Mr Monk besucht Hawaii
ins Meer, bis es mir ungefähr brusthoch stand. Das Wasser war warm und kristallklar, sodass ich überall farbenprächtige Fischschwärme ausmachen konnte.
Schließlich tauchte ich ab und schwamm los. Nach einer Weile verlor ich jegliches Zeitgefühl. Es kam mir fast so vor, als würde ich durch das Aquarium schwimmen, das beim Zahnarzt meiner Tochter im Wartezimmer stand. Beinahe rechnete ich damit, um einen Felsblock herumzuschwimmen und vor mir das riesige Gesicht eines Kindes mit Zahnklammer zu erblicken, das seine Nase gegen die Glasscheibe presste.
Ich musste immer nur ein paar Körner Fischfutter aus dem Beutel holen, und im nächsten Moment war ich wie aus dem Nichts von Fischschwärmen umgeben. Manche von ihnen kamen mir so nahe, dass sie auf meiner Haut kitzelten oder gegen meine Taucherbrille stießen.
Während ich durchs Wasser trieb, das Futter verteilte und die farbenprächtigen Fische bewunderte, gelang es mir, mich von all meinen Gedanken zu befreien.
In gewisser Weise war das eine Erfahrung wie in einem Wassertank, in dem es nur mich, die Fische und eine leichte Strömung gab. Meine Schnorcheltrance hätte noch ewig andauern können, wäre nicht auf einmal ein Aal zwischen den Felsen hervorgeschossen, der genau auf mein Gesicht zuhielt.
Ich schrie auf und zuckte zusammen, versuchte Halt zu finden, schluckte Wasser, und dann kratzte ich mir auch noch an einem Lavafelsen das Bein auf.
Erst als ich Halt gefunden hatte und hustend und blutend dastand, wurde mir bewusst, dass ich mich in nicht einmal ein Meter tiefem Wasser befand.
Noch immer hustend kehrte ich an den Strand zurück, setzte mich in den Sand und zog die Schwimmflossen von meinen Füßen. Dabei erlebte ich zum ersten Mal, was es wirklich bedeutet, wenn man jemandem Salz in eine Wunde streut. Das Wasser, das in die gut fünf Zentimeter lange Schnittwunde unterhalb meines Knies eingedrungen war, fühlte sich an wie ein Schwamm aus Glasscherben, der über mein Bein gezogen wurde.
Während ich mich abtrocknete und darauf achtete, dass kein Blut ans Badetuch kam, fiel mir auf, wie sehr mein Rücken juckte. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, war mir klar, dass es ein Sonnenbrand war. Wie viele Stunden hatte ich da draußen zugebracht, den Blick nach unten gerichtet, den Rücken schutzlos der sengenden Sonne ausgesetzt? Vorläufig würde ich mein Bikinioberteil nicht mehr tragen, sondern für den Rest der Woche mindestens ein T-Shirt anziehen.
Trotz dieser lästigen Nebenerscheinung konnte ich mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so entspannt und ausgeruht gefühlt hatte. Ich sammelte meine Sachen auf und kehrte zum Resort zurück.
Monk führte gerade eine Gruppe von drei Zimmermädchen aus dem Haus, als ich vom Patio aus in den Bungalow ging.
»Dann bis morgen. Und wenn Sie irgendwelche Fragen haben, rufen Sie ruhig an«, sagte Monk und winkte ihnen nach, während sie mit ihren Utensilien aufbrachen. »Aloha.«
Als er sich dann zu mir umdrehte, erwartete ich eigentlich, dass er seinen Blick sofort abwendete, schließlich trug ich nach wie vor meinen Bikini.
»Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Ich war Schnorcheln und habe mir an einem Felsen das Bein aufgekratzt. Keine große Sache.«
»Ja, sofern Sie nichts gegen Infektionen, Wundbrand und Amputationen haben.«
»So schlimm ist es nicht, Mr Monk.«
»Ich möchte, dass Sie sich hinsetzen und Ihr Bein hochlegen.«
Er nahm mich am Arm und brachte mich zum Küchentisch. Während ich Platz nahm, bemerkte er, wie mein Rücken aussah. Erschrocken rang er nach Atem. Nach seiner Reaktion hätte mir das Fleisch in Fetzen von den Rippen hängen müssen.
»Ich habe einen leichten Sonnenbrand«, sagte ich. »Das passiert hier jedem.«
»Warum übergießen Sie sich nicht einfach mit Benzin und zünden sich dann an?« Er zog einen Stuhl heran, auf den ich mein Bein legte. »Nicht bewegen.«
Monk eilte in sein Zimmer und kehrte mit einer kleinen grünen Sporttasche zurück, die er auf dem Tisch abstellte. Dann zog er einen Stuhl für sich heran und holte ein Paar Einweghandschuhe aus der Tasche.
»Was ist da alles drin?«, fragte ich.
»Haben Sie noch nie Rasierzeug gesehen?«
Er holte Jod, antiseptische Creme, Wattestäbchen, Mullbinden, Pinzette, Schere, Klebeband und genügend andere medizinische Vorräte heraus, mit denen man ein kleines Krankenhaus hätte versorgen können.
»Sie haben das alles als Rasierzeug mitgebracht?«, wunderte ich mich.
»Ich könnte
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