Mr Monk besucht Hawaii
alten Damen, die Sie ausnehmen können, und dabei halten Sie sich auch noch für einen Wohltäter.«
»Lieutenant Kealoha wird sich morgen mit Ihnen beiden unterhalten wollen«, sagte Monk. »Ich würde Ihnen also empfehlen, noch nicht in einer neuen Stadt nach der nächsten wohlhabenden alten Dame Ausschau zu halten.«
»Niemand möchte mehr als ich, dass Helens Mörder gefasst wird«, erklärte Lance. »Wir stehen zu Ihrer Verfügung, solange Sie uns brauchen.«
Inzwischen hatte ich mehr als genug von den beiden. »Ich werde das Nobel-Komitee benachrichtigen. Sie beide haben einen Preis verdient.« Ich machte die Tür auf und ging hinaus, dann wartete ich, dass Monk mir folgte.
Er verließ die Fußmatte, trat auf den Teppich und hob einen Fuß hoch. »Sehen Sie? Kein Schmutz.«
Dann legte er die beiden Schritte auf dem Teppich zurück und zog die Tür hinter sich zu.
»Kann man so etwas glauben?«, fragte ich, als er mich eingeholt hatte und wir zum Hotel zurückgingen.
»Ich glaube ihnen kein Wort. Außer natürlich, dass er alte Frauen verführt und sie um ihr Geld erleichtert.«
»Sie müssen jemanden bezahlt haben, der Helen umbrachte.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Monk.
»Wie sollen sie es sonst gemacht haben? Zum Zeitpunkt von Helens Tod waren sie beide auf dem Boot.«
Monk blieb stehen. »Vielleicht sollten wir diese anderen Detektive fragen.«
»Welche anderen Detektive?«
»Die neben Lance und Roxanne einquartiert sind«, sagte er. »Sie erforschen auch gern Zusammenhänge. Vielleicht könnten wir von ihnen etwas lernen.«
»Ganz bestimmt. Nur sind sie keine Detektive. Sie gehören zur Swingerszene.«
»Ich bin selbst auch ein ziemlich guter Tänzer.«
»Diese Leute haben Sex mit anderen Paaren, Mr Monk. Das meinten sie, als sie von ›erforschen‹ sprachen.«
Er verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. »Was tut diese Insel den Menschen nur an?«
»Das muss an der milden Luft liegen.«
Der Gedanke an das Paar von nebenan erinnerte mich an etwas, das sich während der Unterhaltung vor dem Apartment abgespielt hatte. Wegen der Geschichte um Monks schmutzige Schuhe war mir das inzwischen völlig entfallen.
Während ich ein Lächeln unterdrückte, fragte ich: »Was halten Sie eigentlich von Roxannes Brüsten?«
»Die sind mir nicht aufgefallen.«
»Sie haben sich ihr tätowiertes Herz mit Flügeln angesehen, also müssen Sie ihren Busen bemerkt haben.«
»Ich sah die Tätowierung, aber alles andere habe ich ausgeblendet«, sagte er. »Ich mache das jetzt immer noch.«
»Verstehe. Was denken Sie – sind ihre Brüste echt?«
»Nein.«
»Wie können Sie das so überzeugt sagen?«
»Sie weisen eine unnatürliche Form auf, außerdem hat sie nahe den Achseln kleine Narben.«
»Wenn Sie das alles gesehen haben, was haben Sie dann überhaupt ausgeblendet?«
»So viel wie möglich.«
»Was ist noch übrig?«
»Weiß ich nicht«, antwortete Monk. »Ich blende es aus.«
»Ich verstehe das nicht. Sie schauen weg, sobald eine Frau im Bikini auftaucht, aber bei Roxanne sehen Sie ganz genau hin.«
»Ich habe nach Indizien gesucht«, erklärte Monk. »Das ist eine ganz andere Art von Hinsehen.«
So unmöglich es auch erschien, begriff ich doch, was er sagte. Er betrachtete die Details, einige Pixel eines Bildes, aber nicht das ganze Bild, während er nach etwas suchte, das nicht so war, wie es sein sollte.
Genau das machte ihn zu einem solch herausragenden Detektiv.
Sein ganzes Leben drehte sich um Organisation, Symmetrie und Ordnung. Und ein Kriminalfall ist von Natur aus etwas Unordentliches. Er ging einen ungelösten Mord so an, wie er das Leben selbst anging: Indem er jedes Beweisstück, jede Tatsache an den vorgesehenen Platz brachte, die Ordnung wiederherstellte und gleichzeitig die Lösung für das Verbrechen fand.
»Aber das machen Sie mit allem so«, wandte ich ein. »Warum sehen Sie dann überhaupt weg?«
Monk zuckte mit den Schultern. »So bin ich nun mal.«
Dagegen war nichts einzuwenden. »Sie sind ein komplizierter Mann, und niemand außer der Frau an Ihrer Seite versteht sie.«
Er nickte. »Ich bin die Katze, die nicht die Flucht ergreift, wenn überall Gefahr lauert.«
»Monk«, sagte ich. »Adrian Monk.«
»Ganz genau«, erwiderte er.
18. Mr Monk macht einen Ausflug
An diesem Abend ging ich früh schlafen und genoss den Luxus eines Betts, das fünftausend Dollar pro Nacht kostete. Ich weiß nicht, ob dieses Bett nun wirklich bequemer
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