehst, dass dieses Gespräch eine einmalige Angelegenheit bleiben wird. Ich werde nicht noch einmal mit dir sprechen.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich möchte nicht, dass du es Winston gegenüber erwähnst. Es wäre nicht fair, wenn er wüsste, dass ich über dich Bescheid weiß.« Sie hielt den Blick auf ihn gerichtet. »So ist es leichter, leichter für ihn.«
    »Du hast ihn über mich sprechen hören … «
    »Ja, natürlich. Seine Depressionen sind zwar seine Privatsache, aber kein Geheimnis. Er hat oft vom schwarzen Hund gesprochen, deinen Besuchen, den Qualen, die du ihm bereitest. Es ist ein sehr manifester, ein offen ausgesprochener Zustand.« Sie schluckte. »Aber was du wirklich bist, deine Überrealität … nun, ich muss dir nicht sagen, dass er darüber nicht spricht. Ich bitte dich daher, ihm hiervon kein Wort zu sagen. Dies ist ein vertrauliches Gespräch nur zwischen uns beiden.«
    Black Pat erklärte sich einverstanden.
    Clementine wandte sich wieder dem Schreiben zu und brachte damit deutlich zum Ausdruck, dass

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