Mr. Fire und ich, Band 4 (German Edition)
was mache ich bloß für einen Eindruck?
Daniel bricht in schallendes Gelächter aus. Zumindest kann man sagen, dass er das wohl nicht erwartet hat. Ich habe fast den Eindruck, einen Funken von Bewunderung in seinem Blick auszumachen. Er zeigt sich als fairer Spieler und kapituliert:
„Also gut, Julia, ich werde mir merken, dass Sie keine Meeresfrüchte essen. Was halten Sie von einer pikanten Pastete aus Perlhuhn und Lamm in Zitrone?“
„Das ist mir absolut recht.“
Er winkt den Kellner wieder heran. Dieser wirft mir einen misstrauischen Blick zu, nimmt aber ohne Kommentar die Bestellung auf.
Daniel ist nun vollkommen entspannt. Er lächelt mir zu und voller Freude entdecke ich wieder seine schelmische, verschmitzte Miene, die ich an ihm so mag.
„Sagen Sie, junge Frau ...“
Das ist die warme Stimme von Mr. Fire …
„Ja, Daniel?“
„Haben Sie nicht gerade etwas über Größe gesagt? Darf ich daraus folgern, dass Sie zu diesem Thema vielleicht ein paar ... Anmerkungen haben?“
Ich erröte unter Daniels amüsiertem Blick bis unter die Haarwurzeln. Seine kaum verschleierte Anspielung auf unsere gemeinsamen Nächte bringt mich aus dem Konzept. Ich stottere irgendetwas, unfähig auch nur zwei Worte aneinanderzureihen.
Zum Glück rettet mich der Kellner. Er tafelt wahre kulinarische Kunstwerke vor uns auf. Ich bin überwältigt von der Schönheit der Speisen auf unseren Tellern: das Fleisch, die Gewürze, das Gemüse, alle Zutaten sind so angeordnet, dass die Mischung aus Farben und Formen eine Wonne für das Auge ist. Gierig und genussvoll tauche ich meine Gabel ein ... Ein Traum! Noch nie habe ich etwas so Erlesenes und Feines gegessen. Die Aromen mischen sich in meinem Mund und sorgen für eine wahre Geschmacksexplosion. Eine pure Wonne. Meine Überraschung und meine Verzückung scheinen sich auf meinem Gesicht abzuzeichnen, denn als ich den Blick hebe, beobachtet mich Daniel lächelnd.
Da er sicherlich nicht beabsichtigt, mir von seinem Tag zu erzählen, fragt mich Daniel, wie ich meinen verbracht habe. Er scheint sich zu freuen, dass ich die Terrasse genutzt habe und die Ruhe der Wohnung zu schätzen wusste.
„Daniel, habe ich Ihnen schon mal von meiner Freundin Sarah erzählt?“
Eine reine Formfrage.
„Ich glaube nicht, nein.“
Natürlich nicht. Aber irgendwie muss ich ja das Thema anschneiden.
„Sarah ist meine beste Freundin. Sie verbringt die Hälfte ihrer Zeit in Sizilien und die andere Hälfte in Paris. Sie ist eine kleine Vagabundin ...“
„Interessant“, murmelt Daniel. „Ist sie hübsch?“
Warum stellt er mir diese Frage? Und warum geht mir das so sehr gegen den Strich?
„Oh, sehr ... Aber sie hat einen Freund, in den sie sehr verliebt ist!“
Daniel lächelt.
„Das ist schön für sie! Also, was ist mit Ihrer Freundin?“
„Sarah ist ein bisschen exzentrisch, aber sie hat mir immer gute Ratschläge gegeben. Sie hat ein bisschen festgefahrene Vorstellungen, aber ein zuverlässiges Urteilsvermögen.“
Mit einer Handbewegung ermuntert mich Daniel fortzufahren.
„Zum Beispiel denkt Sarah, dass es besser ist, etwas Unangenehmes in Erfahrung zu bringen als sich zu weigern, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.“
„Ich bin ganz ihrer Meinung.“
„Wann das so ist ... Kann ich Sie etwas fragen?“
„Natürlich, aber spielen Sie nicht das kleine Mädchen!“
„Können Sie mir verraten, wer die Frau auf dem Foto ist, das auf dem Klavier steht?“
Die Verwandlung ist spektakulär. Er braucht einen Moment, um zu begreifen, wovon ich rede. Überraschung blitzt in seinen Augen auf, dann merke ich, wie er sich mir total verschließt. Er bedenkt mich mit einem metallenen, kühlen Blick.
„Nein.“
Seine Abfuhr schlägt ein wie ein Peitschenhieb. Ich bin perplex. Ich möchte meinen Schnitzer wiedergutmachen, aber Daniel gibt dem Kellner ein Zeichen:
„Zwei Kaffee, bitte.“
Warum hat er es so eilig? Habe ich etwas Falsches gesagt?
Kaum hat Daniel seinen Kaffee vor sich stehen, trinkt er ihn in einem Zug aus. Er steht auf und sagt zu mir:
„Ich fahre mit dem Taxi zurück. Sagen Sie Ray, dass er Sie absetzen soll, wo Sie wollen.“
Er entlässt mich wie eine Angestellte. Wie benommen folge ich ihm bis vor den Eingang des Restaurants:
„Daniel, was ist los? Erklären Sie es mir!“
„Es gibt nichts, das ich Ihnen erklären müsste. Ich habe einen Irrtum begangen, als ich dachte, Sie könnten sich benehmen.“
Diese Bemerkung trifft mich wie eine
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