Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
möglich unter Beweis zu stellen, hatte ich mir angewöhnt, jeden Morgen allein spazieren zu gehen. Vor einem Monat war ich nach London gekommen. Ich hatte es geschafft, Scotts Freundin zu werden, aber das war’s dann auch schon. Das Wort »Liebe« sprach keiner von uns aus. Mein Leben hing irgendwie in der Luft, war wie ein endloser Urlaub. Obwohl er mir Vergnügen bereitete, war ich ständig unruhig. Ich hatte keinerlei Sicherheit, kein Zuhause und keine Zukunft. Anns blaues Sofa, Arbeitslosigkeit und die Bingogewohnheit meiner Mutter drohten zur Dauereinrichtung zu werden, wenn sich nichts änderte. Fawn war immer schwieriger zu erreichen. Ich war überzeugt, dass sie einen Mann getroffen hatte, doch sie stritt es ab. Aber jetzt war ein Notfall, und ich rief sie noch einmal an.
»Fawn«, sagte ich besorgt. »Ich habe verzweifelt versucht, dich zu erreichen.«
»Tut mir leid, Kate, Darling«, säuselte sie. »Ich hatte viel zu tun. Was ist los?«
Ich erzählte es ihr, und sie druckste herum.
»Ich weiß nicht, wie ich die nächste Stufe erreichen soll«, sagte ich verzweifelt. »Wie bringe ich ihn dazu, mir einen Heiratsantrag zu machen?«
»Da gibt es nur einen Weg«, sagte sie wissend. »Dafür musst du alles riskieren.«
»Sag’s mir einfach.«
»Verlass ihn.«
Als ich in die Suite kam, war Scott in einen Grundriss versunken.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Sieh es dir an«, sagte er.
Ich schaute auf den Plan. Es war ein riesiges Apartment mit fünf Schlafzimmern, jedes hatte einen Kamin, mit einer riesigen Küche samt Esszimmer und einem wahnsinnig großen Medienzimmer.
»Das ist ein Palast«, sagte ich.
»Das war es einmal«, bemerkte er zwinkernd und reichte mir eine Broschüre mit Farbfotos des Interieurs. »Aber die Familie muss ihn verkaufen. Zwangsvollstreckung. Ich will ihn mir schnappen.«
Das Apartment war überwältigend, mit hohen Decken und unendlich vielen Fenstern.
»Die Armen, du Glücklicher«, sagte ich und bedauerte es, dass noch eine Familie ihr Zuhause verlor.
»Ich hoffe, es gefällt dir«, sagte er.
»Ja, es ist großartig«, sagte ich.
»Gut, denn ich habe es gerade gekauft.« Er lächelte.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. Wenn ich Fawns Plan umsetzen wollte, dann hieß es jetzt oder nie. Ich räusperte mich. »Ich muss packen.«
»Packen?«, sagte er und sah mich verwirrt an.
»Ich fliege zurück nach New York«, sagte ich, ging zum Schrank und nahm meine Kleider von den Bügeln, wobei ich darauf achtete, welche wirklich mir gehörten. »Ich kann nicht mehr.«
»Was ist los?«, fragte er und lehnte sich an den Türrahmen.
»Ich kann nicht wie Tatiana sein«, sagte ich und warf ihm einen Blick zu, der unterstreichen sollte, dass ich es ernst meinte. »Ich habe unsere gemeinsame Zeit genossen, aber ich habe ein Leben. Ich kann nicht einfach nur eine Trophäe an deiner Seite sein. Ich will mehr.«
Er sagte lange nichts, stand nur da und sah mir beim Packen zu.
»Ich habe einen Termin, um den Kauf der Wohnung unter Dach und Fach zu bringen«, sagte er rasch. »Geh nicht, bis ich wieder zurück bin. Versprochen?«
Ich nickte und stopfte weiter meine Garderobe in meinen Koffer. Als ich fertig gepackt hatte und auf dem Bettrand saß, mein altes Rückflugticket in der Hand, fragte ich mich, warum ich je auf Fawn gehört hatte. Endlich kehrte Scott zurück. Er lächelte, als er mich reisefertig auf dem Bett sitzen sah.
»Du packst schnell«, bemerkte er und setzte sich neben mich.
»Du warst lange weg«, sagte ich.
»War ich das?«, fragte er. »Wahrscheinlich schon. Aber ich bin sehr wählerisch, und das dauert.«
»Was meinst du?«, fragte ich, ich war völlig mit den Nerven fertig. Ich wollte nicht nach Hause in Anns Wohnung. Ich wollte hierbleiben. Vielleicht sollte ich zurückrudern und ihm sagen, dass ich überreagiert hätte und damit klarkäme, seine Freundin zu sein. Aber bevor ich etwas sagen konnte, nahm er etwas aus seiner Tasche, es war eine dunkelblaue Samtschachtel.
»Willst du mich heiraten, Kate?«, sagte er ernst.
Ich nahm die Schachtel und öffnete sie. Darin lag ein wunderschöner, eckig geschliffener Diamantring.
»Das glaube ich nicht«, sagte ich, völlig überwältigt. Ich hatte mir diesen Augenblick seit Monaten vorgestellt, aber nie gedacht, dass es wirklich passieren würde. Wie hatte Fawn das wissen können? Ich starrte den Ring an.
»Ist das die einzige Antwort, die ich bekomme?«, scherzte er. »Ich weiß, dass es schnell
Weitere Kostenlose Bücher