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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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spülte ihr die Haare, füllte den Plastikbecher mit warmem Wasser und ließ es ihr über den Kopf laufen. »Ja«, sagte er, »ich wasche dich, meine Süße, ich bringe dich ins Bett.«
    * * *
    Als das Mädchen aufwachte, waren sie auf der Straße. Der Himmel durch die Windschutzscheibe von fast peinigender Helligkeit. »Ich dachte, ich hätte geträumt«, sagte sie plötzlich und setzte sich gerade hin. Sie hatte ihren gelben Pullover an, die alten Turnschuhe und schmutzigen Jeans. Die Landschaft draußen – neben ihr, vor ihr, hinter ihr – erstreckte sich in endloserFläche von blondem Gras und silbrigem Bitterwurz und Fettholz und Beifuß. Eine ausgedehnte, gleichbleibende Weite, so, als stünden Lamb und das Mädchen still und wären nicht unterwegs nach Westen, zu einem vagen und nicht verzeichneten Ziel, dem sie auf einem ansonsten leeren Highway zusteuerten.
    »Du hast auch geträumt.« Lamb sah sie an, leicht lila sein Wangenknochen, die blauen Augen hell leuchtend. Er hatte ein frisches Hemd an, das Gesicht war blank gewaschen, er hatte sich heißen Kaffee und ein weich gekochtes Ei einverleibt, vor ihm lag die offene Straße. »Du hast tief und fest geschlafen, mein hübsches kleines Schweinchen. Waren das gute Träume?«
    Sie sah aus dem Fenster, dann wieder zu ihm, sah den blauen Fleck auf seinem Gesicht. »Nein.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah wieder aus dem Fenster. »Wo sind wir?«
    »In North Dakota.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Du willst nicht nach Hause. Sei nicht so. Hier.« Er griff ins Handschuhfach und gab ihr einen riesigen, in Folie eingewickelten Keks mit Schokoladenstückchen. »Hast du Hunger?« Sie drehte ihm den Kopf zu, und er legte ihr den Keks in den Schoß. »Deine biologische Uhr funktioniert sehr gut«, sagte er. »Hat dir das mal einer gesagt?«
    Nichts.
    »Na«, sagte er, »das gehört auf die Liste der erstaunlichen Wesenszüge eines erstaunlichen Mädchens.« Sie sagte nichts. »Möchtest du nicht wissen, warum ich denke, dass deine biologische Uhr gut funktioniert?«
    Achselzucken.
    »Weil du zwei Tage lang geschlafen hast und gerade rechtzeitig aufgewacht bist, um das Straßenschild zu sehen.« Die Einmündung in eine schmale, unbefestigte Straße war unvermutet und unangekündigt da, eine Öffnung im Gebüsch undzwischen kümmerlichen Bäumen, an der jeder andere außer Lamb vorbeigefahren wäre. Er drosselte die Geschwindigkeit, sodass sie fast stehenblieben, bog ab und zeigte auf das Schild: El Rancho Road.
    »Zwei Tage?«
    »Ich wollte dir die Schlucht zeigen, die Royal Gorge. Aber du bist nicht aufgewacht.«
    »Zwei Tage?«
    »Dann wollte ich dir den Rabbit Ears Pass zeigen. Aber du hast gesagt, ich soll dich in Ruhe lassen mit meinen Kaninchen. Wusstest du, dass du im Schlaf sprichst?«
    Sie fing an zu weinen. Sie zog am Türgriff, zog immer wieder. »Du hast gesagt, die ganze Fahrt dauert zwei Tage.«
    »Ich habe mich vertan.«
    »Ich will nach Hause.«
    Er hielt an und legte den Hebel auf Park.
    »Ich habe nicht zwei Tage geschlafen. Mach die Tür auf. Warum stellst du immer die Kindersicherung ein? Ich bin kein kleines Kind.« Ihre Stimme war schrill, gehetzt, nervös. »Mach auf.«
    »Wo willst du hin?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwohin.«
    »Du bist oben auf dem Berg eingeschlafen. Weißt du das noch? Es war ganz dunkel, und du hast gesagt, dass es dir Angst macht, und ich habe gesagt, du sollst einfach die Augen zumachen. Einfach schlafen. Weißt du das nicht mehr?«
    »Du bringst mich nie mehr nach Hause.«
    »Tommie Tommie Tom Tommie. Wir können auf der Stelle umkehren. Möchtest du das?«
    »Ich glaube dir nicht.« Sie legte die Hände vors Gesicht und sprach hinein. »Es ist nicht wahr, dass ich zwei Tage geschlafen habe.« Sie sah wieder zu dem blauen Fleck hin.
    »Also. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. In dem Motel warst du, glaube ich, ziemlich müde.«
    »Du denkst, ich bin dumm, und du behandelst mich, als wäre ich fünf.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, Tränen rollten ihr aus den Augen. »Ich brauche nicht gebadet zu werden, Scheiße noch mal.«
    »He.« Er sprach lauter. »Pass auf, was du sagst. Ich weiß, wie alt du bist.«
    »Warum behandelst du mich dann nicht so?«
    Lamb legte den Gang ein.
    »Du fährst einfach weiter, ja?«
    »Ich kann auf dieser schmalen Straße nicht wenden, wir müssen bis zum Ende fahren, wo sie breiter wird. Ich bringe dich zurück. Möchtest du zurück? Ich setze dich in ein

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